Safari
plötzlich, dass er jeden Laut jenseits der Elektrosperre deutlich hören konnte. Das deutete darauf hin, dass die Luft zwischen seinem Gehege und dem Korridor ungehindert strömte. Trotz ihrer reichlich unterschiedlichen Anatomie legte es auch die Vermutung ausgesprochen nahe, dass Rohstoffmakler aus Chicago und purpurne Aliens von Sonstwo dasselbe himmlische Gas zum Überleben brauchten.
Er schob sich so weit vor, wie er es ohne geschockt zu werden konnte. Er spähte die sachte Biegung des Korridors hinunter und hüpfte auf und ab, während er mit beiden Armen wild über dem Kopf fuchtelte. »He! He, sprecht mit mir! Sagt mir wenigstens, was hier vorgeht! Sagt etwas, verdammt noch mal!«
Weder seine aufdringliche Wut noch die Gesten, mit denen er sie würzte, reichten aus, um die Aliens zu einer Antwort oder Umkehr zu bewegen. Er war wieder allein.
Tage verstrichen. Von Zeit zu Zeit kamen Aliens, um ihn zu beobachten. Einige erkannte er schließlich wieder. Nachdem sie sich fortwährend weigerten, mit ihm zu kommunizieren, ging er dazu über, in seinem Zelt zu schmollen. Das rief eine messbare Reaktion hervor, und keine gute. Die nächsten vierundzwanzig Stunden lang tauchten keine Nahrungssteine und kein Wasser auf. Zum Überleben war er auf seinen begrenzten Vorrat an Energieriegeln und Konservennahrung angewiesen. Wasser stellte kein Problem dar, dank des sich permanent auffüllenden Seeteils. Aber er bezweifelte keine Sekunde lang, dass ihm auch dieses so mühelos entzogen werden konnte, wie ihm die Nahrungssteine verweigert worden waren. Die Lektion war unmissverständlich. Besser das Spiel mitspielen, auch wenn es ihn in Rage versetzte, sich wie ein Tier im Zoo aufführen zu müssen.
Tier im Zoo. Das war kein schöner Gedanke. Leider war es keiner, den er vernünftigerweise ausschließen konnte. Nicht, solange sich keiner der Außerirdischen entschloss, mit ihm zu reden und ihn darüber in Kenntnis zu setzen, was sie mit der Entführung aus seiner Heimat bezweckten. Nein, nicht seiner Heimat, verbesserte er sich. Sie hatten ihn aus seiner damaligen Umgebung gerissen, die zufälligerweise ein Zelt am Ufer eines Sees in der Sierra Nevada war. Das war das Habitat, das sie für ihn reproduziert hatten. Wehmütig bedauerte er, dass sie ihn nicht aus, na ja, zum Beispiel einer Suite im Four Seasons entführt und deren Umgebung kopiert hatten.
Das ging zwei Wochen so weiter, und als die dritte anbrach, war seine Wut in Melancholie und Verzweiflung umgeschlagen. Er war allein, sein Schicksal ungewiss, seine Zukunftsaussichten nicht rosig. Eines Nachts schlüpfte er, die Tatsache ignorierend, dass er zweifelsohne Objekt einer Rund-um-die-Uhr-Beobachtung war, ans seinem Zelt und stürzte sich wie ein Irrer in den Korridor. Er entdeckte, dass das elektrische Feld an Intensität gewann, je weiter man in es eindrang. Abgesehen davon, dass es ihn vorübergehend paralysierte, schleuderte es ihn auch auf den Boden des Geheges zurück. Das war sein erster und einziger Versuch, die Barriere zu durchbrechen. Sorgfältige Untersuchungen hatten schon gezeigt, dass sie ihn lückenlos umgab, vom Grund des Sees bis zum höchsten Punkt, den er springend oder kletternd erreichen konnte. Er konnte sich nicht unter ihr hindurchgraben, über sie springen oder durch sie hindurchlaufen.
Und zu alledem kostete ihn der kurzlebige Fluchtversuch eine weitere Tagesration.
Sonnenschein, Vogelgezwitscher und springende Fische sahen ihn eines künstlichen Nachmittags hinter seinem Zelt sitzen und unkontrolliert schluchzen. Er wusste, dass er das wahrscheinlich nicht tun sollte. Wenn die Aliens ihn beobachteten, sich Notizen machten und dergleichen, dann könnten sie zu dem Schluss kommen, dass er krank war, und dann aktiv werden, um ihn zu »heilen«. Doch alles, was sie unternahmen, war, im Korridor zu stehen und ihn zu beobachten, wie sie es täglich mehrmals taten. Tatsächlich nahm die Zahl der täglichen Besuche sogar merklich ab. Fing er an, sie zu langweilen? Stellte er sich als unzureichend unterhaltsam heraus?
»Ihr lausigen, beschissenen, purpurnen Bastarde!« Mit rotgeweinten Augen drehte er sich auf dem Fleck um, auf dem er saß, und beschimpfte das Paar, das ihn gerade studierte. »Es reicht jetzt! Ich hab es satt! Ich will heim !«
Er ertappte sich dabei, wie er an seine Freunde dachte.
An Charlene, die immer ein freundliches Lächeln für ihn hatte, wenn er ins Büro kam. An Early Hawthorne, der, wenngleich gesetzt und
Weitere Kostenlose Bücher