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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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schreit: »Wie viele Tutsis hält dein Papa versteckt, Shenge?«
    »Mein Geliebter, sei ein Mann«, unterbricht ihn Maman und schlägt den Blick nieder.
    »Antworte, Shenge!«, grölt jemand. Die versammelten Hutus murmeln und werden ungeduldig. » Wowe, subiza .«
    »Mein Mann, du hast es mir versprochen.«
    Papa schlägt mit der Machete auf Mamans Kopf. Ihre Stimme erstickt, sie fällt vom Bett, fällt mit dem Rücken auf den Holzboden. Wie in einem Traum. Papa lässt das Messer fallen. Er hat die Augen geschlossen, die Miene ist gefasst, aber er zittert.
    Maman streckt sich auf dem Boden aus, als wollte sie gähnen. Ihre Füße zucken, die Brust hebt sich und verharrt, als hielte sie den Atem an. Überall ist Blut – auch auf den Umstehenden. Es fließt in Mamans Augen. Sie schaut uns durch das Blut an. Sie sieht, wie Papa zum Zauberer wird, sieht, wie seine Leute ihm Schlimmes sagen. Das Blut überschwemmt ihre Lider, und Maman weint rote Tränen. Meine Blase gibt nach, Pipi rinnt mir an den Beinen entlang ins Blut. Das Blut ist stärker, umspült meine Füße. Langsam schlägt Papa die Augen wieder auf. Er atmet tief und gleichmäßig, bückt sich und schließt Mamans Lider mit zitternder Hand.
    »Lässt du Tutsi leben«, sagen sie ihm, »bist du ein toter Mann.« Und dann gehen sie, manche klopfen ihm auf den Rücken. Tonton André hat sich beruhigt, er streicht sich über seinen Ziegenbart, zupft an Papas Ärmel. Papa deckt Maman mit einem weißen Laken zu und zieht mit dem Mob davon, ohne Jean oder mich noch einmal anzuschauen. Mamans Ring und das Geld verschwinden mit ihnen.
    Ich weine mit den Deckenleuten, bis mir die Stimme versagt und die Zunge austrocknet. Niemand wird mich je wie
der Shenge nennen können. Ich will auf immer bei Maman sitzen und will zugleich weglaufen. Manchmal glaube ich, sie schläft nur, und ich umarme Hélène unter dem Laken, und das Blut ist das von Hélène. Ich will sie nicht aufwecken. Mein Verstand gehorcht mir nicht mehr; er geht seine eigenen Wege. Er läuft rückwärts, und ich sehe das Blut wieder in Maman hineinfließen. Ich sehe sie so plötzlich aufstehen, wie sie hingefallen ist. Ich sehe Papas Messer aus ihrem Haar auffahren. Sie sagt: »Versprochen mir es hast du.«
    »Ja, Maman«, sage ich. »Du hast es mir versprochen!«
    Mein Aufschrei lässt Jean zusammenfahren. Er stapft in dem Blut herum, als spielte er im Schlamm.
    Ich rede mir ein, dass Maman eine von denen oben im Zwischenboden ist. Noch kann sie nicht runterkommen, es ist nicht sicher genug. Still liegt sie da oben, klammert sich an die Balken, geradeso wie letzte Nacht, als mich der Mann in der gelben Hose angegriffen hat. Sie wartet auf den passenden Augenblick, um mit mir zu weinen. Ich glaube, Tonton André hat Tantine Annette in seinem Zwischenboden versteckt und lässt alle Welt glauben, er hätte sie umgebracht. Ich sehe sie mit ihrem Riesenbauch, Gesicht nach oben gewandt, auf einem Sparren liegen, so wie ich gern auf dem untersten Ast unseres Mangobaums liege und versuche, die Früchte zu zählen. Bald wird Tonton André sie behutsam nach unten bringen. Sie wird das Kind kriegen, und mein Onkel wird ihren Mund mit belgischen Küssen bedecken.
     
    Jean reißt das Laken von Maman und versucht, sie zu wecken. Er streckt ihre Finger, aber sie krümmen sich langsam wieder, als spielte sie mit ihm. Er versucht, Mamans Kopfhälften zusammenzuklappen, doch ohne Erfolg. Also steckt er ihr die Finger ins Haar und nestelt darin herum, das Blut dickflüssig wie rotes Shampoo. Als die Deckenleute weinen, wischt er sich die Hände an ihren Kleidern ab und läuft kichernd nach draußen.
    Ich gehe von Zimmer zu Zimmer, versuche, aus den Deckenstimmen Mamans Stimme herauszuhören. Wenn Stille herrscht, füllt ihre Nähe mein Herz.
    »Vergib uns, Monique«, sagt Madame Thérèse von der Wohnzimmerdecke herab.
    »Wir werden uns immer um J-Jean und d-dich kümmern«, stottert ihr Mann von der Decke in meinem Zimmer. »Deine Eltern sind gute Menschen, Monique. Wir kommen für eure Schulgebühren auf. Ihr gehört jetzt zu unserer Familie.«
    »Schafft diese Leiche von mir runter«, stöhnt Oma de Martin am Ende des Flurs. »Sie ist tot; sie ist tot.«
    »Nur Geduld«, sagt jemand gleich neben ihr. »Wir lassen die Toten vorsichtig nach unten, sonst fallen sie noch durch die Decke.«
    Jemand preist Gott dafür, dass die Ehe meiner Eltern sie gerettet hat. Oma de Martin wird hysterisch und zwingt alle Leute über dem

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