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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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entfernt. Seine Finger tippten ganz leicht auf die Knöpfe, lösten Hochfrequenzgezirp und Stakkatobewegungen beider Frauenkörper aus.
    »Stellen Sie sich absichtlich so dumm?« fragte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Folter setzt die Absicht voraus, einen Schaden zuzufügen. Ich wende aversive Reize an, um den Lernprozeß zu stimulieren. Aversive Reize sind ein wirksames Mittel, - nur ein weichherziger Schwachkopf wird das bestreiten. Es handelt sich hier genausowenig um Folter wie im Fall einer Impfung oder einer Notoperation.«
    Von Ursulas Knebel her kam ein Ton, wie ihn eine Maus macht, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt.
    Ich fragte: »Es soll nur ein Lernprozeß beschleunigt werden, Professor?«
    Gabney beobachtete mich, drückte dann ein paarmal auf die graue Fernbedienung, so daß die beiden Frauen krampfhaft zuckten.
    Ich zwang mich zu einem gleichgültigen Gesichtsausdruck.
    Er fragte: »Gibt es etwas, das Sie belustigt?«
    »Sie reden da soviel von Behandlung, und trotzdem benutzen Sie die Schocks, um Ihrem Zorn Luft zu machen. Schadet das nicht der Therapie, indem es die Aufeinanderfolge von Reizen und Reaktionen unterbricht? Und warum behandeln Sie Gina mit Ihrer Schocktherapie, wenn Sie doch eigentlich nur Ursula rekonditionieren wollen? Gina ist nur der Reizauslöser, oder?«
    Er schrie mich an: »Ach, halten Sie den Mund!«
    »Sexuelle Rekonditionierung«, sagte ich, »hat man vor Jahren versucht, Anfang der zwanziger Jahre, und sie ist gründlich diskreditiert.«
    »Primitive Methoden, wissenschaftlich unzulänglich. Obwohl es sich zu etwas Wertvollem hätte entwickeln können, wenn die homosexuellen Agitatoren sich nicht so unsäglich breitgemacht hätten, - soviel zum Thema des freien Willens.«
    Ich zuckte wieder die Achseln.
    Er sagte: »Ich nehme nicht an, daß Sie geistig in der Lage sind, die Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen, aber ich will Sie Ihnen trotzdem präsentieren: Ich liebe meine Frau. Sie löst in mir Liebe aus, und dafür werde ich ihr immer dankbar sein. Sie ist ein bewundernswerter Mensch, hat als erste in ihrer Familie den Highschoolabschluß geschafft. Ich habe gleich bei unserer ersten Begegnung festgestellt, daß sie etwas Besonderes war. Die Leidenschaft in ihr, sie hat geradezu geglüht. Also hat mich ihr Problem nicht abgeschreckt. Im Gegenteil, ich nahm die Herausforderung an. Und sie war sowohl mit meiner Beurteilung als auch mit meinem Behandlungsplan einverstanden. Was wir - gemeinsam - vollbracht haben, geschah mit ihrer Einwilligung.«
    Ich sagte: »Sie haben sie gefixt.«
    »Stellen Sie es nicht so hin, als ob ich ein Veterinärmediziner wäre, Sie Idiot! Wir haben zusammen an der Bewältigung ihres Problems gearbeitet. Und die Ergebnisse unserer Arbeit könnten Millionen von Frauen zugute kommen. Der Plan an sich war einfach: Positive Verstärkung heterosexuell bewirkter Erregung und Strafe nach Konfrontierung mit homosexuellem Material. Aber die Durchführung stellte mich vor ungeheure Probleme, - wie sollte ich die Paradigmen der weiblichen Physiologie anpassen? Bei einer männlichen Versuchsperson ist das Messen der Erregung ein Kinderspiel. Mittels einer plasmographischen Penismanschette wird der Grad der Tumeszenz bestimmt. Frauen sind von ihrer Struktur her verschlossener. Unser ursprünglicher Gedanke war, eine Art Minimanschette für die Klitoris zu entwickeln, aber sie erwies sich als unpraktisch. Ich möchte nicht auf die Einzelheiten eingehen. Sie war es, die die Idee einer intravaginalen Feuchtigkeitssonde aufbrachte, die ihr, wie Sie sehen können, so gut sitzt. Vermittels einiger einfacher Analysen der Sekretion konnten wir dann die bioelektrischen Veränderungen mit der tatsächlichen sexuellen Erregung korrelieren. Die Möglichkeiten, die diese Methode bieten, sind enorm. Verglichen mit dem, was wir geleistet haben, sind die Arbeiten von Masters und Johnson primitive Höhlenmalereien.«
    »Phantastisch«, lobte ich sarkastisch, »zu schade, daß nicht funktioniert hat!«
    »Oh, es hat sehr wohl funktioniert, lange Jahre hindurch.«
    »Nicht bei Eileen Wagner.«
    Er streichelte Ursula wieder und wandte sich erneut zu. »Nun, das war ein Fehler, ein Fehler meiner Frau. Schlechte Patientenwahl, Wagner war eine Katastrophe, eine Kuh. Pflaumenweiches Herz, Gutes wollte sie tun. Die Psychologie und Psychiatrie wimmelt ja nur so von ihnen.«
    »Wenn Sie so wenig von ihr hielten, warum haben Sie si dann in Harvard als Kollegin akzeptiert?«
    Er

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