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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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zur Wohnzimmertür. In der Hoffnung, sie zu überraschen, drehte ich mich um, legte mich auf den Boden, streckte mich zu voller Länge aus, riskierte, mit dem verletzten Knie irgendwo anzustoßen, und rollte mich so unters Bett, dass Yewa keine Chance hatte, mir auszuweichen. Ich rollte bis auf die andere Seite und prallte gegen den Stapel gebrauchter Wellblechplatten. Als ich aufstand, regte sich ein Hoffnungsschimmer in meinem Herzen, da mir einfiel, dass Yewa ja oben auf dem Stapel sitzen könnte. Um mich nicht dort an den scharfen Kanten zu schnei
den, wo Nägel gezogen worden waren, tastete ich vorsichtig die Platten ab. Ich fand unseren Geschirrkorb, das Werkzeug, mit dessen Hilfe Fofo die Räume verputzt hatte, und unseren Kleiderkarton.
    »Yewa! Yewa!«, brüllte ich schließlich lauthals und stampfte mit den Füßen auf.
    »Ja, hier«, erwiderte sie mit seltsamer, angsterfüllter Stimme.
    » Wetin geht da drinnen vor?«, rief die Wache von draußen.
    »Ach, nichts, monsieur «, sagte ich, froh, die Stimme meiner Schwester gehört zu haben, und wandte mich dann Yewa zu: »Wo bist du?«
    Ich tastete mich von der Tür zur rechten Ecke vor, trat aber gegen eine Plastikkiste und blieb stehen. Die Freude, Yewas Stimme zu hören, half mir, den Schmerz zu ignorieren.
    »Nichts?«, fragte die Wache. »Redest mit mir?«
    »Nein, ich habe Yewa gemeint«, sagte ich und rang mir ein Kichern ab.
    »Pass nur auf, dass ihr euch nicht weh tut … Ich will jetzt schlafen, n'jlo na gbòjé .«
    »Tut mir leid, dass wir Sie gestört haben, monsieur .«
    Ich stieg über die Kiste und näherte mich mit aufmerksam gespitzten Ohren der Zimmerecke. Als ich unser Wasserfass berührte, das mir bis zur Brust ging und breiter war als meine Arme lang, dachte ich, sie stünde auf dem Deckel, an die Wand gelehnt. Also klopfte ich ans Fass und flüsterte: »Komm da runter, bitte.«
    Doch da flog der Deckel beiseite, und ich fing ihn im letzten Moment auf, ehe er irgendwelchen Lärm machen konnte. Sie hatte sich die ganze Zeit über im Fass versteckt. »Hier bin ich«, flüsterte sie und stand auf.
    »Komm einfach raus, okay?«
    Ich versuchte, sie aus dem Fass zu ziehen, aber sie stieß meine Hände beiseite. »Lass mich in Ruhe. Du bist auf deren Seite.«
    »Ich?«
    »Ja, du.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Doch, stimmt wohl.«
    »Psst!«
    »Lüg mich nicht an. Du hast doch gerade noch mit ihm gelacht … du magst ihn. Du und Fofo Kpee, ihr habt mir nicht gesagt, dass ihr mich verkaufen wollt. Du bist nicht mehr mein Bruder.«
    »Komm bitte erst mal raus«, sagte ich, drehte mich um und hielt ihr, ans Fass gelehnt, meinen Rücken hin. »Steig auf. Ich erklär's dir, aber erst musst du rauskommen, damit er uns sieht, wenn er die Tür aufmacht, sonst …«
    »Ich will aber niemanden sehen.«
    Ich trat einen Schritt beiseite, blieb aber stumm, teils, weil ich nicht wusste, was ich noch sagen sollte, teils, weil ich fürchtete, die Wache zu wecken. In diesem Dunkel mit meiner Schwester zu verhandeln war, als stritte oder kämpfte man mit einem unbekannten Feind, der jeden Augenblick zuschlagen konnte. Ich hätte alles gegeben, um ihr Gesicht sehen zu können. Vielleicht hätten meine Tränen sie von meiner Unschuld überzeugt. Dann aber machte sie ihrem Trotz in einem erregten Stoßseufzer Luft.
    »Sie bringen Fofo um, wenn du nicht brav bist«, redete ich erneut auf sie ein.
    »Tun sie nicht. Er gehört zu ihnen, genau wie du. Lass mich in Ruhe.«
    »Willst du denn nichts essen?«
    »Nie wieder.«
    Da ich sie nicht überreden konnte, versuchte ich es mit Gewalt, aber sie duckte sich, ging in die Hocke, umschlang ihre Knie, presste die Ellbogen an die Seite und zog die Schultern hoch, so dass ich sie nirgendwo fassen konnte. Ich langte nach unten und wollte sie durchkitzeln, um sie nachgiebiger zu stim
men, aber dann hörte ich, wie ihr Mund aufschnappte, und ich spürte ihre Zähne an meinem Handgelenk, allerdings konnte sie nicht zubeißen. Ein Kichern überkam sie, ein wabbliger, sonorer, vom eigenen Körper gedämpfter Laut, mit dem sie sich über mich lustig zu machen schien, vielleicht aber auch über alle Kinderhändler dieser Welt. Ich ließ meine Schwester in Ruhe, legte mich aufs Bett und schlief ein.
     
    Als ich aufwachte, hatte ich Kopfschmerzen und war hungrig. Ich gähnte, streckte mich und stellte überrascht fest, dass Yewa an meiner Seite schnarchte. Fofo Kpees Stöhnen hatte nachgelassen. Das Knie tat weh und war

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