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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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letzte Nacht.«
    Er bringt mich huckepack ins Bad, zieht mein Nachthemd aus, wirft es in den Mülleimer und dreht die Hähne auf, um ein Bad einlaufen zu lassen. Die Rohre in den Wänden seufzen und pfeifen, doch kommt es mir heute vor, als hörte ich Blut durch die seltsamen Adern von Geistern laufen. Vom heißen Badewasser steigt Dampf auf, in dem sich Papa bewegt; er schluchzt immer noch und wischt sich immer wieder die Tränen mit dem Hemdärmel fort.
    Er wäscht mir das Gesicht, und seine Hände riechen wie rohe Eier. Ich lange nach dem Schalter und mache Licht: Ihn scheint selbst zu erschrecken, wie dreckig seine Hände sind. Er wäscht sie über dem Waschbecken. Wir schwitzen in Hitze und Dampf. Dann will ich die Jalousie hochziehen, aber er hindert mich daran. Im Spiegel sieht mein Mund aus, als wäre ich drauf gefallen. Ich kann mir nicht die Zähne putzen. Mit warmem Wasser und Jod aus dem Schränkchen macht er mir die Lippen sauber.
    Er lässt mich allein, damit ich mich waschen kann, und sagt, ich bräuchte keine Angst zu haben; er bliebe gleich vor der Tür. Nach dem Bad geht er mit mir in mein Zimmer, und ich ziehe mir eine Jeans und ein pinkfarbenes T-Shirt an.
    Als wir wieder im Wohnzimmer sind, setzen wir uns zusammen hin, möglichst weit fort von der Blutwand; ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. Ich bin hungrig. Er bietet mir an, etwas zu essen zu machen, aber ich lehne ab, da ich mit dem geschwollenen Mund nicht essen kann.
    »Hör mal, wir können vor dem hier nicht weglaufen«, sagt Maman.
    Papa zuckt die Achseln. »Aber ich kann es nicht tun. Wie könnte ich?«
    Sie reden wieder über geheimnisvolle Dinge.
    »Du kannst«, sagt sie. »Für Annette hast du es gestern auch getan.«
    »Ich hätte gestern nie zu André gehen dürfen. Großer Fehler.«
    »Wir schulden André unseren Beistand. Er ist jetzt völlig wahnsinnig.«
    Papa tritt ans Fenster und schaut hinaus. »Ich finde, wir sollten zu diesen UN -Soldaten an der Straßenecke laufen.«
    » Ndabyanze! Auf keinen Fall! Wenn dein Bruder nicht kriegt, was er haben will, kommt er wieder und tut uns allen weh.«
    »Die Soldaten sind unsere einzige Hoffnung.«
    »Die? Hoffnungslos.«
    »Nein.«
    »Mein liebster Mann, was du auch entscheidest, lass unsere Kinder leben, ja?«
    »Müssen wir sterben, Maman?«, frage ich.
    »Nein, nein, mein Liebes«, antwortet Maman. »Du musst nicht sterben. Uzabaho . Du wirst leben.«
     
    Draußen scheint die Vormittagssonne jetzt sehr hell, und obwohl die Jalousien noch unten sind, kann ich die Kleidung meiner Eltern deutlich sehen. Papas hellbraune Jeans ist voll dunkler Flecke, und Maman ist sehr dreckig, das Kleid staubbedeckt, so als hätte sie sich die ganze Nacht auf dem Boden gewälzt. Sie riecht nach Schweiß. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, gestern Abend auszugehen; sie geht sonst nie abends aus. Sie sagt, es würden schon zu viele schlimme Frauen abends ausgehen müssen, weil Ruanda doch immer ärmer wird.
    »Maman! Maman!«, kreischt Jean plötzlich. Bestimmt hat er einen Alptraum. Maman schüttelt schuldbewusst den Kopf, rührt sich aber nicht, als hätte sie das Recht verloren, unsere Mutter zu sein. Ich gehe mit Papa ins Schlafzimmer, und Jean stürzt sich auf ihn, schreit aber weiter nach Maman. Erneut unterbricht ein gedämpftes Niesen die Stille. Ein Geist ringt keuchend nach Luft, fast, als würde er ersticken. Wir klammern uns an Papa, der Weihwasser mit ins Schlafzimmer gebracht hat.
    »Ist okay, ist okay«, sagt Papa, schaut sich um und versprengt Weihwasser, als wäre er gekommen, um nicht uns, sondern die Geister zu trösten. Gemeinsam lauschen wir auf den rasselnden Atem des Geistes. Die Züge kommen immer seltener. Sie hören ganz auf. Papa und die Geister seufzen, als wäre der Leidende einen zweiten Tod gestorben. Papa kommen Tränen, und die Lippen bewegen sich, doch ist kein Wort zu hören. Wie der Zauberer befehligt er die Geister, nur ohne Stab.
    Jemand beginnt, an die Haustür zu hämmern. Rasch reicht mir Papa meinen Bruder. »Mach die Tür nicht auf!«, zischt er Maman im Wohnzimmer zu, dreht sich zu mir um und sagt: »Und du rührst dich mit deinem Bruder nicht vom Fleck!« Er bleibt bei uns, ist in Gedanken aber im Wohnzimmer, und wir können hören, wie Maman den Tisch beiseiterückt, die Tür aufmacht und mit Leuten flüstert. Wir hören Stühle und Tische scharren, dann ein Knirschen. Gleich darauf klingt es, als würden auf dem Dach große Vögel mit den

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