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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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gehen und in aller Ruhe eine Nussschnecke essen.
    Der Kapitän deutet mir, ich solle noch kurz auf Filippa warten und in Ruhe meinen Kaffee austrinken, da fällt mir plötzlich auf, dass ich ihn von der Langstrecke her kenne, aus Washington D.C., wo ich eine unschöne Hotel-Episode ganz anderer Natur erlebte …
    Nach einer komatösen ersten Nacht blieben mir wie so oft nur wenige Stunden bis zum Rückflug, also empfahl es sich, ein bisschen Gas zu geben in Sachen Freizeitgestaltung und ein Hop-on/Hop-off -Ticket zu buchen, das es einem ermöglicht, schnell das Wichtigste einer Stadt zu sehen. Außerdem war es Hochsommer und der Sightseeing-Bus vollständig klimatisiert, was durchaus einen Anreiz bot. Mein großer Stopp war dann das National Air and Space Museum . Ich gestehe, ich bin ja nicht so der Louvre-Typ, aber diese Art von Museum ist toll! Die richtige Mischung zwischen Geschichte und gelungenem Entertainment in Form von 3-D-Luftangriffen zum Mitfliegen auf Rosinenbombern. Das ist Amerika.
    Mir stellten sich allerdings nach geraumer Zeit bei der Kälte die Härchen auf, und ich versuchte, dem mit einer Umklammerung meiner selbst entgegenzuwirken, wie ich es im Emergency-Training gelernt habe: Treibt man nach einer Notwasserung im Atlantik, vorzugsweise mit Schwimmweste, soll man die Knie an die Brust ziehen und umarmen, da der Körper zentriert . Das heißt, er leitet alles warme Blut in die lebenswichtigen Organe Herz, Hirn und Lunge und lässt die eher unwichtigen Extremitäten wie Arme und Beine zuerst absterben. Diesen Prozess kann man haltungsbedingt fördern, indem man die Knie an den Körper zieht, umarmt und die Wärme in der Körpermitte so konserviert.
    In ähnlicher Haltung schob ich mich zum Top Gun-Stand, kaufte eine schicke Kette mit zwei Marken, wie sie US-Soldaten tragen, und beschloss, sie nie wieder abzulegen.
    Doch schon nach circa zehn Metern, beim Erreichen der Originalkapsel aus dem Film Apollo 13 , verursachte die billige Aluminiumlegierung leider Pusteln auf meinem Brustbein. Es war ohnehin Zeit, den Rückweg ins Hotel anzutreten. Durch die Kälte bekam ich auch langsam wahnsinnigen Hunger, den die Hitze unterdrückt hatte.
    In meinem Zimmer angekommen, verblieben mir noch eineinhalb Stunden, um mich in Ruhe fertig zu machen – und etwas zu essen. In Deutschland würde es Mitternacht sein, bis wir abflogen. Und bis der erste Service im Flieger vorbei war und ich in die Nähe eines Tabletts kam, das ich mir unter den Nagel reißen konnte, würden locker drei Stunden vergehen.
    Ich setzte mich mit der In Room Dining-Karte aufs Bett und bestellte einen kleinen Ceasar-Salad, das Clubsandwich, dazu extra mashed potatoes und ein Stück Strawberry Cheesecake. Außerdem einen Iced Tea. Dann schaltete ich den Fernseher ein und sprang unter die Dusche. Auf allen Kanälen ging es um Hurricans, die auf irgendeine Küste zurasten.
    Gerade als ich in meinen Hotelbademantel geschlüpft war, klopfte es an die Tür.
    »Roomservice!«
    Ich legte ein paar Dollar Trinkgeld bereit und öffnete. Die Badezimmertür zu meinem Chaos aus Schminkutensilien, Feuchtigkeitsmaske und Haarkur zog ich noch schnell zu.
    Doch statt des Tabletts, das ich erwartet hatte, schob ein Kellner mit Fliege einen ganzen Wagen herein. Einen richtigen Tisch, der für zwei Personen gedeckt war.
    Nachdem ich ihm gedeutet hatte, alles einfach neben das Bett zu stellen und er auf der anderen Seite einen Stuhl heranrückte, fühlte ich mich genötigt zu sagen: »Thank you, so much! We appreciate that – my boyfriend is still in the shower.«
    Kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen, stellte ich noch mit verschiedenen Stimmen und viel Geplätscher eine intakte Beziehung nach. Wie peinlich! Aß ich wirklich so viel, dass man annehmen konnte, ich dinierte zu zweit?
    Schnell zog ich mich an, packte zu Ende, schminkte mich, frisierte die Haare, widmete mich meinem Clubsandwich, für das ich achteinhalb Minuten einkalkuliert hatte, und setzte mich abwechselnd auf beide Seiten, so dass der Eindruck gewahrt blieb, meiner besseren Hälfte hätte es auch super geschmeckt.
    Inzwischen war ich so müde, dass mir nach allem war, aber nicht danach, einen Rückflug über zehn Stunden anzutreten. Gerade als ich das dachte, knisterte es an der Tür. Jemand schob ein DIN-A4-Papier darunter durch:
    Dear Crew,
    due to the latest wheather situation, your flight tonight, SL 419, has been cancelled.
    For further information, please contact your station

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