Sag einfah: Ja, ich will
„Adam hat seinen ersten Sohn geliebt. Er würde auch unseren gemeinsamen Sohn lieben, dagegen könnte er sich gar nicht wehren.“
Teresa bekreuzigte sich und gestand: „Ja, er hat den Jungen geliebt, ganz bestimmt. Ach, es war so eine furchtbare Tragödie. Und du weißt genau, dass er sich nach dem Verlust seiner Familie verändert hat.“
Gina rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her, während sie mit der Gabel im Nudelsalat herumstocherte. „Das … das ist doch nach so einem Schicksalsschlag ganz normal, oder?“
„Sicher. Allerdings will er sich nicht ändern, er weigert sich, nach vorne zu sehen. Diese Finsternis in ihm ist schwer wie Blei. Und er will auch gar nicht, dass sie sich aufhellt.“
„Bei aller Liebe, Mom. Das kannst du doch gar nicht wissen.“
Ihre Mutter machte eine wegwerfende Handbewegung. „Alle wissen es, jeder kann es sehen. Nur du willst es nicht wahrhaben.“
Gina seufzte, legte die Gabel hin und sagte: „Ach, Mom. Das haben wir doch schon tausendmal besprochen.“
Teresa Torino stellte ihr Glas ab und beugte sich vor, um ihrer Tochter sanft über den Kopf zu streichen. „Und wir werden es noch tausendmal besprechen. Bis du endlich einsiehst, dass du einen Fehler machst. Was dir nur Kummer bringt und nichts anderes.“
„Mama …“
Die ältere Frau lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine sorgenvolle Miene auf. „Also. Mal angenommen, du wirst schwanger. Und dann? Gehst du dann einfach? Du würdest den Vater deines Kindes einfach so verlassen? Meinst du, das kannst du wirklich? Ohne dass es dir furchtbar wehtut?“
Schon bei dem Gedanken verspürte Gina einen entsetzlichen Schmerz. Aber es wäre sicher kein kluger Schachzug gewesen, das jetzt zuzugeben. Außerdem hoffte sie ja immer noch, dass sie sich nicht von Adam scheiden lassen musste. Dass er sich wünschte, dass sie blieb. „Adam und ich haben eine Vereinbarung getroffen.“
„ Sì.“ Wenn ihre Mutter ins Italienische wechselte, war das kein gutes Zeichen. „Das sagt mir dein Papà auch immer. Eine schöne Vereinbarung ist das. Sag mir: Geht man so in den heiligen Stand der Ehe?“
„Moment mal“, wandte Gina ein und schob sich eine Gabel voll Nudelsalat in den Mund, der wirklich ausgezeichnet schmeckte. „Korrigiere mich bitte, wenn ich etwas Falsches sage. Aber ist nicht Papà nach Italien gegangen, um dich kennenzulernen, weil seine Eltern deine kannten und alle dachten, ihr beiden wärt doch sooo ein schönes Paar?“
Teresa kniff die Augen zusammen. „Oh, meine Tochter ist so schlau. Fast schon zu schlau.“
„Danke“, entgegnete Gina lächelnd. „Auf jeden Fall bin ich klug genug, um die Familiengeschichte zu kennen.“
„Dann dürften dir auch die anderen Hintergründe bekannt sein.“ Teresa beugte sich wieder vor und legte die Un terarme auf den Tisch. „Mein Papà hatte mir gesagt, ich solle Sal Torino heiraten und nach Amerika ziehen. Da habe ich Krawall gemacht und ihm gesagt, dass ich auf keinen Fall einen Mann heirate, den ich nicht liebe. Tja, und dann kam dein Papà …“ Sie seufzte versonnen. „Ein Blick genügte, und ich habe mich sofort in ihn verliebt.“
Ermahnend hob Teresa den Zeigefinger. „Ein Blick. Und ich wusste es. Ich wusste, dass es gut und richtig war. Dass diese Ehe für die Ewigkeit und eine gute Ehe sein würde. Kannst du das von dir auch sagen?“
Gina aß noch einen Happen Nudelsalat, bevor sie ihrer Mutter in die Augen sah und fest erklärte: „Ich liebe Adam schon seit vielen Jahren, Mama. Ein Blick. Und ich wusste es.“
„Das ist nicht das Gleiche.“
„Nein“, entgegnete Gina matt. „ Papà wollte heiraten, Adam nicht. Aber jetzt sind wir verheiratet. Und ich weiß, dass er mich mag.“
„Mögen heißt nicht lieben“, sagte ihre Mutter mit warnendem Unterton.
„Das kann noch werden. Mama, Adam braucht mich. Ich liebe ihn, und ich kriege das Ganze schon noch hin. Für uns beide. Könntest du nicht zur Abwechslung mal auf meiner Seite sein?“
Verblüfft sah Teresa ihre Tochter an. Dann stand sie auf und ging um den Küchentisch herum zu Gina. Sie umfasste ihr Gesicht, zog ihre Tochter näher und nahm sie in die Arme. „Aber, mein Kind, ich bin auf deiner Seite, natürlich bin ich das. Ich bin doch deine Mutter. Du sollst alles bekommen, was du willst, immer. Ich will dich doch nur vor Kummer und Sorgen bewahren.“
Gina genoss diese Umarmung, in die Teresa all ihre Liebe und Wärme legte. Auf
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