Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
Vom Netzwerk:
Kruste auf seinem Steißbein vermuten ließ, und er am nächsten Tag für einen Sonnenmilch-Werbespot tipptopp sein musste. Letztlich kam heraus, dass es an meinem Kopfkissenüberzug mit Reißverschluss gelegen hatte, während er nur Bettwäsche zum Einschlagen kaufte. Den Disput hatten wir nie kitten können.
    Und genau so ein Typ steht jetzt hinter mir und nervt.
    Während ich betont langsam den Umschlag einstecke, hat er sich von seinem Frauchen losgemacht. Offenbar hat er es wirklich eilig, denn ich spüre, wie er anfängt, hyperaktiv herumzuhampeln. Zieht aber bei mir nicht.
    Ich nehme es tagtäglich mit Hunderten von Menschen auf, die angeblich jetzt und sofort auf der Stelle sterben und für meine Kündigung sorgen, wenn sie ihren Anschlussflug nicht kriegen. Da macht mir ein bisschen Gedrängel rein gar nichts.
    Was kann man denn hier noch machen? Ah ja, es gibt eine Preferred Member Card. Die möchte ich jetzt beantragen.
    Der Typ hampelt so sehr, dass das Baby wach wird und zu schreien beginnt.
    In diesem Moment kommt meine Kollegin Filippa angerast – barfuß. Das Baby wird von ihrem lauten regelmäßigen Taptaptap auf dem Marmorfußboden sofort ruhig und quietscht begeistert beim Anblick ihrer wehenden blonden Haare.
    Ich nehme meinen Preferred-Member-Antrag, mit dem ich ab sofort Minibar-Meilen sammeln kann, im Meridien Bora Bora einen kostenlosen Mangrovensaft zum Frühstück bekomme und ermäßigten Internetzugang in allen Resorts auf den Cayman Islands, und rutsche endlich zur Seite.
    Filippa rast erneut an uns vorbei, zurück zu den Aufzügen, ruft strahlend: »Morgen« in meine Richtung – und wird dann sehr unelegant von einer Frau abgebremst und fast zu Fall gebracht, die ihr einfach einen Koffer in die Hand drückt, dazu einen Dollar und sagt: »It’s the black Subaru outside.«
    Mir tut es natürlich leid, dass meine Kollegin so etwas erleben muss. Andererseits ist es ein sehr beruhigender Anblick für mich. Es liegt also nicht an mir persönlich, an meinem offenen »Was kann ich für Sie tun? Beim Umziehen helfen? Ihre Steuererklärung machen?«-Blick. Es sind einfach die Leute und die Wirkung einer Uniform per se.
    Ich treffe auf den Rest der Crew.
    »Was ist denn mit Filippa?«, frage ich neugierig in die Runde.
    »Sie hat nachts das Zimmer gewechselt, weil ihre Klimaanlage kaputt war, und heute früh erst festgestellt, dass sie ihre Schuhe in dem alten Zimmer vergessen hat.«
    Verstehe. Auch zu anderen kommen die Probleme ins Hotel.
    Während wir zum Ausgang gehen, wo ein Page unsere Koffer netterweise die Stufen hinunterträgt, beschließe ich, in Zukunft einfach so zu tun, als wäre ich das, wofür mich die Menschen halten: » Buenos dias, señor! Natürlich können Sie bei mir auschecken! Hatten Sie etwas aus der Minibar? Macht einhundertelf Euro und vierzig Cents!«
    Das wäre ein netter Nebenverdienst. Dinge, die man nicht ändern kann, muss man akzeptieren.
    Ein Kollege von mir mit Fernbeziehung, macht es ähnlich: Nach dem Dienst war er zum Hauptbahnhof gerast, um seine Freundin abzuholen. Sie lagen sich gerade in den Armen, schmiegten sich aneinander, liebkosten sich, er hielt ihr Gesicht in seinen Händen, und sie drückte ihre Stirn gegen seine – da bestürmte ihn äußerst pampig ein Mann, ob er sich vor Abfahrt des Zuges noch eine Zeitung holen könne. Und ich verstehe mittlerweile nur zu gut, dass er im Liebestaumel sagte:
    »Natürlich, kein Problem.«
    Der Mann hatte noch nicht nach dem Focus im Zeitungskiosk gegriffen, da fuhr der ICE Conrad Röntgen auch schon ab.
    Ich schwöre, wenn das mal passiert, käme ich niemals auf die Idee, mich darüber aufzuregen oder die Situation auszunutzen. Aber ich werde immer, ständig, täglich und überall von Menschen für etwas gehalten, das ich nicht bin.
    Ich stand in einer Steppjacke, mit meiner nudefarbenen It-Bag und einem Regenschirm im Kleinelektrobereich eines Geschäftes, hielt in der rechten Hand einen Caffè Latte und wühlte mich mit der linken durch die DVDs – und dann wurde mir kurzerhand Inkompetenz in Sachen Leuchtdioden in der Abteilung Heimbedarf vorgeworfen!
    Die nächste Frau, die mich im Wäscheladen fragt, ob wir die Stütz-BHs von Passionata wieder reinkriegen und mich bittet, das Seidentop in zweiundvierzig zu holen, werde ich bitten, sich schon mal eine Umkleide zu sichern und sich zu entkleiden, ich reichte ihr das gute Stück dann rein, mit passendem Slip. Und dann werde ich einfach rüber zum Bäcker

Weitere Kostenlose Bücher