Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
manager.
Sincerely,
Hilton Managment
Mein Flug? Gecancelt?! Das war mir ja noch nie passiert!
In diesem Moment raschelte es wieder.
Dear Hilton Hotel guest,
we are concerned about your safety! As you might have heard, hurrican »Igor« is on its way to hit the city.
While we do not expect any major inconvenience, we would like to present some safety rules to you.
Moreover, we will be sending most of the staff home, a competent core will be available for you from now on.
Please call 0, if you do need anything.
The Hilton Hotel Direction
Hilton – travel is more than A to B.
Mein Gott, ein Hurrican! Ich komme aus Herten-Scherlebeck! Als Naturkatastrophe bezeichnen wir bei uns eine Schneckenplage in der Schrebergartenkolonie Oer-Erkenschwick – ich hatte keine Erfahrung mit so was!
Die aufgelisteten Regeln waren eine Reihe von Verhaltensmaßnahmen, die wohl auch bei einem Atomkrieg angebracht gewesen wären. Im Wesentlichen, dass man es sich mit einer Taschenlampe, die sie noch brächten, unter dem Bett gemütlich machen und abwarten solle, bis die Rettungskräfte eintreffen.
In diesem Moment klingelte das Telefon, ich zuckte erschrocken zusammen. Es war Stefan, der Purser. In einer halben Stunde war eine Lagebesprechung in seinem Zimmer angesetzt.
Doch außer, dass wir im Fernsehen weiter zusahen, wie Hurrican Igor bedrohlich infrarot gefärbt über den Atlantik auf uns zuwirbelte und seine wahren Ausmaße erst beim Auftreffen auf Land absehbar wären, änderte sich an unserer Lage nicht viel.
Leider war die Crew auch diesmal keine, mit der man besonders warmwerden konnte. Also hoffte jeder das Beste, und wir verabschiedeten uns nach einer Stunde Katastrophen-TV wieder auf unsere Zimmer.
Meine Taschenlampe und ich verbrachten eine äußerst unruhige Nacht bei fest geschlossenen Vorhängen (wegen der möglicherweise berstenden Fenster). Am nächsten Morgen durfte man das Gebäude nicht mehr verlassen, und in der Lobby stand ein kleines Frühstück parat. Den weiteren Tag verbrachten wir wieder vorm Fernseher.
Ich hatte mich im Training damals ja durchaus an den Gedanken eines Erdbebens während eines Japanaufenthaltes gewöhnt und den Skyline - Erdbeben-Leitfaden immer dabei, aber einen »Storm-Guide« gab es nicht. Was bitte schön viel mehr Sinn macht, wenn es um Leben und Tod geht, als der beknackte SkyStyle!
Mittags war klar, dass der Flughafen mindestens einen weiteren Tag lang geschlossen bleibt. Das einzig Gute an der Sache war: Die Spesen liefen weiter, und bei meiner Rückkehr ( falls ich je zurückkehrte und nicht im Atrium des Hotels unter Schutt und Glas begraben wurde) hätte ich ein beachtliches Sümmchen gespart.
Nach drei Tagen spärlichem Essen, reiner Klimaanlagen-Hotelluft, endlosen Rundgängen durch den winzigen Souvenirshop und einer Fülle von Horrornachrichten im Fernsehen, die genauso gut auf diese Art den Weltuntergang hätte ankündigen können, wurde der Flughafen endlich wieder geöffnet, und es ging nach Hause.
Außer einigen herumwehenden Zweigen und Ästen im Garten des Hotels deutete nichts darauf hin, dass wir knapp dem Tode entronnen waren. Aber was soll’s. Ich war reich!
Tiefenentspannt schlenderte ich zur Rezeption, um auszuchecken. Einen Vorgang, den das competent core übernahm, und prompt sah ich mich meinem Zimmerkellner gegenüber, der mich ebenso wiedererkannte.
»So, did you as a couple have a nice stay, Misses Loos?«
Ich nickte gefasst.
»Is he also Skyline crew?«
» Yes … äh … he is .«
Ich deutete im Affekt auf den Rücken unseres ahnungslosen, gut dreißig Jahre älteren Kapitäns, was den Kellner-Rezeptionisten zu einem verschwörerischen Grinsen veranlasste.
» So, shall I put everything on his Crewcard? «
» Oh no! I … äh … will invite him !«
Mein Gegenüber lächelte beeindruckt.
Ich erlitt meine erste offizielle Panikattacke, als er mir die gebündelte Rechnung des Kapitäns und meine überreichte und den gesamten Betrag von meinem Spesenkonto abbuchte. Beim Überfliegen von zweimal Pay-TV, einer Flasche Moët & Chandon Ice Impérial, sämtlichen Süßigkeiten aus der Minibar und drei Massagen im Spa, hatte ich ein enges Gefühl in der Brust. Womit zumindest geklärt war, wie die anderen Verängstigten die Nächte so durchgestanden hatten.
Die Tür des Aufzugs öffnet sich, und Filippa kommt angerannt, mit Schuhen an den Füßen.
»Danke fürs Warten, Charlotte!«
Gemeinsam entfliehen wir dem Baby-Mann und der
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