Sag doch Ja, John
„Weißt du was, ich bin es leid, mir dein dummes Gerede anzuhören. Meine Welt, meine Welt“, imitierte sie ihn gereizt. „Andrew ist mir auch schon damit gekommen. Jedenfalls habe ich eine Neuigkeit für euch beide: Ich gehöre nicht zu einer Welt!“ Am liebsten hätte John Courtney gepackt und geschüttelt dafür, dass sie ein solches
Gefühlschaos
in
ihm
anrichtete.
Zumindest
wollte
er
auf
Nimmerwiedersehen verschwinden. Aber das ging nicht, und der Grund dafür war nicht bloß Katies Operation.
„Und was ist jetzt mit Andrew, gehört er denn nicht in deine Welt?“
„Er scheint das zu glauben“, erwiderte Courtney. „Und er wollte sich dieses Wochenende mit mir treffen.“
Na, dann habe ich ja Recht gehabt, dachte John. „Und, für wann hast du dich mit ihm verabredet?“
Darauf war sie ihm nun wirklich keine Antwort schuldig. Überhaupt schuldete sie ihm nichts, bloß einen Scheck. „Ich habe mich gar nicht mit ihm verabredet“, gab sie trotzdem zurück.
„Hast du also am Wochenende schon etwas Besseres vor?“ Er hasste sich selbst dafür, dass er sich mit der Frage nicht zurückhalten konnte.
„Das habe ich allerdings“, erwiderte sie schnippisch. „Ich habe Katie nämlich schon versprochen, mit ihr nach San Diego in den Zoo zu gehen.“ Darauf war John nicht gefasst. „In den… Zoo?“
„Ja, in den Zoo. Das ist dieser Ort, wo man sich alle möglichen Tiere anschauen kann, weißt du?“ Courtney atmete tief ein. „Das haben wir besprochen, als du heute Nachmittag in der Schlange gestanden hast, um uns Mittagessen zu holen.
Eigentlich wollten wir dich ja auch mitnehmen, wenn du dich gut benimmst. Aber jetzt hast du’s dir verdorben, mein Lieber.“ Courtney stand auf, ihre Augen funkelten vor Zorn. „Und jetzt entschuldige mich bitte, ich gehe schlafen.“ Wenig später war sie schon aus dem Raum gerauscht.
Außer sich vor Wut kam Courtney in ihrem Schlafzimmer an. Am liebsten hätte sie die Tür heftig ins Schloss knallen lassen, aber der Lärm hätte Katie geweckt.
Nun schlug sich Courtney bloß die Hände vor das Gesicht. In weniger als einem Monat war ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden. Jetzt konnte sie in ihrem eigenen Haus noch nicht mal einen anständigen Wutanfall bekommen, ohne sich Gedanken über die Auswirkungen zu machen.
Was war bloß mit ihr los? Als sie sich im Wandspiegel selbst ins Gesicht sah, wusste sie es. Diesen Ausdruck kannte sie nur zu gut. Sie wusste, was er bedeutete.
Es ging schon wieder los. Aber das war doch unmöglich! Es durfte einfach nicht sein, dass sie etwas für ihn empfand… jedenfalls nichts Ernsthaftes. Tränen stiegen ihr in die Augen, ihr Atem wurde unregelmäßig…
Oh nein!
Sie wollte sich weigern, mit aller Kraft, auch nur irgendetwas außer Verachtung für John Gabriel zu empfinden. Schließlich war er ein unausstehlicher, geldgieriger, gefühlloser Klotz, und sie wusste ganz genau, warum er hier bei ihr wohnte. Wegen des Geldes, und zwar ausschließlich deswegen.
Sie fuhr auf, als sie ein Klopfen hörte, und lauschte. Vielleicht war das ja Sloan, der nach dem Rechten sehen wollte, nachdem er ihre lauten Stimmen gehört hatte. Jedenfalls konnte es nicht John sein. Der würde es nicht wagen, sich hier blicken zu lassen.
„Wer ist da, bitte?“ rief sie.
„John.“ In seiner Stimme schwang nun kein Ärger mehr mit, stattdessen glaubte Courtney etwas anderes darin zu hören, das sie aber nicht genauer benennen konnte. Nun denn, ihr sollte das sowieso egal sein. „Darf ich reinkommen?“ Das kam ganz und gar nicht infrage! Wenn er ihr verheultes Gesicht sah, dachte er womöglich noch, sie hätte seinetwegen geweint… und nicht etwa deswegen, weil es ihr leider nicht möglich war, ihn ungestraft ins Jenseits zu befördern.
„Nein“, rief sie also. „Bleib bloß draußen!“
Er drückte trotzdem die Klinke herunter. Dann trat er ein und schloss leise wieder die Tür hinter sich.
Fassungslos starrte Courtney ihn an. „Hast du nicht gehört, was ich eben gesagt habe?“
Als Antwort hob er die Hände, als wollte er sich ergeben. „Ich will mich bloß bei dir entschuldigen.“
Courtney verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn John jetzt dachte, er könnte mit ein paar einfachen Worten ungeschehen machen, was passiert war, dann war er noch verblendeter, als sie angenommen hatte. „Schön. Das hast du nun getan. Und jetzt verschwinde, bitte.“
John bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle.
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