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Safari

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Titel: Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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trist gekleidet wie ein Bestattungsunternehmer, doch stets einen gewagten Witz auf Lager hatte. An Tyrone »Ty one on« Davis, mit dem er bei ausgelassenen, hastig heruntergeschlungenen Mittagessen in einem der drei Restaurants, die im selben Block wie ihre Büros lagen, die Vorzüge der aktuellen Mannschaftsaufstellungen der Bears und Bulls diskutierte.
    Sicher waren sie anfangs betroffen gewesen, als er nicht wieder zur Arbeit erschien, dann ängstlich besorgt und verzweifelt, und dürften schließlich resigniert haben. Mittlerweile waren sie wahrscheinlich alle überzeugt, dass er tot war. Von einem Bergpfad in eine unzugängliche Schlucht gestürzt, die verdrehten und gebrochenen Glieder von Aasfressern verschlungen. Das würden sie annehmen, und wer könnte es ihnen verdenken? Gott sei Dank war er nicht verheiratet. Gott sein Dank hatte er keine Kinder. Seine Mutter war vor einigen Jahren an Krebs gestorben, aber sein Vater lebte noch, war gesund und hatte wieder geheiratet. Die Vorstellung, wie der alte Mann auf die Nachricht vom Verschwinden und vermutlichen Ableben seines einzigen Sohnes reagieren würde, ließ Walker erneut in Schluchzen ausbrechen.
    Als er schließlich aus dem ausgedehnten Tal seines Jammers auftauchte, erschöpft und nicht mehr in der Lage, eine weitere Träne zu vergießen, sah er, dass die Aliens gegangen waren. Gut. Verdammt gut. Obwohl er wusste, dass die Geste fruchtlos war und vermutlich mit einem weiteren Tag Nahrungssteinentzug oder Schlimmerem geahndet werden würde, hatte er beschlossen, ein paar der größten Steine, die er finden konnte, in die Richtung seiner ständigen Besucher zu werfen. Obwohl er bei den Teams, in denen er gespielt hatte, am liebsten Verteidiger gewesen war, war sein Wurfarm nicht von schlechten Eltern. Vielleicht würde es eine irgendwie geartete Reaktion hervorrufen, wenn ein paar faustgroße Steine von diesen Spitzköpfen abprallten. Viel eher als erwartet näherte er sich dem Punkt, wo es ihn nicht mehr viel kümmerte, wie diese Reaktion aussehen würde.
    Nachdem er einen weiteren guten Wurfstein für seine wachsende Kollektion aufgelesen hatte, blickte er zufällig nach rechts und ließ verblüfft fallen, was er gesammelt hatte.
    Ein Stück des wundervoll überzeugenden Seeufers und der fernen Berge war verschwunden. An ihrer Stelle befand sich unpassenderweise ein Ausschnitt einer städtischen Gasse. Keiner besonders sauberen oder gepflegten Gasse. Mülltonnen, auch umgestoßene, teilten sich den Platz mit hohen, verwahrlosten Zäunen aus Betonblöcken und Holzlatten, die reichlich mit Graffiti versehen waren. Graffiti bedeckten beides. Telefon- und Strommasten, deren Leitungen ins Nichts führten, säumten eine Seite der Gasse. Wie ein totes Rhinozeros dominierte die rostige, ausgeschlachtete Karosserie eines dreißig Jahre alten Cadillacs die klassisch urbane Szenerie.
    Gebannt ging er darauf zu. Als er die Stelle am Boden bemerkte, wo das Elektrofeld normalerweise floss, blieb er stehen. Er streckte vorsichtig eine Hand aus und langte nach dem nächsten Stück Holzzaun, der jetzt auf magische Weise an sein eigenes Gehege grenzte. Der Schock blieb aus, nichts hielt ihn auf. Hier war das Feld einmal deaktiviert worden. Der Zaun fühlte sich real an: altes, verwittertes Holz, voller Splitter und krummer Nägel. Da waren noch mehr Graffiti, primitiv und provozierend, weit entfernt von der Spraykunsteleganz, welche die gelangweilte und zügellose New Yorker Kunstintelligenz bevorzugte. Er sah den Bandenkode, kannte ihn aber nicht.
    In den Tiefen des toten Cadillacs bewegte sich etwas. Walker zögerte, wollte am liebsten hinrennen, um denjenigen zu umarmen, der vielleicht ebenfalls entführt worden war. Eine unwillkürliche Vorsicht hielt ihn zurück. Ein rascher Blick nach rechts zeigte ihm, dass der Korridor leer war. Aber sie mussten ihn beobachten oder zumindest aufzeichnen, was geschah. Eins war sicher: Diese Sektion der Barriere war nicht zufällig deaktiviert worden. Also war diese nahe bevorstehende Begegnung geplant. Irgendein Experiment, dachte er bitter. Oder vielleicht, nur vielleicht, eine Reaktion auf seinen ausgedehnten Heulanfall, seine sichtliche Deprimiertheit.
    Aus dem rostenden Skelett des Luxuswagens schälte sich ein Schatten. Lass es eine heimatlose Frau sein, flehte er still und inständig. Jemand, mit dem er seine Einsamkeit und seine Misere teilen konnte. Jemand, mit dem er wirklich reden konnte. Und sei es auch ein Tippelbruder

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