Safari
»Und du?«
»Dasselbe. Chi – Chicago.«
»He, wir sind Nachbarn! Haste Töne! Na, darauf ein dickes Wuff! Wie heißt du?«
Walker schluckte schwer und setzte sich auf einen geeigneten Stein. »Marcus Walker. Alle nennen mich Marc. Und du?«
Erfrischt von seinem Ausflug ins Wasser schob der Hund die Vorderbeine vor, streckte sich und legte die Pfoten übereinander. »Manchmal ›Blöder Köter‹. Ich höre auch oft auf ›Schaff dich hier raus!‹, aber meistens heiße ich ›Mistvieh‹.«
Innerlich zwar noch angespannt, stellte Walker fest, dass er sich für das Tier zu erwärmen begann. Trotz seiner unnatürlichen Fähigkeit zu kommunizieren, benahm es sich nicht wie das kalte, berechnete Produkt einer Alienfabrik. Sowohl sein Sinn für Humor als auch sein struppiges Fell erinnerten ihn an einen alten Freund, den er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, einen verrückten Defensive Tackle seines Universitätsteams. »So kann ich dich nicht nennen. Was hältst du von George?«
»›George‹.« Der Hund zog den Vorschlag sorgfältig in Betracht, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. Dann nickte er, wobei ihm die Ohren wie Scheuerlappen gegen den Kopf klatschten. »Schlägt ›Mistvieh‹ um Längen. George ist gut. Du bist zwar kein lieblich duftendes Weibchen, Marc, aber es wird nett sein, zur Abwechslung mal einen Kameraden zu haben, jemand von zu Hause, mit dem man reden kann.«
Walker fing an zu grinsen. »Ich habe gerade dasselbe gedacht.« Dann wandten sich seine Augen und Gedanken wieder dem nach wie vor leeren Korridor zu. »Du hast gesagt, die ›Vilenjji‹ wollen dich nicht streicheln. Das sind meine – unsere – Entführer?«
Der frisch gesalbte ›George‹ nickte. »Versnobte Bastarde, nicht wahr? Würden dich eher anspucken, als mit dir zu reden – obwohl ich nicht weiß, ob sie überhaupt Spucke haben. Zumindest habe ich nie einen speicheln sehen. Ist schon schwer genug, sich vorzustellen, wozu all ihre äußeren Teile da sind, auch ohne dass man versucht, sich ein Bild von der Funktion ihrer inneren zu machen.«
Walker nickte wissend und stellte dann die Frage, die er stellen musste. »Du bist nicht irgendein außerirdischer Spitzel, oder? Einer der mich dazu bringen soll, dass ich mich anders benehme?«
»Komisch«, antwortete George. »Ich habe mich dasselbe über dich gefragt. Nein, ich bin keine alberne, dumme Alienanfertigung.« Seine Hinterläufe kamen hoch. »Willst du an meinem Hintern riechen?«
»Ah, nein danke, George. Mir genügt dein Wort dafür, dass du bist, was du behauptest.« Er kauerte sich ein bisschen dichter an seinen auserwählten Granitbrocken. »Und behalte deine Nase bei dir!«
»Werd’s versuchen, Marc. So gut ich kann. Da du Mensch und damit olfaktorisch behindert bist und so, wette ich, dass dir nicht mal aufgefallen ist, wonach diese Trampel, die uns geschnappt haben, riechen.«
»Nein, eigentlich nicht.«
Den Bauch dichter an den Boden drückend, schaute der Hund sich um und flüsterte verschwörerisch: »Mottenkugeln. Sie riechen wie alte, weggeworfene Mottenkugeln.«
Walker tauschte ein Lächeln mit dem Köter aus. »Ohne dir zu nahe treten oder dich beleidigen zu wollen, George, aber nach meinen bisherigen Erfahrungen sprechen Hunde, selbst solche aus Chicago, im Allgemeinen nicht. Jedenfalls kein Englisch.«
»Im Allgemeinen sprechen wir auch kein Vilenjji«, erwiderte George, keineswegs gekränkt. Er hob einen Vorderfuß und kratzte sich bedeutungsschwer am Ohr, bevor er wieder aufblickte. »Implantate. Eines in jedem Innenohr, die, so wie ich es verstanden habe, eine Art universellen Übersetzungsknoten enthalten. Direkt verdrahtet mit dem Gehirn. Deshalb kann man so ziemlich alles verstehen, was man hört. Jedes empfindungsfähige Wesen hier hat sie. Selbst die Vilenjji. Zusätzlich habe ich noch einen Hirnschub bekommen. Hat was zu tun mit Stimulation und Vervielfältigung der zerebralen Lappen. Ich weiß nur, dass Sachen, die mir immer konfus vorkamen, jetzt auf einmal einleuchtend sind.«
»Da hast du es aber gut getroffen«, kommentierte Walker. Der Hund erwiderte seinen Blick und legte den Kopf schief. »Habe ich das? Es war nämlich kein verdammtes Weihnachtsgeschenk. Sie machen es, damit sie zu dir sprechen können und damit du antworten kannst. Um die Kommunikation zwischen Gefangenem und Fänger, zwischen Hund und Vilenjji, etwas zu erleichtern. Nachdem alles fertig und verheilt war und ich die magere Unterhaltung, die
Weitere Kostenlose Bücher