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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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geschwollen.
    Ich suchte meinen Weg zum Toiletteneimer und urinierte, wobei ich den Strahl an die Eimerwand lenkte, um möglichst keinen Lärm zu machen. Dann griff ich nach dem Lebensmittelbehälter und begann zu essen, stopfte mir den Mund mit beiden Händen voll. Zum Frühstück gab es akara , also Bohnenkuchen, und ogi , Brei. Die Bällchen akara auf dem ogi waren kalt und teils matschig. Ich sah, dass sich Wasser im Behälter gesammelt hatte, und war so durstig, dass ich ihn mir an den Mund hielt und vorsichtig kippte, bis mir die Tropfen auf die Zunge rannen. Hastig kaute ich die akara -Bällchen, das kalte Bratöl verklebte den Mund. Erst als ich zum letzten Bällchen kam, entdeckte ich eine kleine Plastiktüte im Behälter. Ich machte sie auf und fand vier Zuckerwürfel, die offenbar für den ogi gedacht waren, aber der war über Nacht angedickt, und der Zucker ließ sich nicht mehr untermischen. Also steckte ich mir einen Würfel in den Mund und kaute geräuschvoll, ehe ich Brocken vom ogi zu essen begann.
    Meine Kopfschmerzen hatten aufgehört, aber ich war noch immer nicht satt, und mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich liebäugelte damit, mir etwas von Yewas Portion zu nehmen, aber als ich meinen leeren Behälter abstellte, entdeckte ich, dass es noch mehr gab. Mein Herz machte einen Satz. Da standen
noch zwei Essensbehälter, außerdem zwei Flaschen Wasser. Mir war gleich klar, dass die Wache ins Zimmer gekommen sein musste, während wir schliefen. Ich schnappte mir eine Flasche und hielt sie so, dass mir das Wasser in den Mund gluckerte.
    »Wer trinkt denn so Wasser?«, fragte die Wache aus dem Wohnzimmer. »Willst ersticken? Bist du das, Junge?«
    Ich hielt inne und antwortete: »Ja, monsieur .«
    »Warum hast du deiner Schwester gesagt, sie soll im Wasserfass schlafen?«
    »Ich hab sie da nicht reingesteckt.«
    »Wer denn sonst? Erzähl keinen Blödsinn!«
    »Ich schwöre, ich hab sie nicht da reingesteckt.«
    » Écoutez , morgen früh bringen wir euren fofo ins Krankenhaus. Er hat hohes Fieber. Also sag der Kleinen, sie soll nicht noch mal im Fass schlafen. Wir wollen nicht noch einen Patienten mit Fieber … Wieso hast du kein Frühstück gegessen? Heute Abend kriegt ihr nix.«
    »Ich habe es gegessen … War lecker, vielen Dank.«
    »Iss einfach dein Frühstück und das Mittagessen. Und sorg dafür, dass deine Schwester auch was isst. Sonst komm ich und mach ihr eine Heidenangst.«
    »Ja, monsieur .«
    Mir dämmerte, dass es Nacht war und dass die Wache Yewa ins Bett gelegt hatte. Mit einem letzten Schluck leerte ich die Flasche Wasser, dann richtete ich das Essen her und rüttelte meine Schwester wach.
    Sie sprang aus dem Bett, verschwand im Dunkeln und stürzte schwer zu Boden. Ihr Schrei zerriss die Stille. Für mich war er wie ein Lichtblitz, da er mir ihren genauen Standort verriet. Wütend hastete die Wache herein und ließ den Lichtstrahl einer riesigen Taschenlampe durch das Zimmer wandern. Yewa hatte ihre Stimme verloren und wollte schutzsuchend zu mir zurücklaufen, aber der Mann hielt sie an ihrem Kleid fest.
    » Qu'est-ce que c'est? «, fragte er und zerrte sie zum Bett. »Setz dich und tais-toi! Comprends? Halt die Klappe.«
    »Ja, monsieur «, sagte Yewa und setzte sich.
    »Jetzt iss, aber din din! «, befahl er.
    Das Licht fiel Yewa ins Gesicht. Sie schloss die Augen und schützte den Kopf, als rechnete sie damit, geschlagen zu werden. Am Ellbogen klebte Blut, vermutlich von ihrem Sturz.
    » Manger , hab ich gesagt … fang an«, schrie der Mann.
    »Bitte, Yewa, iss«, sagte ich und machte die Portion Spaghetti mit Eintopf auf.
    »Füttere sie bloß nicht!«, warnte mich der Mann und wandte sich dann an Yewa. »He, hat dein Bruder gesagt, dass du nicht mehr im Fass schlafen sollst?« Meine Schwester nickte. » Respond-moi! «
    »Tut mir leid.«
    » Ajuka vi , schläfst du wieder im Fass, gibt's kein Essen mehr, und ich mach dich tot.«
    »Bitte, nicht töten«, rief Fofo plötzlich aus dem Wohnzimmer mit schwacher, undeutlicher Stimme. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich ihn reden hörte.
    »Ruhe da, yeye- Mann!«, schimpfte die Wache. »Red nie wieder mit denen … jamais .«
    Nur unterbrochen von einzelnen Schluchzern verschlang Yewa verstört einen Bissen nach dem anderen. Sie aß mit beiden Händen, schlabberte und schlürfte den tropfenden Eintopf und ließ sich kaum Zeit zum Kauen, schluckte einfach, so rasch sie konnte. Ihre untere Gesichtshälfte schimmerte

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