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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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ölverschmiert, und sie hatte sich vorn das Kleid bekleckert. Zufrieden nickte der Mann und ging aus dem Zimmer.
    Während Yewa aß, wischte ich ihr mit etwas Wasser aus der Flasche das Blut vom Ellbogen und trocknete sie mit dem Bettlaken ab. Kaum hatte sie ihre Portion auf, bat sie um mehr. Ich gab ihr meinen Anteil Eintopfspaghetti, den sie in Windeseile auch noch verputzte. Da ich fürchtete, sie könne am Essen er
sticken, riet ich ihr, sie solle sich Zeit lassen, was aber kaum etwas nützte. Ich hätte nicht sagen können, ob sie Angst davor hatte, dass der Wachposten sie beobachtete, oder ob seine herrische Art einen schier unersättlichen Hunger in ihr geweckt hatte.
    Nachdem sie mit essen fertig war, sagte sie, sie müsse zur Toilette. Ich brachte sie zum Eimer, und kurz darauf wurde die stickige Luft durch ihren Gestank noch unerträglicher. Als sie fertig war, riss ich lange Streifen Zeitungspapier ab, zerknüllte sie und gab sie ihr, damit sie sich sauber machte.
    Ich bot ihr noch ihre Portion akara und ogi an, aber sie sagte, sie sei satt, also verschlang ich den Rest.
     
    » Réveillez, réveillez! «, schrie uns die Wache am nächsten Morgen in die Ohren. »Schluss mit schlafen!«
    Mit beiden Händen schirmte ich die Augen vor dem grellen Licht der Taschenlampe und stand auf. Er sagte, Fofo sei ins Krankenhaus eingeliefert worden, stellte den mitgebrachten Krug Wasser auf den Boden und legte die Taschenlampe ab, so dass ihr Strahl wie ein breites V zur Decke leuchtete. Er trug ein langärmeliges Hemd, wie die Einheimischen, blau mit knallroten Blumen, und war ein Hüne von einem Mann, groß wie Big Guy, nur gedrungener, das lange Haar schwarz wie das von unserem Paten. Die enge Hose betonte noch seine massige Figur, die Schenkel sahen darin fast so geschwollen aus wie die Beine von Ringkämpfern. Er ging aus dem Licht, kam zu unserem Bett und hockte sich auf die Wellblechplatten.
    Bei Licht schien das Zimmer viel kleiner, als ich es in Erinnerung hatte; die silbernen Schlösser an Fenster und Türen schimmerten hell.
    »Na, du Fassratte, núdùdú lọ yón na wé ya? «, fragte er Yewa spöttisch.
    »Ja, das Essen war gut«, antwortete sie.
    » Wetin dein Gabuner Name?«
    »Meiner?«, fragte sie und blickte sich fast hilfesuchend nach mir um.
    »Mary«, sagte ich. »Ich heiße Pascal, sie Mary.«
    » E yón. Seid brave Kinder. Hab ich nicht versprochen, dass ich nett zu euch bin, wenn ihr euch anständig benehmt?«
    »Das haben Sie«, sagte ich.
    Mittlerweile lief ihm der Schweiß in Strömen. Er knöpfte sein schönes Hemd auf, blies sich zweimal auf die Brust und wischte sich unaufhörlich mit den Händen über die Stirn. Ich dachte schon, er würde das mitgebrachte Wasser selbst brauchen, um sich abzukühlen, doch rührte er den Krug nicht an. Stattdessen erhob er sich und ging im Zimmer auf und ab wie ein Lehrer vor der Klasse. Ich warf meiner Schwester einen Blick zu und machte mich dann auf eine weitere Unterrichtsstunde gefasst.
    Meine Augen, die sich bereits an die Extreme völlige Dunkelheit und helle Lichtblitze gewöhnt hatten, folgten den Blumen auf seinem Hemd, so dass meine Blicke sie umtanzten wie Schmetterlinge blühende Bougainvilleen. Ging er in die dunkleren Ecken des Zimmers, leuchteten die Hemdblumen weniger hell, weshalb ich mir wünschte, er würde wieder ins Licht kommen.
    »Haben Fofo und Big Guy euch Unterricht gegeben?«, fragte er und drehte sich zu uns um.
    »Ja, monsieur «, antworteten wir.
    » D'accord , Mary, wie viele fofos et tantines Gabonaises as tu ?«
    »Ich habe drei Onkel und zwei Tanten«, antwortete sie.
    »Namen?«
    »Vincent, Marcus und Pierre, Cecile und Michelle.«
    »Gut, gutes Mädchen … Pascal, erzähl mir von deinem Opa, din din .«
    »Opa Matthew ist vor zwei Jahren gestorben«, sagte ich. »Tante Cecile hat zwei Tage lang geweint, und Oma Martha hat sich geweigert, mit irgendwem zu reden …«
    »Ausgezeichnet, Junge, ausgezeichnet«, sagte er, »aber jetzt bekommt ihr nouvelles leçons , okay?«
    Er schwieg und schaute uns erwartungsvoll an.
    »Ja, monsieur «, erwiderten wir.
    »Wir dey fast fertig für die voyage «, sagte er, »und Fofo hat euch toll gut vorbereitet. Pour example , ich schwitz hier drin wie der Teufel, aber wir sind noch nicht fertig damit, euch an die Hitze zu gewöhnen. Na nur Gott allein weiß, warum euer yeye -Onkel Schiss gekriegt hat und mit euch abhauen wollte.« Er fischte ein Blatt Papier aus seiner Tasche, las es

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