Sag einfah: Ja, ich will
seiner Frau. Nun lächelte Adam sie kurz an, aber es war ein stumpfes Lächeln, ohne jedes echte Anzeichen von Freude.
Der Pfarrer begann mit seiner Ansprache. Währenddessen schlug Ginas Herz so laut, dass sie längst nicht alles mitbekam – die wichtigen Worte aber schon. Die Worte, die ihr Leben verändern würden. Vorerst jedenfalls.
„Ja, ich will“, sagte Adam feierlich. Das waren sie, die entscheidenden Worte. Ihr Herz schien zu rufen: Wenn du nur wirklich wolltest!
Dann war Gina an der Reihe. Adams große, kräftige Hand umschloss die ihre. Nur noch Sekunden. Sie hatte die letzte Gelegenheit, einen Rückzieher zu machen – oder in eine höchst ungewisse Zukunft aufzubrechen.
Nachdem der Pfarrer die Frage gestellt hatte, wurde es in der Kapelle mit einem Mal totenstill. Gina spürte Adams Blick auf sich. Er wartete auf ihre Antwort.
„Ja, ich will“, verkündete sie schließlich, und ihr kam es vor, als ob alle in der Kapelle aufatmeten.
Adam steckte ihr den Ring an den Finger. Und während der kleine, wohlbeleibte Pfarrer die Schlussworte sprach, blickte sie auf ihre Hand herunter. Der Goldring funkelte. Er war dick und breit und aus hochwertigstem Gold, aber ohne jede Verzierung, die ihm Individualität verliehen hätte.
Irgendwie wirkte er kalt und unpersönlich. Genau wie ihre Hochzeit.
Adam nahm Gina in die Arme und gab ihr einen schnellen, kurzen Kuss. Der Pakt war geschlossen. Sie konnte nur hoffen, dass sich nicht alles gegen sie wenden würde.
Zum ersten Mal seit langer Zeit beschlich Adam das Gefühl, dass er keinen Einfluss auf die Dinge hatte, dass er die Kontrolle verlor. Und er hasste dieses Gefühl.
Nun war er hier also gelandet. In der Luxus-Hochzeitssuite des neuesten und teuersten Hotels im an Prunkhotels gewiss nicht armen Las Vegas. Genauer gesagt stand er auf dem Balkon der Suite. Und wartete auf seine Braut.
„Braut.“ Kopfschüttelnd nahm Adam die Champagnerflasche aus dem Eiskübel und goss sich ein Glas ein. Er brauchte jetzt einen Drink. Hätte auch gern was Härteres sein dürfen.
Er trank einen Schluck und ließ seinen Blick schweifen. Ganz in der Ferne sah man die Berge, die ersten Sterne standen schon am noch nicht ganz dunklen Himmel. Die untergehende Sonne verlieh dem Horizont einen orangefarbenen Glanz. In den Straßen unter ihm blinkten und glitzerten zahllose Lichter, wie Juwelen in einer Schatztruhe.
Von hier aus betrachtet, aus dem dreißigsten Stock, war Las Vegas betörend schön. Doch wenn man genauer hinsah, entdeckte man schnell dunkle Ecken und Abgründe. Wie in einer Ehe, dachte Adam und trank einen großen Schluck Champagner. Die Leute glaubten, er und Gina wären von Liebe getragen, in Leidenschaft vereint. So sah es aus der Ferne aus. Doch aus der Nähe? Nur er und Gina kannten die kalte, bittere Wahrheit.
Und was genau bedeutete das?
„Dass du ein berechnender Mistkerl bist“, sagte er leise zu sich selbst. „Dass du eine Frau benutzt, um zu bekommen, was du willst. Und sogar bereit bist, ein Kind zu zeugen und es dann ohne jede Gefühlsregung wegzugeben.“
Es verstörte Adam, dass er plötzlich Gewissensbisse bekam. Er kratzte sich am Kinn, sah in die Nacht hinaus und rief sich ins Gedächtnis, dass die Sache mit dem Kind schließlich Ginas Idee war. Sie war kein Opfer, sondern Mittäterin.
Sein Handy klingelte und riss ihn aus seinen Gedanken. Auf dem Display sah er den Namen seines Bruders. „Was gibt’s denn, Travis?“
„Was es gibt?“, entgegnete sein Bruder. „Du bist gut. Esperanza hat mir gerade erzählt, dass du in Las Vegas bist und heiratest.“
Adam seufzte. Seine Haushälterin redete einfach zu viel. „Ja, das stimmt.“
„Und zwar Gina.“
„Das ist auch richtig.“
„Dann ist deine Einladung an mich wohl in der Post verlorengegangen?“, fragte Travis mit hämischem Unterton.
„Reg dich nicht auf. Es war eine sehr kleine Feier.“
„Ach ja? Immerhin waren ihre Eltern da, wie ich höre.“
„Sind schon wieder weg. Heute Nachmittag im Jet nach Hause geflogen.“
„So, so. Gab’s einen bestimmten Grund, warum deine nächsten Verwandten nicht dabei sein sollten?“
„Es … es ist nicht, wie du denkst.“
„Wie ist es denn? Die Fakten sind doch klar: Du hast ein Mädchen geheiratet, das wir von klein auf kennen. Und du hast es deinen Brüdern verschwiegen.“
„Sie ist kein Mädchen mehr“, widersprach Adam angespannt. „Sie ist eine erwachsene Frau. Und seit wann bin ich dir und Jackson
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