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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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Statue.
    Nach einer Weile gähnte Big Guy und setzte sich dann zu Fofo Kpee, der sich so abrupt aufrichtete, als müsste er sich schützen. Big Guy legte ihm einen Arm um den Hals.
    »Lächle, mon ami , du nimmst das alles zu schwer.«
    »Ich hab mich entschieden«, sagte Fofo mit steinernem Gesicht, die zusammengekniffenen Lippen brüchige Felsvorsprünge. » Efó! «
    » Non, abeg , red nicht comme ça «, sagte Big Guy. »Ich dey gestern doch nur Spaß gemacht … Ich mein, wenn du nicht mehr für unsere NGO arbeiten willst, ist das okay. Sei fair zu dir selbst, au moins . Noch ist nix endgültig, kannst also immer noch deine Meinung ändern. Nur keine vorschnellen Entschlüsse.«
    Eine Weile sah Fofo ihn nur wortlos an. » Peut-être sollten wir unseren Plan erst mal aufgeben.«
    »Am Anfang fühlt man sich immer so. Moi aussi , ich mag die Pläne erst nie. Man kommt sich vor, als tät man die Kleinen ausbeuten, aber eigentlich hilfst du denen doch. Sie kriegen jede Menge Chancen im Ausland. Und wir geben ihnen jetzt schon dreimal am Tag zu essen … und Kleider, Schuhe, Bücher … ist ja nix Schlechtes, oder?«
    »Vielleicht doch.«
    »Kriegst es mit liva zu tun … Feigling, he?«
    »Zeig mir wen, der keine Angst hat.«
    » Mais pourquoi? Warum?« Big Guy klopfte ihm auf den Rücken. » Abeg, courage, oui? «
    » Hén , was? Lass mich in Ruhe … Ich will denen keinen Unterricht mehr geben.«
    »Ach was, wir müssen noch Verhalten auf See machen. Die letzte Stunde.«
    Big Guy sah zu den Löchern zwischen Mauern und Decke auf, nickte und lächelte, als wären sie ihm gerade erst aufgefallen. »So, so, große Veränderungen stehen ins Haus, wie … Selbst die Fenster, die dey offen.«
    »Ist nicht mein Haus. N'gan bayi onú de jlo mi . Oder willste, dass mir die Kinder im eigenen Haus ersticken?«
    » Écoute , wenn ich du wär«, sagte Big Guy, blinzelte uns zu und zog Fofo so nahe zu sich heran, dass sie beide fast vom Bett gefallen wären, »tät ich mich einfach an den Plan halten und diese Kinder unterrichten. Nimm ihnen nicht für nix alle Hoffnung.« Die Federn quietschten, als die beiden ihr Gleichgewicht wiederfanden. Fofo verzog das Gesicht zu einem traurigen Lächeln, gab aber keine Antwort. »Du hast ja bloß Schiss, Kpee.« Big Guy stand auf. »Lass uns draußen reden.«
    »Reden?«
    »Ich hab da eine Kleinigkeit, die ich dir erzählen muss. Lass uns gehen.«
    »Unmöglich«, erklärte Fofo mit ruhiger Stimme, die Ellbogen auf den Oberschenkeln, die geballten Fäuste unterm Kinn. »Ich zahl dir alles zurück. Ich dey mach ein bisschen Geld mit der Nanfang. Gib mir bloß ein bisschen Zeit, na mi tán .«
    »Mit Geld hat das nix zu tun, nur damit, unsern Kindern zu helfen. Wir können dir sogar plus argent geben. Komm raus. Vergiss nicht, du bist unsere Nummer eins in dieser Gegend.«
    »Nimm die Nanfang, abeg .«
    »Nix da«, sagte er und zuckte übertrieben mit den Achseln. »Behalt die Maschine, dieses teuflische Ding. Wir nehmen dir nicht dein täglich Brot, aber du machst dich noch kaputt, wenn du weiter so verhandelst.«
    Da er Fofo nicht in Frieden lassen wollte, folgte ihm unser Onkel nach draußen.
    »Ihr nicht, mes amis «, befahl uns Big Guy in einem Ton, in
dem eine Spur Besorgnis mitklang. »Bleibt drinnen.« Wir nickten. Er machte Fofo die Tür auf und schloss sie wieder, als ob das Haus ihm gehörte.
    Kaum waren ihre Schritte verklungen, stürzten wir ans Fenster und beobachteten sie durch die verschlissenen Jalousien. Sie gingen bis zur Piste, ehe sie stehen blieben. Fofo stand mit dem Gesicht zu uns. Sie waren nicht zu hören. Hinter der Piste erstreckten sich die Plantagen und das Meer, und manchmal sah es aus, als wüchsen die Plantagen im Meer oder als liefen die Passanten auf der Straße wie Jesus über das Wasser.
    Die beiden Männer stritten sich laut mit erhobenen Händen. Vorbeikommende Bekannte erschreckten sie manchmal mit einem Gruß, woraufhin man sie kurz innehalten und ein leeres Lächeln aufsetzen sehen konnte, ehe sie erneut übereinander herfielen, als hätten sie verlorene Zeit gutzumachen. Fofo schüttelte immer wieder den Kopf, als antwortete er mit einem großen Nein auf alles, was sein Freund sagte. Und jedes Mal, wenn ich sah, wie seine Lippen ein nein formten, hätte ich ihm am liebsten Beifall gespendet. Es wurde ziemlich vorhersagbar, und natürlich begann ich ebenfalls, den Kopf zu schütteln, und meine Lippen formten mindestens ebenso viele stumme

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