Sag einfah: Ja, ich will
übernommen hatte, hatte er schon so einiges erreicht.
Er hatte neue finanzkräftige Käufer für das Getreide und das Vieh gefunden. Neue Pächter für nicht benötigte Weideflächen. Und als Nächstes wollte Adam die Stallungen ausbauen.
Natürlich bedeutete all das, dass er weniger Zeit mit seiner Frau und seinem Sohn verbringen konnte. Natürlich tat Adam das weh, aber das war nun mal der Preis, den er zu zahlen hatte. Schließlich tat er es ja vor allem auch für ihre Zukunft.
„Bitte, bitte“, jammerte Jeremy, und eine einzelne kleine Träne kullerte ihm über die Wange. „Ich will bei dir bleiben, und ich bin auch ganz artig.“
Adam kniete sich vor seinen kleinen Sohn und sah ihm in die Augen. „Ich weiß, dass du artig wärst, Jeremy“, sagte er eindringlich. „Aber Daddy muss arbeiten. Ich kann jetzt nicht mit dir spielen. Spiel doch mit Mommy, das ist bestimmt sowieso viel lustiger.“
Fragend blickte Adam zu der Frau, die hinter seinem Sohn stand. Monica wirkte kein bisschen glücklicher als Jeremy, bei ihr äußerte es sich nur anders. Sie hatte keine Tränen in den Augen – in ihnen spiegelte sich Wut wider. Adam kannte diesen Blick nur zu gut. Er hatte ihn in letzter Zeit öfter gesehen, als ihm lieb war.
Jeremy senkte den Kopf und ließ die Schultern sinken. Die Enttäuschung war dem kleinen Jungen deutlich anzusehen. Er schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Dann trottete er traurig zu dem silber lackierten Wagen, der in der Ausfahrt stand. Adam stand auf und wandte sich seiner Frau zu.
„Das ist mal wieder typisch für dich, Adam“, murmelte sie. Sie blickte kurz über die Schulter, um sicherzugehen, dass ihr Sohn außer Hörweite war.
„Müssen wir das unbedingt jetzt durchkauen?“ Wieder sah er auf seine Armbanduhr.
Monica seufzte theatralisch auf. „Durchkauen“, schimpfte sie. „Allein dieses Wort!“
„Es … es besprechen, meinte ich“, erwiderte Adam kleinlaut. „Muss das unbedingt jetzt sein? Ich habe absolut keine Zeit.“
„Das ist ja das Problem, Adam. Du hast nie Zeit.“
„Aber gerade habe ich wirklich keine.“
„Schau doch in deinen Terminkalender. Vielleicht hast du Dienstag in zwei Wochen mal einen Termin für mich frei. Eine Minute wenigstens. Oder vielleicht sogar zwei, wenn ich Glück habe.“
Er wollte ihr tröstend über die Wange streichen, aber Monica wich zurück. Adam seufzte. „Du weißt genauso gut wie ich, wie viel Verantwortung ich trage.“
„O ja, das weiß ich. Und ob!“
Er war die ganze Situation leid. Immer wieder die gleichen Vorwürfe. Bla, bla, du kümmerst dich zu viel um die Ranch, den ganzen Tag. Monica entfernte sich immer mehr von ihm – und er sich von ihr. War das denn wirklich so schwer zu verstehen? Diese Ranch war das Vermächtnis seiner Familie, seiner Vorfahren. Deshalb musste er sich darum kümmern, und das erforderte viel Zeit. Und, ja, Liebe.
Jeremy war inzwischen eingestiegen und zog gerade die Wagentür zu. Aus dem Augenwinkel sah Adam, wie sein Sohn sorgfältig den Sicherheitsgurt anlegte.
Adam räusperte sich. „Können wir das nicht bitte vertagen? Ich habe eine wichtige Besprechung.“
„Ach ja, klar doch.“ Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre blonden Haare hochflogen. „Ich möchte auf keinen Fall, dass du eine deiner ach so wichtigen Besprechungen versäumst. Und dann noch wegen etwas so Nebensächlichem wie deiner Familie.“
„Zum Teufel noch mal, Monica.“
„Du kannst selbst zum Teufel gehen.“ Damit drehte sie sich um und ging mit großen Schritten wütend zum Auto. Bevor sie die Fahrertür öffnete, sah Monica sich noch einmal um. „Nicht dass es dir überhaupt auffallen wird – aber ich bin der Meinung, du solltest es trotzdem wissen. Wir kommen nicht wieder. Jeremy und ich fahren zu meiner Mutter in San Francisco. Wenn wir eine passende Wohnung gefunden haben, schreibe ich dir die Adresse, an die du unsere Sachen schicken kannst.“
„Jetzt warte doch mal“, rief Adam und lief ihr nach.
Monica stieg blitzschnell ein und ließ den Motor aufheulen. Sekunden später war eine Staubwolke aufgewirbelt und der Wagen nicht mehr zu sehen. So sonnig und heiß der Tag auch war, Adam fröstelte plötzlich. Er war bis ins Mark erschüttert.
Als sich die Staubwolke senkte, stand Adam immer noch regungslos da. Ganz in der Ferne, kaum sandkorngroß, machte er noch das Auto aus, in dem seine Frau und sein Sohn sitzen mussten. Da ertönte plötzlich das
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