SÄURE
Bindestrich plus Gabney und den doppelten Doktor, med. und phil. Gabney war Tutor während ihrer Ausbildung und hat sie in die medizinische Fakultät weitergereicht. Dort hatte sie auch ihren Lehrstuhl, Abteilung Psychiatrie. Seiner könnte auch dort gewesen sein, denke ich mir.«
»Du hast die Hürden gerade ein bißchen höher gelegt, Alex. Die medizinische Fakultät ist eine eigenständige Einrichtung. Ich kenne dort niemanden als den Kinderarzt meines Sohnes, und der ist auch nur Kliniker.«
»Egal, was du erfahren kannst, es wäre eine große Hilfe, Seth.«
»Sobald wie möglich?«
»Je schneller, desto besser.«
»Außer in Fragen des Weins, des Käses und der fleischlichen Genüsse. Okay, ich werde sehen, was ich tun kann. Und denk dran, uns mal zu besuchen. Alex. Du darfst mich auch zum Hummeressen ins Legal Seefoods einladen.«
Als letzten rief ich Milo an. Ich rechnete damit, daß der Anrufbeantworter angeschaltet sein würde, aber Rick hob ab: »Dr. Silverman«, es klang, als ob er in Eile war.
»Ich bin’s wieder, Alex, Rick.«
»Ich muß los, Alex, Anruf vom Notdienst, Busunfall, sie haben zu wenig Leute. Milo ist in Pasadena draußen. Hat morgens telefoniert und ist vor einer Stunde weg.«
»Danke, Rick, Bye.«
»Alex? Ich wollte dir nur danke sagen, daß du ihm den Job besorgt hast, er war ziemlich am Boden durch das Nichtstun. Ich hab’ ihm gesagt, er soll doch irgendwas unternehmen, aber es ist nicht viel dabei herausgekommen, bis du ihm den Job vermittelt hast. Also vielen Dank!«
»Ich hab’s nicht getan, weil ich ihm helfen wollte. Er war einfach der beste Mann für den Job.«
»Ich weiß das, und du weißt das. Der Trick war, ihn davon zu überzeugen.«
Im Mittagsverkehr kam ich nur langsam nach San Labrador durch. Während der Fahrt dachte ich über Verbindungen zwischen Boston und Los Angeles nach. Das Tor am Sussex Knoll war geschlossen. Ich sprach mit Madeleine über die Sprechanlage und wurde eingelassen. Weder Milos Fiat noch Ricks Porsche stand vor dem Haus, statt dessen ein kirschrotes Jaguar XJS Kabriolet.
Eine Frau öffnete die Canterbury-Türen, noch bevor ich sie erreicht hatte. Einssechzig, Mitte Vierzig, mit ein paar Extrapfunden, die sie nett abrundeten. Ihr Gesicht hingegen war mager und dreieckig unter schwarzen Locken. Sie trug ein mattrosa Kleid, das gut zu einem Picknick von Renoir gepaßt hätte. Armreifen klingelten, als sie mir die Hand reichte. »Dr. Delaware? Ich bin Suzan La Famiglia.«
Wir schüttelten einander die Hände.
»Es ist gut, Sie zu treffen«, sagte sie. »Ich würde gern mit Ihnen über unsere gemeinsame Mandantin reden, nicht jetzt sofort, weil ich gerade mitten in einem Gespräch mit ihr bin und ihre Finanzen zu entwirren versuche. Wie wäre es in ein paar Tagen?«
»Selbstverständlich, falls Melissa damit einverstanden ist.«
»Sie ist einverstanden. Ich habe einen Antrag auf Entbindung von der Schweigepflicht mitgebracht - Entschuldigen Sie, kommen Sie zur Therapiestunde her?«
»Nein«, sagte ich, »ich wollte nur sehen, wie es ihr geht.«
»Sie ist offensichtlich in Ordnung, den Umständen entsprechend. Ich war überrascht, wie gut sie sich, in ihrem Alter, in Gelddingen auskennt. Aber natürlich ist das nur mein erster Eindruck.«
»Sie ist eine komplizierte junge Dame«, sagte ich. »Hat sich ein Detektiv namens Sturgis hier sehen lassen?«
»Milo? Er war vorhin hier und ist gerade zum Restaurant des Stiefvaters hinübergefahren. Die Polizei war hier, um Melissa über den Tod dieses McCloskey zu befragen. Ich habe ihnen gesagt, ich wäre noch nicht darüber informiert, und unter diesen Umständen würde ich es ihnen nicht gestatten, mit ihr zu sprechen. Milo schlug vor, sie sollten mit dem Stiefvater reden. Sie haben ein bißchen herumgefuchtelt und gefaucht, aber dann waren sie einverstanden.« Ihr Lächeln besagte, daß der Erfolg sie nicht überrascht hatte.
Der Parkplatz des Tankard war voller Autos, so daß es aussah, als wäre das Restaurant geöffnet: Ramps Mercedes, Noels Toyota, der braune Chevrolet Monte Carlo, Milos Fiat und eine dunkelblaue Buick-Limousine, die ich auch schon einmal gesehen hatte. Der Mann, den Milo beauftragt hatte, den Laden zu überwachen, war nirgendwo zu sehen. Entweder war er nicht auf seinem Posten, oder er verstand es, sich verdammt gut zu tarnen.
Als ich aus dem Seville stieg, sah ich jemanden aus dem Hintereingang des Gebäudes herauskommen und über den Parkplatz rennen.
Es war
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