Sag doch Ja, John
EKG.
Ich sehe das nicht ein, dachte Courtney. Ich rufe jetzt noch mal Parsons an und bringe ihn zur Vernunft. Es kann doch einfach nicht sein, dass ich innerhalb eines knappen Monats einen passenden Ehemann finden soll!
Nun gut, eigentlich hatte sie insgesamt sehr viel mehr Zeit gehabt, denn ihr Vater war bereits vor elf Jahren gestorben… Aber trotzdem: Sie war eben bis jetzt noch nicht bereit für eine Hochzeit gewesen. Nun denn, eigentlich war sie das jetzt immer noch nicht. Und es würde doch mit dem Teufel zugehen, wenn Parsons kein Verständnis für ihre Lage aufbrächte.
Als Courtney mit dem Anwalt sprach, stellte sich jedoch schnell heraus, dass er ein Herz aus Stein haben musste. Mit monotoner Stimme erklärte er ihr noch einmal, dass er sich genau nach der im Testament festgehaltenen Regelung richten würde. Gerade wollte sie Parsons mit einer weiteren Reihe von Argumenten konfrontieren, da hörte sie es in der Leitung piepen: Offenbar versuchte gerade jemand, sie zu erreichen.
Courtney ignorierte das Geräusch einfach und setzte das Gespräch fort. „Mr.
Parsons, ich lasse mich von Ihnen nicht einschüchtern, ich…“ Nun piepte es schon wieder in der Leitung! Das war jetzt bereits das dritte Mal, dass jemand sie anrief, während sie mit dem Anwalt telefonierte. Und der Anrufer ließ ihr nie lange Ruhe. Hatte er endlich aufgelegt, versuchte er es fünf Minuten später gleich noch einmal. Ihr wurde klar, dass es nichts brachte, den wiederkehrenden Piepton weiter zu ignorieren: Diese Person würde ja doch nicht aufgeben.
„Bleiben Sie bitte kurz in der Leitung, Mr. Parsons“, bat Courtney ihren Anwalt ungeduldig. „Bei mir klopft gerade schon wieder jemand in der Leitung an, der sich einfach nicht abwimmeln lässt.“
„Sieht so aus, als gäbe es hier mehrere Leute, die sich nicht so leicht abwimmeln las…“
Schnell drückte Courtney den Anwalt aus der Leitung. Sie empfand leise Genugtuung dabei, ihn mitten im Satz unterbrochen zu haben.
Nun wandte sie sich dem aufdringlichen Anrufer zu. „Ja, bitte?“ begrüßte sie ihn bissig.
„Miss Tamberlaine?“
Die tiefe Stimme klang irgendwie vertraut, trotzdem konnte Courtney sie nicht einordnen. „Ja, mit wem spreche ich, bitte?“
„Mit John Gabriel, Miss Tamberlaine.“ Offenbar fiel es ihm schwer, die Worte herauszubringen. „Können wir uns vielleicht irgendwo treffen, um uns noch einmal über das Angebot zu unterhalten, das Sie mir heute gemacht haben?“ Eine seltsame Mischung aus Triumph und Enttäuschung überkam Courtney. Da hatte sie ihm doch tatsächlich geglaubt, als er ihr versichert hatte, dass er nicht käuflich sei. Sie hatte tatsächlich geglaubt, dass er anders war als andere. Dabei hätte sie eigentlich wissen müssen, dass die Menschen im Grunde alle gleich waren, wenn man nur ein bisschen an der Oberfläche kratzte. Jeder war käuflich, es war bloß eine Frage der Summe. Hatte sie diese Lektion denn nicht schon oft genug gelernt?
„Warten Sie bitte kurz“, sagte sie knapp. „Ich muss noch schnell mein Gespräch auf der anderen Leitung beenden.“
4. KAPITEL
So hatte Courtney sich das eigentlich nicht vorgestellt.
Ungeduldig durchsuchte sie die gut bestückte Bar, die ihr Vater vor über zwanzig Jahren aus Japan eingeflogen hatte. Wo war bloß die Flasche mit dem Tonic Water? Courtney kam sich vor wie in einem Traum, sie konnte einfach nicht glauben, dass ihr das wirklich alles passierte.
Sie schaute kurz zu dem gut aussehenden Mann hinüber, der auf ihrem riesigen, makellosen weißen Sofa Platz genommen hatte. Obwohl er auf eine ungeschliffene, etwas derbe Art geradezu umwerfend aussah, änderte das nichts.
Es änderte nichts daran, wie es ihr mit dem Gespräch ging, das sie gleich führen würden. Sie war traurig, wütend und trotzig zugleich. Und sie fühlte sich in die Ecke gedrängt.
Dass sie diese Gefühle einmal ihrem zukünftigen Ehemann gegenüber haben würde, hatte sie sich nie träumen lassen. Eigentlich müsste sie doch jetzt überglücklich, berauscht und trunken vor Freude sein – und außerdem Hals über Kopf verliebt, oder zumindest so etwas in der Art.
Mit mürrischem Blick betrachtete Courtney den Hinterkopf ihres zukünftigen Ehemannes, während sie ihm den Drink brachte, den er ihr genannt hatte, nachdem sie darauf bestanden hatte. In diesem Moment drehte er sich zu ihr um, und sie sah schnell nach unten. Als sie ihm schließlich doch in die Augen schaute, hatte sie eine ziemlich
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