Safari

Sensoren durchzuducken oder sie zu umgehen. Die Sensoren waren dazu bestimmt, die Anwesenheit von nicht mechanischen Körpern festzustellen. Wenn sie berührt wurden, verstärkten sie Beleuchtung und Frischluftzufuhr in dem betreffenden Sektor. An und für sich mochten diese Konsequenzen wünschenswert sein. Das Problem war, wie Sque darlegte, dass mit der Aktivierung solcher Sensoren durch ihre Gegenwart selbige auch irgendeiner zentralen Überwachungseinrichtung auffallen konnte. Und damit könnten die nach ihrer Ergreifung gierenden Vilenjji ihre Position genau bestimmen.
    Also hatten sie sich seit mittlerweile zwei Tagen mit der abgestandenen Luft und der schwachen Beleuchtung begnügt, während sie immer weitergingen und dem Wort und Sachverstand der herrischen K’eremu vertrauten, weil sie keine andere Wahl hatten. Walker tat das nur zu gerne – immer vorausgesetzt, Sque wusste, was sie tat. Sollte sich alles als vergebens erweisen, könnte er sie später immer noch mit ihren eigenen Tentakeln erwürgen.
    »Verrat mir etwas«, forderte er sie auf, nachdem sie sich gerade durch eine besonders schwierige und stinkende vertikale Durchlassröhre gezwängt hatten. »Bist du typisch für deine Spezies? Ich meine, sind die K’eremu alle so wie du?«
    Sie sah ihn mit ihren silbergrauen Augen an. »Wenn du dich damit auf meine Persönlichkeit beziehst, deren Reife und Kultiviertheit jenseits deines schwachen Vorstellungsvermögens liegen, freut es mich, dir mitteilen zu dürfen, dass, falls du je das Glück hast und in den Genuss eines Besuches von K’erem kommst, du feststellen würdest, dass ich, hauptsächlich wegen meiner Einkerkerung auf diesem Schiff, zu einer der höflichsten und verständnisvollsten Vertreterinnen meiner Art geworden bin.«
    Walker erschauderte vom Scheitel bis in die Zehenspitzen.
    »Das ist interessant.« Gezwungen, sich nach unten zu beugen, um nicht gegen die an der Decke verlaufenden Rohleitungen zu stoßen, war Braouk neben einem Paar halb durchsichtiger Röhren stehen geblieben. Die anderen versammelten sich um die massige Gestalt des neugierigen Tuuqalianers.
    Auf den Hinterpfoten stehend und sorgsam balancierend, schnüffelte George an der Stelle, auf die Braouk deutete. Aus einem winzigen Riss sickerte eine Flüssigkeit von der Farbe und Konsistenz verdorbener Sahne. George rümpfte angeekelt die Nase, während er sich wieder auf alle viere stellte.
    »Puh! Riecht wie Industriemüll.«
    »Ich glaube ganz im Gegenteil«, erwiderte Sque, »dass diese sirupartige Flüssigkeit eine der Hauptnahrungsquellen unserer Entführer darstellt.« Sie drehte sich auf ihren Tentakeln, untersuchte die unmittelbare Umgebung und konzentrierte sich schließlich auf mehrere Platten, die eine einzelne Säule umgaben wie schützende Hornschilde einen Dinosaurierrücken. »Ich habe eine Idee.«
    Ein nervöser Walker starrte angestrengt in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es war schon eine Weile her, dass sie einen Vilenjji oder auch nur einen mobilen Wartungsautomaten gesehen hatten. »Diese Idee – es wird doch nicht lange dauern, sie in die Tat umzusetzen, oder?«
    »Nein.« Sie langte nach oben und liebkoste mit drei Tentakeln leicht seinen linken Unterarm. »Vielleicht können wir unsere Freiheit nur noch ein paar Tage behalten. Sollte es diese traurige Eventualität sein, der wir uns beugen müssen, wäre es dann nicht erhebend, mit der Gewissheit in unsere Gehege zurückzukehren, das wir unseren ekelhaften Gastgebern eine kleine Unannehmlichkeit bereitet haben?«
    »O ja!« Ohne überhaupt zu wissen, was die raffinierte K’eremu im Sinn hatte, war George sofort Feuer und Flamme.
    Braouk war gleichermaßen gewillt zu helfen. »Was müssen wir tun, Schiffswanderer, die wir hoffnungsfroh suchen?«
    »Zuerst«, wies sie den Tuuqalianer an, »muss die untere linke Platte geöffnet werden. Sie scheint verschlossen zu sein.«
    Braouk ging zu der Säule, legte ein Tentakel behutsam um die Ränder der versiegelten Schutzplatte und riss sie sanft aus ihrer Verankerung. Die Scharniere dehnten sich kreischend, als wären sie aus Gummi. Sque trippelte neben den Tuuqalianer und ließ sich von ihm auf Vilenjji-Arbeitshöhe heben. Während Walker und George an beiden Enden des Ganges Wache standen, beschäftigte sie sich mit den Lichtern im Inneren.
    Etwa zwanzig Minuten später, als Mann wie Hund schon langsam kribbelig wurden, ließ Braouk sie wieder auf den Boden herunter. Sie hielt mehrere kleine