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den Rest wird es dann von selbst tun!« Zum ersten Mal seit Tagen wedelte George wieder lebhaft mit dem Schwanz.
Walker war nicht so optimistisch. »Bei dir hört sich das an wie ein Kinderspiel.«
»Dann ist es mir nicht gelungen, meine Worte passend zu wählen, denn das wird es nicht sein.« So zuversichtlich Sque auch sein mochte, naiv war sie nicht. »Ich habe das vorher nicht erwähnt, weil ich keine falsche Hoffnung unter jenen Primitiven wecken wollte, für die Wunschdenken eine so wichtige Komponente ihres mentalen Rüstzeugs ist. Aber es ist schon die ganze Zeit über meine Absicht gewesen, solch ein Wagnis einzugehen. Es mag fehlschlagen. Wir können bei dem Versuch umkommen. Aber es ist ein hehreres Ziel, als für den Rest einer begrenzten Lebensspanne durch die Eingeweide dieses ungastlichen Schiffes zu wandern.«
»Nehmen wir mal an, es gelingt uns, mit dem Rettungsboot zu türmen«, dachte George laut nach. »Werden uns die Vilenjji nicht folgen und uns einfach wieder einsammeln?« Schmerzhafte, lange verschüttet gewesene Erinnerungen kamen wieder an die Oberfläche, Erinnerungen an Freunde, die von den unbarmherzigen Angestellten und Fahrzeugen des städtischen Veterinäramts eingefangen wurden, nur um bald darauf wieder zu entkommen und wieder eingefangen zu werden in einem nicht enden wollenden Teufelskreis aus Flucht und Inhaftierung.
»Das wäre möglich«, räumte Sque bereitwillig ein. »Es besteht jedoch eine realistische Chance, dass wir es bis zu einer nahe gelegenen bewohnten Welt schaffen, bevor die Instrumente der Vilenjji uns mit der für eine Verfolgung ausreichenden Genauigkeit erfassen können.« Sie wand einige Tentakel. »Ich frage euch: Ist es nicht einen Versuch wert?«
Walker erhob sich. Seine Depression war noch da, aber eine Woge der Entschlossenheit begann sie fortzuschwemmen. »Alles ist besser, als im Dunkeln herumzustolpern und darauf zu warten, dass die Vilenjji uns wieder schnappen. Selbst wenn wir«, hörte er sich einen Satz aussprechen, von dem er nie geglaubt hatte, dass er ihm über die Lippen kommen könnte, »bei dem Versuch sterben.«
»Das ist mein guter, zielstrebiger kleiner Zweifüßer«, kommentierte Sque beifällig. »Wir werden also den Versuch machen.«
»Wenn du dir so etwas ausdenken kannst, können es dann nicht auch die Vilenjji?«, gab George klug zu bedenken. »Und falls ja – werden sie dann ihre Rettungsboote nicht gesichert haben, mit Wachtposten zum Beispiel?«
Die K’eremu blickte ihn mitleidig an. Also wie sonst auch. »Erstens, ein sekundäres Schiff zu sichern, das dazu bestimmt ist, im Notfall ein schnelles Entkommen zu gewährleisten, hieße dessen Zweck zu negieren. Zweitens, die Gleichgültigkeit, mit der die Vilenjji ihre Gefangenen halten, hindert sie zu glauben, dass einer etwas so Wagemutiges versuchen würde. Denn einem solchen Glauben Raum zu geben, würde bedeuten, diesen Gefangenen Intelligenz und Talente zuzugestehen, die unbequeme ethische Fragen über ihren Handel aufwürfen, welche sich die Vilenjji sehr viel lieber nicht stellen.« Sie fuchtelte energisch mit den Tentakeln, während sie ihre Zuhörer reihum ins Auge fasste.
»Das heißt nicht, dass wir einfach gemütlich zu einem Rettungsschiff spazieren, durch die geöffnete Einstiegsluke schlendern, es in Besitz nehmen und vom Mutterschiff abkoppeln können, ohne uns vorher mit ein oder zwei Hindernissen abgeben zu müssen. Aber es heißt auch nicht, dass es unmöglich ist. Wir werden genauer wissen, welche Schwierigkeiten sich uns entgegenstellen, wenn wir in der betreffenden Lage sind.«
»Und wann soll das sein?« Mit jedem verstreichenden Augenblick spürte Walker, jetzt, da ein Hoffnungsfunken entfacht worden war, wie seine Lebensgeister wiederkehrten.
Sque schloss die Augen. »Wenn der Plan des Schiffes, den ich mir eingeprägt habe, exakt ist, und wir auf keine Ablenkungen oder Verzögerungen treffen, dann würde ich annehmen, nachdem wir alle unseren nächsten Schlafzyklus hinter uns gebracht haben.« Sie sah ihn wieder an. »Morgen, wie du sagen würdest.«
Morgen. Walker blickte fassungslos auf die hochmütige, eingebildete, arrogante Alien hinab. »Und wann wolltest du uns das mitteilen, Sque?«
»Morgen«, antwortete sie kühl. »Eure gegenwärtige miserable psychische Verfassung hat mich bewogen, euch ein wenig früher aufzuklären. Es ist mir bewusst, dass dieser Plan eine ungewöhnliche Anstrengung eurerseits erfordert, aber versucht zumindest,
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