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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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sorgsam durch und sagte dann: »Egal, kein wahala  … répetez après moi : ›Wir wurden von einer freundlichen Mannschaft aus dem Meer gerettet …‹«
    »Wir wurden von einer freundlichen Mannschaft aus dem Meer gerettet«, wiederholten wir.
    »›Wir waren noch mehr, aber ein paar sind tot.‹«
    »Wir waren noch mehr, aber ein paar sind tot.«
    »›Wir wurden ins Meer geworfen, und viele sind gestorben.‹«
    »Wir wurden ins Meer geworfen, und viele sind gestorben.«
    »›Wir waren schon drei Tage auf See, als die Matrosen meinten, wir seien in Gefahr.‹«
    »Wir waren schon drei Tage auf See, als die Matrosen meinten, wir seien in Gefahr.«
    »›Wir waren unterwegs zur Elfenbeinküste, als das Unglück geschah.‹«
    »Wir waren unterwegs zur Elfenbeinküste, als das Unglück geschah.«
    Zufrieden bat er mich aufzustehen und ihm zwei Tassen zu holen. Ich ging zu unserem Geschirrkorb und nahm zwei Tassen heraus.
    »Lasst uns was Interessantes machen«, sagte er. »Das hier sind bloß Salz und Wasser. Keine Angst also. Bereit?«
    »Ja.«
    Vorsichtig goss er Wasser aus dem Krug ein, nippte dann an jeder Tasse und leckte sich die Lippen, als wäre es lecker. Dann hielt er uns die Tassen hin, und wir tranken das salzige Gebräu.
    »Es geht ums Verhalten auf See … Das müsst ihr wissen, wenn das Trinkwasser auf dem Schiff ausgeht … damit überlebt ihr wenigstens noch einen Tag.«
    »Ja, monsieur .«
    »Auch für den Fall, dass man euch über Bord wirft.«
    »Über Bord?«, fragte ich verblüfft.
    »Nur für kurz … aber vielleicht geben sie euch auch Schwimmwesten oder ein großes Brett, an dem sich ein paar von euch im Wasser festhalten können. Das machen wir manchmal, wenn die Navy – mächtig böse Regierungsleute – uns in der Nacht auf See ärgert, kapiert? Das Brett binden wir ans Schiff, also keine Angst. Versteckt euch einfach im Wasser, solange sie unser Schiff durchsuchen. Ihr geht schon nicht unter … Wir wollen ja nix riskieren.«
    »Ist immer gut, vorbereitet zu sein«, sagte ich.
    »In den paar Tagen, wo wir noch hier sind, bringe ich euch zweimal am Tag Salzwasser. Ich bring das mit manger et Frischwasser, okay?«
    »Ja, monsieur .«
    Er wollte schon aus dem Zimmer gehen, blieb aber noch einmal stehen und sagte: »Ach, noch eins – neuer Plan. In drei Tagen bringen wir noch mehr Kinder her. Vorher räumen wir alles raus aus dem Zimmer, wir brauchen Platz. Und ihr macht ihnen klar, dass sie brav sein müssen.«
    »Ja, monsieur .«
    »Noch Fragen? Ou bien , braucht ihr noch wetin ?«
    Yewa und ich sahen uns an.
    »Bitte, kennen Sie Antoinette und Paul?«, fragte ich. »Kommen sie zu uns?«
    »Sind das die Kinder, die Fofo Big Guy versprochen hat?«,
fragte er aufgeregt und musterte unsere Gesichter. »Sagt die Wahrheit.«
    »Nein«, erwiderte ich und freute mich, dass unser Onkel seine Meinung geändert hatte, ehe unsere Geschwister in diese üble Sache verwickelt worden waren.
    »Wer sind die dann?«, fragte er.
    »Big Guy kennt sie«, sagte Yewa. »Mama und Papa haben sie vor einiger Zeit einmal mit zu uns nach Hause gebracht.«
    Der Mann seufzte, und Enttäuschung ließ ihn ein wenig in sich zusammensinken. »Na ja, wenn Big Guy sie kennt, dann könnt ihr mir glauben, dass sie déjà in Gabun sind … Nee, diese Gruppe qui arrive ici kennt ihr nicht …«
    »Und wann reisen wir?«, fragte ich.
    »Sobald sie da sind. Jetzt seid ihr an der Reihe.«
    »Und was ist mit Fofo Kpee?«, fragte meine Schwester.
    »Fofo Kpee?«, fragte er bedrückt, als wüsste er nicht, von wem wir redeten. »Was ist mit dem?«
    »Sehen wir ihn noch mal, bevor wir abreisen?«, fragte ich.
    »Ach, wisst ihr, ich erzähl euch morgen mehr von Fofo«, sagte er und knipste rasch die Taschenlampe aus, ehe ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Er ging aus dem Zimmer.
    Bis spät am Abend konnte ich nicht einschlafen. Draußen war alles still. Ich musste immerzu daran denken, was der Wachposten uns wohl am nächsten Tag erzählen würde. Ich wollte wissen, wie es Fofo im Krankenhaus erging, und falls er wegen unserer Reise ein schlechtes Gewissen hatte, wollte ich ihm sagen, dass das schon in Ordnung war. Inzwischen hatte ich auch begriffen, dass er das Hinterzimmer verputzt hatte, um dort Kinder unterzubringen, bis sie nach Gabun verschifft werden konnten. Ich musste daran denken, wie Big Guy unser Haus begutachtet hatte, damals, als sie die Nanfang brachten, und wie er gesagt hatte, vorläufig würde es genügen.

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