Sag, dass du eine von ihnen bist
nein . Ich klammerte mich an den Fensterrahmen und betete, Fofo möge standhaft bleiben.
Dann packte Big Guy seinen Freund bei den Schultern und schüttelte ihn, bis Fofo sich herumwarf, sich seinem Griff entriss und taumelnd das Gleichgewicht wiederfand. Er wich nicht vor Big Guy zurück, hielt ihm stand.
»Er wird Fofo Kpee noch verprügeln«, flüsterte Yewa. »Big Guy ist gemein. Ist er ein Schläger?«
»Weiß nicht.«
»Big Guy ist böse«, sagte sie mit vor Empörung brüchiger Stimme. »Mit dem tanz ich nicht mehr. Und er kommt auch nicht mit uns nach Gabun. Das sag ich Mama und Papa.«
»Pssst, weine jetzt nicht, okay? Fofo ist stark.«
Plötzlich tauchten vier Polizeibeamte auf und umstellten Fofo; sie kamen zu zweit aus verschiedenen Richtungen, als fürchteten sie, dass Fofo fliehen könnte. Sie schwangen ihre koboko -Peitschen, die Hüften von Pistolen und Schlagstöcken ausgebeult, und schrien auf Fofo ein, während Big Guy sich immer rasender gebärdete. Fofo Kpee hielt den Mund, und er stand reglos wie jemand, der von bissigen Hunden umstellt wird. Nachdem ich eine Weile zugesehen hatte, wusste ich, dass Big Guy wild entschlossen war, Fofos Zustimmung zu erringen. Doch Fofo verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte immer wieder ganz bedächtig den Kopf. Sooft sie in unsere Richtung blickten, duckte ich mich und zog auch Yewas Kopf unters Fenster.
Was für ein Schauspiel! In all den Jahren, seit Fofo als Grenzschlepper arbeitete, war die Polizei nie zu uns gekommen und hatte ihm auch keinen Ärger gemacht, wenn er die Leute betrog. Yewa hielt meine Hand umklammert. Wir wussten nicht, ob wir uns einschließen oder nach draußen zu den Zuschauern laufen sollten, die sich um die Männer versammelt hatten und uns den Blick verstellten.
Die Polizei versuchte, die Zuschauer zu vertreiben, aber sie wichen ihnen nur in großem Bogen aus und schauten weiter zu. Schließlich stürmte Big Guy so abrupt davon, wie er gekommen war, und die Polizei verschwand ebenso plötzlich in verschiedene Richtungen, woraufhin die Zuschauer leicht verwirrt zurückblieben. Fofo stand da und lächelte in die Runde, als sei das Ganze nur ein Scherz gewesen. Wir konnten nicht hören, was er sagte, aber seinen Gesten und dem gelegentlichen Gelächter zufolge hatte er seine gute Laune wiedergefunden. Was für eine Erleichterung, dass er endlich wieder der fofo war, den wir kannten. Nach einer Weile verlor die Menge das Interesse, verschwand in der Dämmerung und ließ ihn allein am Straßenrand zurück, den Blick aufs Meer gerichtet; nur gelegentlich winkte er Leuten zu, die ihm ihrerseits zuwinkten.
Yewa machte sich von mir frei, öffnete die Tür, rannte stolpernd zu ihm und rief: »Fofo! Fofo!« Als er sie hörte, drehte er sich unvermittelt um und öffnete den Mund, doch noch ehe er etwas sagen konnte, blieb Yewa abrupt stehen. Mit einer barschen Handbewegung schickte er sie wieder ins Haus. Schluchzend kam Yewa zurück, während Fofo Kpee weiter aufs Meer und die Straße schaute.
Als er sich endlich umdrehte und zum Haus ging, hielt er den Blick gesenkt, seine Schritte waren kraftlos und die Hände hinterm Rücken verschränkt, als trüge er Handschellen. Er ging langsam, so als wollte er eigentlich gar nicht wieder ins Haus. An diesem Abend zu uns zurückzukommen dürfte ihm schwerer gefallen sein, als mit Big Guy und der Polizei fertig zu werden. Er ging wie ein Student, der ein schweres Vergehen begangen hat und fürchtet, der Universität verwiesen zu werden.
Später erzählte er uns, dass wir nicht länger zur Schule gehen sollten. Da es kein günstiger Zeitpunkt für Fragen zu sein schien, schwiegen wir.
In unserer Gegenwart hat Fofo Kpee weder Big Guy noch Gabun je wieder erwähnt. Doch da Gabun zum Gesprächsstoff für unsere ganze Familie und die unmittelbar bevorstehende Abreise zum kollektiven Traum geworden war, schufen die Lücken in unserem Gespräch ein Vakuum in unserem Leben. Fofo brütete daheim und ging nicht zur Arbeit. Er redete kaum mehr und schien nur mit Mühe aus dem Bett zu kommen. Er trank auch nicht mehr. Dafür las er ununterbrochen in der Bibel und betete viel – allein, nie lud er uns wie früher zum Mitmachen ein. Sein Stolz auf die Nanfang verflog, und er putzte sie nicht mehr jeden Tag, hupte auch nicht mehr ständig und fuhr damit nicht mehr zur Kirche. Er zog sich sogar anders an, trug keine Jacke mehr und keine schönen Schuhe, sondern griff, wenn er aus dem Haus
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