Sag doch Ja, John
„Wirklich, Courtney, warum bist du nicht zu mir zurückgekehrt? Immerhin gehöre ich zu deiner Welt. Er nicht.“ Diese verfluchten Worte schienen Courtney zu verfolgen: aus deiner Welt. Sie musste sich beherrschen, um nicht sofort die Geduld zu verlieren. „Mein Mann ist kein Gigolo“, klärte sie Andrew auf. „Und du, Andrew, gehörst überhaupt nicht in meine Welt.“
„Dann hast du deine Ansprüche ein ganzes Stück zurückgeschraubt“, meinte er.
„Im Gegenteil, Andrew“, verbesserte sie ihn knapp. „Ich habe sie seit unserer Trennung ein gewaltiges Stück angehoben.“
„Davon würde ich mich gern mal persönlich überzeugen“, gab er zurück. „Ach, weißt du, Courtney, mein Leben ist nicht mehr das, was es einmal war, seit du mich verlassen hast“, seufzte er theatralisch. Courtney konnte gar nicht glauben, dass sie auf diese amateurhafte Schauspielerei früher tatsächlich hereingefallen war. „Sag doch jetzt bitte nicht, dass es endgültig vorbei ist zwischen uns. Wollen wir uns nicht wieder sehen? Am Wochenende?“
Der Mann war einfach nur Abschaum. „Andrew, ich bin eine verheiratete Frau, erinnerst du dich? Es ist einfach nicht möglich.“
Erneut hörte sie ihn lachen. „Nun komm schon, du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du deine Treueschwüre ernst meinst, oder, Courtney? Ich hätte nie zulassen dürfen, dass du mir durch die Finger schlüpfst.“
„Ich bin dir nicht durch die Finger geschlüpft, Andrew, ich habe gemacht, dass ich wegkam.“ Nichts hätte sie mehr halten können, als ihr endlich klar geworden war, dass er es bloß auf das Vermögen ihres Vaters abgesehen hatte. Er hatte nämlich
den
Fehler
begangen,
einem
Freund
gegenüber mit
seinem
„millionenschweren Fang“ anzugeben. Und sie hatte den Fehler begangen, ihm blind alles zu glauben, was er ihr bis dahin erzählt hatte.
„Ich habe mich seitdem sehr verändert, Courtney“, setzte Andrew wieder an und verlieh dabei seiner Stimme einen leicht flehenden Unterton. Wahrscheinlich hat er Schauspielunterricht genommen, dachte Courtney.
„Fein, ich habe mich auch verändert. Mittlerweile bin ich eine sehr viel bessere Menschenkennerin als früher. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss weg.“
„Ruft der Göttergatte?“ erkundigte sich Andrew von oben herab.
„Ganz genau“, log sie und legte den Hörer auf. Dann atmete sie einmal tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Dieser Mann hatte aber auch Nerven!
Dachte, sie würde einfach alles stehen und liegen lassen, bloß weil er sich ihr gegenüber ein paar Krokodilstränen abgedrückt hatte.
„Wer war das gerade?“
Erschrocken fuhr Courtney herum. Im Türrahmen lehnte John, und ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
Er wirkte ärgerlich… aber es steckte auch noch etwas anderes dahinter.
„Andrew“, beantwortete sie seine Frage. Sie wusste, dass der Name John nichts sagen würde, aber sie hatte jetzt wirklich keine Lust, auch noch eine großartige Erklärung dazu abzuliefern.
Sie sieht so aus, als hätte ich sie bei etwas ertappt, fand John. „Und Andrew ist ein alter… Freund?“ hakte er nach.
Courtney presste die Lippen aufeinander. „So würde ich ihn nicht bezeichnen.“ John wusste sehr wohl, dass es ihn eigentlich nichts anging, wer sie warum anrief, aber er konnte sich nicht zurückhalten. „Wie würdest du ihn denn dann bezeichnen? Wäre Liebhaber vielleicht ein treffenderer Ausdruck?“ Johns Tonfall hob ihre Laune auch nicht gerade. „Und wenn es denn so wäre, was ginge dich das an?“
Da, jetzt hatte sie es also zugegeben! Eine ungeheure Wut packte John. Eine Wut, die er sich auf keinen Fall anmerken lassen durfte. Er bemühte sich also, ruhig zu bleiben. „Das geht mich gar nichts an“, erwiderte er tonlos. „In unserem Vertrag ist das ja ganz eindeutig festgehalten. Du kannst schlafen, mit wem du willst und wann immer dir danach ist.“ Ich bin ja eifersüchtig, stellte John fest.
Das Gefühl war leicht zu benennen, er konnte sich bloß nicht erklären, woher es kam. Schließlich bestand seine Beziehung zu Courtney doch nur auf dem Papier.
„Ich hätte bloß nicht gedacht, dass es bei dir so schnell schon wieder losgehen würde, das ist alles“, sagte er. „Aber ich muss zugeben, ich habe noch nie verstanden, wie die Leute aus deiner Welt ticken.“ Nun war Courtneys Maß voll. Wie verrückt musste sie gewesen sein, jemals auch nur irgendetwas für diesen Mann empfunden zu haben?
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