Sag, dass du eine von ihnen bist
würden nie zulassen, dass ein Zivilist einen Mann in Uniform beleidigte, und sei sie noch so zerlumpt.
Die Flüchtlinge, die von draußen verfolgt hatten, was im Bus vor sich ging, kümmerten sich jetzt um Emeka, der unbedingt in die Savanne laufen und sich mit all den bösen Geistern anlegen wollte, die dort lauern mochten. Er war wie auf Drogen, die Muskeln prall gespannt vor lauter unverbrauchter Energie. Den Flüchtlingen im Park spendete dieser Vorfall ein wenig Trost. Mit Emeka in ihrer Mitte dankte manch einer Gott für den Heiligen Geist, der sie selbst dann beschützte, wenn die Regierung dies nicht mehr konnte. Emeka sah sich im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, und man umdrängte ihn im Dunkeln; einige streckten sogar die Hand aus, um ihn zu berühren. Dann ließ der eine oder andere eine Taschenlampe aufleuchten; wer Kerzen hatte, zündete sie an. Licht umgab Emeka wie ein Heiligenschein, der für einen einzelnen Gläubigen zu groß war und alle umfing, die in seiner Nähe standen.
In der gespenstischen Stille, die sich über den Bus gelegt hatte, stand Jubril auf und näherte sich wie eine Spukgestalt
der Tür. Er sagte, er wolle nach draußen zu seinem Bruder. Er sagte, er hätte tatenlos zugesehen, wie Joseph beim ersten Mal umgebracht wurde, und würde den gleichen Fehler nicht noch einmal begehen. Als man ihn fragte, wer denn Joseph sei, zeigte er auf Emeka und sagte, lieber kehrte er nach Khamfi zurück und stürbe dort, als ohne ihn zu reisen. Jubril standen Tränen in den Augen, und die Flüchtlinge rührte es, wie gründlich er bekehrt worden war. Auch wenn sie sich davor fürchteten, was der ECOMOG -Mann nun anstellen mochte, tröstete sie, dass der Heilige Geist immerhin diesen einen Menschen dem Christentum zugeführt hatte.
Tega wandte sich an Jubril und flüsterte ihm zu, er solle bloß nicht die Aufmerksamkeit des siegreichen ECOMOG -Mannes auf sich ziehen. »Nicht weinen, Gabriel. Überlass alles dem Heiligen Geist.«
»Solltest dich bald richtig taufen lassen!«, sagte Monica. »Wenn wir im Delta sind, taufen wir dich im Fluss wie Jesus im Jordan …«
»Ha, wo gibt es denn im Delta noch einen Fluss, der nicht vom Öl verpestet wurde?«, fragte der Häuptling.
»Deshalb müssen wir Christen gegen die Ölgesellschaften um unsere Flüsse kämpfen!«, sagte Monica. »Die Ölbohrerei, die stört's Gebetsleben, o .«
»Keine Bange«, sagte Ijeoma. »Erst mal zu Hause, wissen wir, was wir gegen die Ölgesellschaften tun. Aber jetzt machen wir, was im Brief an die Römer steht, dass wenn wir selbst nicht spielen können, dann spielt der Heilige Geist für uns! Deshalb ja ist der Heilige Geist auch auf Emeka herabgefahren.« Sie wandte sich an Jubril. »Dieser Emeka kommt aus meinem Dorf, Gabriel. Und nun willst du ohne mich trauern? Jetzt hör schon auf zu flennen.«
Um ihn zu trösten, bot Tega dem Jungen ihren Platz an. Er hätte sich jetzt überall hinsetzen können, da er eine Gastfreundschaft genoss, wie sie dem Bekehrten gebührte. Nur Häupt
ling Ukongo war unzufrieden und sagte, er fände es keine gute Idee, Jubril von ihm zu trennen. Tega, die neben dem Jungen stand, wies er an, Jubril zu seinem früheren Platz zurückzuschicken, aber Tega war dagegen und warf dem Häuptling einen bösen Blick zu. Daraufhin versuchte er, Jubrils Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch sorgte Monica dafür, dass der Häuptling bald wieder davon abließ.
Der Soldat entdeckte Nduese unter einem der Sitze und führte einen Freudentanz auf, einen wilden Reigen der Anbetung und Verehrung. Man machte ihm Platz, denn seit er den Heiligen Geist besiegt hatte, fürchteten ihn die Leute noch mehr.
Der Soldat zog einen eiförmigen Stein in einem kleinen, wassergefüllten Behältnis aus seiner Tasche. Er legte diesen provisorischen Altar auf den Boden, umzeichnete ihn, von Sitzen behindert, mit einem etwas eckigen Kreis und rief Mami Wata, die Göttin der Meere, mit einer ganzen Litanei von Namen an. Er dankte ihr dafür, ihn in den Krieg und heil wieder zurückgeführt zu haben, und dafür, dass er Emeka besiegt hatte. Außerdem versprach er, sich um die Flüsse im Delta zu kümmern und für ihre Sauberkeit zu sorgen, bis sie wieder so waren wie zu der Zeit, ehe Christen und Muslime sie mit frevlerischem Treiben und ihrer Gier nach Öl verschmutzt hatten.
Er hockte vor dem provisorischen Schrein. »Verlass mich jetzt nicht, Mutter«, sagte er. »Denk dran, jeden Morgen habe ich zu dir
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