Sag, dass du eine von ihnen bist
bloß wissen, wetin er in der Tasche hat«, erwiderte Tega.
Andere baten sie, doch still zu sein, und beklagten sich, es wäre schon schlimm genug, dass der Soldat den Heiligen Geist
mit seinem Irrsinn störte. Dann warnten sie die beiden Frauen, dass es ihnen schlecht anstünde, über Jubril zu urteilen oder sich gar einzumischen; und da der allmächtige Heilige Geist sich nicht um Jubrils Tasche kümmerte, würden sie es auch nicht tun. Soweit es sie betraf, schwebte der Heilige Geist bereits über der ganzen Reise. Überall im Bus wurden Dankgebete für Jubrils Bekehrung laut, nur Madame Aniema saß still da und las in einer zerfledderten Ausgabe von Die Nachfolge Christi . Sie benahm sich, als wäre Emeka derjenige, der vor Luzifer in Schutz genommen werden musste. Manchmal, wenn er in ihre Richtung wankte, bespritzte sie ihn mit Weihwasser, ohne auch nur den Blick zu heben. Einige andere Katholiken wiederum, die sich Emekas Gebeten enthielten, saßen mit grimmigen Mienen auf ihren Plätzen und schimpften leise darüber, wie er über die Taufe geredet und dass er das Marienmedaillon einfach hinausgeworfen hatte. Sooft Madame Aniema Emeka mit Weihwasser bespritzte, nickten sie zustimmend. Andere wiederum sahen sie an, als wäre sie eine Ausgabe Satans in Miniaturformat und müsste sich dringend Emekas Reinigungskur unterziehen.
Emeka zeigte auf Oberst Usenetok: »Möge Euer Juju vom Blute Christi vernichtet werden.«
»Amen!«, pflichtete ihm der Bus bei und reagierte damit weit enthusiastischer als noch zuvor bei Jubril. Der Kreis um Emeka öffnete sich, und alle richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den irren Soldaten. Die meisten Passagiere standen nun, bereit, den Heiligen Geist nötigenfalls tatkräftig zu unterstützen.
»Jesus, gegen die Muslime ist dein Blut bereits über uns gekommen«, sagte Emeka und blieb Aug in Aug vor dem Soldaten stehen. Der Häuptling räusperte sich, als das Wort Muslime fiel, und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Monica stupste ihn an, damit er Ruhe gab, und sagte, der Heilige Geist könne sich nicht irren.
»Sie schon wieder«, sagte der Soldat lachend. »Was hab ich Ihnen denn getan?«
»Mund halten!«, wurde der Oberst von Tega angeherrscht, die hinter Emeka aufragte, einen ihrer Clogs in der Hand.
»Warum sind Sie denn gegen mich, Lady?«, fragte der Soldat.
»Keine Sorge«, antwortete sie. »Der Heilige Geist macht Ihnen schon Feuer unterm Hintern.«
»Fasst mich der Kerl noch mal an, bring ich ihn um.«
»Gegen den Heiligen Geist kann man nichts machen. Wer hat dich denn auf die Welt gebracht?«
Der Soldat stand ungerührt da und schien sich mehr für die Leute hinter Emeka als für dessen Gebrabbel zu interessieren.
»Mögen die Muslime in Khamfi umkommen wie der Pharao mit seiner Armee im Roten Meer«, sagte Emeka, als wäre der Soldat ein muslimischer Fanatiker. »In Jesu Namen!«
»Ameeen!«
»Ich befehle dir, befehle dir, Jesus, fahre hernieder, hier, hier, hier und kämpfe gegen diesen Juju!«
Mit diesen Worten fiel Emeka über den ECOMOG -Mann her, und wie zwei Gladiatoren gingen sie zu Boden. Jubril wollte sich auf Seiten Emekas in den Kampf einmischen, wurde aber davon abgehalten. Alle wichen zurück, sagten, hier kämpfe der Heilige Geist und jeder, der nicht wie Emeka von ihm befallen sei, riskiere sein Leben. Die Kämpfer rangen miteinander, zerrten sich an den Kleidern, zerkratzten sich die Haut und beschmutzten den Gang mit ihrem Blut. In lauten Gebeten flehte man Gott an, Emeka möge den Juju-Soldaten besiegen, und veranstaltete überhaupt ein solches Tohuwabohu, dass sich draußen Flüchtlinge um den Bus sammelten, auf und ab hüpften und versuchten, einen Blick auf die Vorgänge im Innern zu erhaschen.
»Aufhören oder wir schießen!« Mit vorgehaltenen Waffen stürmte die Polizei herein, um die Heiliggeist-Kämpfer auseinanderzubringen.
»Nix da!«, rief jemand.
»Hat nix mit der Polizei zu tun!«, warf jemand anderes ein.
»Bei so 'nem Kampf könnt ihr mit euren Waffen nix machen«, sagte Monica. »Ist ein Kampf für Gott, nicht für Cäsar.«
»Vergesst nicht, Polizisten, wenn ihr diesen ECOMOG -Soldaten mit uns nach Hause fahren lasst, sterben wir alle!«, sagte Tega.
Oberst Usenetok riss sich los und kroch schutzsuchend auf die Polizisten zu, Emeka ihm gleich hinterher. Die Beamten senkten die Waffen, warfen Emeka aus dem Bus und beschimpften ihn, weil er sich mit einem Soldaten angelegt hatte. Sie sagten, sie
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