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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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durch eine Kleinstadt. Ein paar Läden hatten noch auf, und vereinzelt huschten menschliche Silhouetten umher. Der Geruch nach verbranntem Fleisch hing in der Luft. Am anderen Ende der Stadt loderte ein Feuer am Straßenrand
und zerschnitt mit seinem Schein den schönen Mondschimmer. Als wir näher kamen, sah ich, dass die Flammen vor einem Esslokal aus einem Berg Autoreifen aufschlugen. Drei Ziegen oder Schafe wurden geröstet, und zwei Männer, nichts als Muskeln und Schweiß und nur mit Unterhosen bekleidet, schürten das Feuer und drehten die Tiere an langen Spießen.
    »Hast du meine Sachen mitgenommen, Pascal?«, rief Yewa so laut, dass ich sie hören konnte. »Ich will unseren Eltern und Großeltern unsere Bücher zeigen …«
    »Alles hier drin«, rief Fofo und klopfte auf die Tasche. »Und in Braffe kauf ich dir ein neues Kleid.«
    »Ehrlich?«
    » Mówe , ja.«
    Ich blickte mich erneut um. Die beiden Lichter waren näher gekommen, und so, wie das Licht der Scheinwerfer auf und ab hüpfte, war klar, dass diese Fahrer sich keinen Deut um die schlechte Straße scherten. Fofo versuchte, noch schneller zu fahren, doch holten sie immer stärker auf.
    Jetzt teilten sie sich, einer nach links, einer nach rechts. Ich bekam Angst, drängte mich an meine Schwester und sah immer öfter zurück. Jedes Mal stachen mir die Lichter in die Augen. Mein Unterleib schwoll an, so dringend musste ich plötzlich pinkeln, und der Gedanke, uns könnten viele Big Guys verfolgen, schien mir unerträglich.
    Fofo hielt nicht an und sagte kein Wort. Mit dem Motorradfahrer rechts von uns fuhren wir nun Kopf an Kopf. Fofo gab Gas, aber der andere Fahrer war aggressiver. Als er uns überholen und den Weg abschneiden wollte, wich Fofo nach links aus. Das Motorrad auf der anderen Seite wäre uns fast ins Nummernschild gefahren und musste abbremsen. Beide Fahrer hatten einen Beifahrer.
    Ein Fahrer überholte uns und zwang Fofo von der glatten Straße auf den Seitenstreifen, so dass wir von einem Schlagloch ins nächste krachten.
    »Bleib stehen, sofort … arrêtez «, rief der Beifahrer.
    Wir wurden langsamer.
    » D'accord , ich halt an«, sagte Fofo, hielt einen Fuß auf den Boden, rollte an den Straßenrand und legte den Leerlauf ein. » Abeg , tut uns nix«, bettelte er.
    »Schämt euch!«, rief der Beifahrer quer über die Straße, als er langsam und selbstsicher abstieg, während der Fahrer mit laufendem Motor sitzen blieb. »Warum dey bloß abgehauen?«, knurrte er, zog ein Handy aus seiner Tasche und begann der Person am anderen Ende zu versichern, dass alles unter Kontrolle sei. Dann sagte er zu Fofo: »Hast du nicht gewusst, dass wir euch beobachten? Bei dem Geschäft hier gibt's kein Zurück.«
    »Tut mir leid«, sagte Fofo.
    »Es tut dir leid? Mach das Licht aus, Blödmann!«, befahl jemand vom anderen Motorrad, und Fofo gehorchte. Rasch drehte ich mich um, weil mir die Stimme vertraut vorkam, doch konnte ich das Gesicht nicht erkennen.
    Dieser gerade Straßenabschnitt wurde von hohen, üppigen Büschen gesäumt, einem Streifen Urwald entlang der Küste. Das Gebüsch linker Hand dämpfte das Mondlicht und warf triste Schatten auf den unteren Rand der rechten Straßenseite, wohingegen alles, was darüber lag, in gleißendem Licht badete.
    Fofo flüsterte: »Steigt bloß nicht ab, klar?«
    »Ja«, wisperten wir zurück.
    »Und haltet euch verdammt gut fest.«
    Es war, als wären die Leute auf den anderen beiden Motorrädern dermaßen versessen darauf, uns in die Finger zu bekommen, dass sie vergaßen, bis dahin zu fahren, wo wir standen. Stattdessen sprangen sie von ihren Maschinen ab und liefen auf uns zu. Mit vom Scheinwerferlicht noch schmerzenden Augen sah ich die gigantischen Silhouetten näher kommen. Plötzlich legte Fofo einen Gang ein, und wir rasten los. Ich spürte eine gierige Hand an meinem Rücken und duckte mich, ehe
sie nach meinem Hemd greifen konnte. Fofo schaltete das Fernlicht ein und gab Gas.
    Sie waren direkt hinter uns. Der Abstand zu ihnen war kleiner als der Abstand zwischen unseren Betten daheim. Mir gefiel nicht, dass mein Rücken ihr erstes Ziel war, also presste ich mich noch enger an meine Schwester und klammerte mich noch fester an die Maschine. Ich machte mich steif; Windböen fuhren in meine Kleider wie aberhundert Finger, die mich zu schnappen versuchten, und mein Rücken wurde so warm, als würde er von den Scheinwerferlichtern geröstet.
    Wir entfernten uns, Fofo leicht gekrümmt, den Kopf

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