Sag einfah: Ja, ich will
ihre Mutter hatte Gina sich immer verlassen können.
Plötzlich dachte sie an Adam, sah ihn vor sich stehen und erinnerte sich an seine Berührungen. Endlich fasste Gina wieder mehr Mut, obwohl ihre Chancen objektiv betrachtet nicht besonders gut standen. Zwei Monate lang lebten Adam und sie jetzt schon zusammen. In seinem Haus hatte Gina sich inzwischen eingerichtet – sie hoffte nur, dass es ihr gelang, auch einen Weg zu seinem Herzen zu finden.
Sie musste es einfach weiter versuchen. Daran glauben und weitermachen, so sollte ihre Devise lauten. Wenn sie zu früh aufgab, würde Gina sich vielleicht ihr Leben lang Vorwürfe machen.
„Ich weiß, dass du nur mein Bestes willst, Mama“, flüsterte sie, und mit jedem Wort klang ihre Stimme entschlossener. „Aber manchmal muss man eben erst durch ein Tal gehen, bevor man sein Ziel erreicht.“
„Deine Frau hat wirklich Ahnung von Pferden“, sagte Sam Ottowell, während er einen Stapel Bestellscheine durchblätterte.
„O ja“, erwiderte Adam lächelnd. „Das hat sie wirklich.“ Er lehnte sich über den Schreibtisch seines Vorarbeiters und griff nach einem Notizbuch. Während er sich einige Stichpunkte notierte, sagte Adam: „Ruf Flanagan an, und bestell noch mehr Hafer. Jetzt, wo Ginas Pferde hier sind, brauchen wir die doppelte Menge.“
„Wird erledigt“, murmelte Sam, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und faltete die Hände über dem massigen Bauch. „Mann, das Mädel hat’s drauf. Die Pferde folgen ihr aufs Wort, fast wie dressierte Hündchen. Für Pferde hat sie ein ganz besonderes Talent.“
Nicht nur für Pferde, dachte Adam. Sie war auch sehr talentiert darin, sein wohlorganisiertes Leben durcheinanderzubringen. Für sich hatte er kaum noch Zeit, seit er diesen Hochzeitspakt mit Gina geschlossen hatte. Und wenn er doch mal einige Minuten für sich hatte – dann musste er schon fast zwanghaft an sie denken.
„Hörst du die Kinder da draußen?“, fragte Sam. Lautes Lachen drang von dem Reitplatz zu ihnen herüber.
„Die sind ja nicht zu überhören“, murmelte Adam. Leider. Nur zu gerne hätte er auf diese Geräuschkulisse verzichtet.
Plötzlich wurde Sam bewusst, dass Kinder immer noch kein gutes Gesprächsthema für seinen Boss waren. Deshalb griff er spontan nach einem Karteikasten und fragte: „Wolltest du eigentlich noch Simpson anrufen wegen der hundert Morgen Land, die er verpachten will?“
„Ja.“ Dankbar nahm Adam den Themenwechsel auf. Er sah auf seine Uhr. „Ich rufe ihn morgen an. Wir können dann …“
Weiter kam er nicht. Ein lauter Schrei ertönte.
Sofort stürmte Adam aus der Scheune, Sam folgte ihm. Zum Glück war nichts Schlimmes passiert, das Kind schrie bereits nicht mehr, sondern lachte wieder. Adam sah zum Reitplatz und verspürte prompt einen Stich im Herzen.
Ein kleiner Junge, er mochte vier oder fünf Jahre alt sein, saß auf dem Rücken eines Tinkers. Seine Eltern standen am Zaun und beobachteten die Reitversuche ihres Sprösslings. Ein etwa zehnjähriges Mädchen, offensichtlich die Tochter, hüpfte ungeduldig auf und ab und wartete darauf, dass sie an die Reihe kam.
Gina ging neben dem Pferd her und hielt den kleinen Möchtegern-Cowboy fest. Der Junge juchzte vor Vergnügen. Adam tat das Herz weh. Unsagbar weh.
Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte den Blick nicht von Gina und dem kleinen Jungen nehmen, während sie ihre Runden drehten. Adam nahm alles ganz genau wahr, fast wie in Zeitlupe. Wie das blonde Haar des Kindes im Sonnenlicht glänzte, wie Gina geduldig lächelte. Immer wieder lachte der Junge fröhlich auf und strich der Stute über den Hals. Seine kleinen Fingerchen waren in der dichten Mähne des Tieres kaum auszumachen.
„Ich … äh … Ich geh’ dann mal wieder in die Scheune und an den Schreibtisch“, sagte Sam und machte sich davon.
Adam konnte nicht anders, er musste das Kind betrachten. Aber er dachte dabei an einen anderen Jungen. Und an einen anderen Tag, an dem die Sonne genauso geschienen hatte wie heute. Es schien Jahrhunderte her zu sein und war Adam doch so präsent.
„Ich will bei dir bleiben, Daddy.“ Jeremys große braune Augen füllten sich mit Tränen. Seine Unterlippe zitterte.
„Weiß ich doch“, sagte Adam und sah seufzend auf seine Armbanduhr. Er war sowieso schon spät dran, die Geschäftspartner warteten. Adam musste Angebote unterbreiten, Verträge unterzeichnen und Träume zerstören. Im Stillen lächelte er. Seit er die Kings-Ranch
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