Sag einfah: Ja, ich will
Wecksignal aus seiner Armbanduhr. Adam musste jetzt wirklich dringend zur Besprechung. Und Monica? Sie sollte sich erst mal beruhigen. Dann würden sie sich aussprechen und eine Lösung finden. Er ging zu seinem Geländewagen.
Das Wichtigste zuerst. Er würde noch gerade eben pünktlich zum Geschäftstermin kommen.
Zwanzig Minuten später waren Jeremy und Monica tot.
Adam schreckte auf.
Jahrelang hatte er sich nicht gestattet, diesen furchtbaren, schicksalhaften Tag Revue passieren zu lassen. Nun hatten ihn die Erinnerungen überwältigt. Wegen dieses Kindes, das immer noch vor Freude juchzend auf dem Pferd saß.
Er fühlte sich, als ob eine riesige Schraubzwinge seinen Brustkorb einklemmte und sich bei jedem Atemzug noch enger zusammenzog. Mit einem Mal nahm Adam Gina und das Kind nur noch wie durch einen langen dunklen Tunnel wahr. Als ob er meilenweit von ihnen entfernt wäre. Da standen sie, sie waren fröhlich und lachten im Sonnenlicht. Er war hier, im Schatten.
Dann sah Gina ihn. Sie winkte ihm freudestrahlend zu. Die Wärme in ihrem Blick, ihr offenes, freundliches Lächeln, Adam hatte das nicht gewollt. Er wollte es immer noch nicht.
Er musste sich eingestehen, dass er sich in den vergangenen Monaten sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt hatte. Zu sehr. An ihren Duft. Daran, wie es sich anfühlte, wenn sie in seinen Armen lag. Nachts wandte Adam sich ihr zu, tagsüber lauschte er auf jedes Geräusch von ihr. Verdammt, es war doch nur eine zeitlich begrenzte Vereinbarung. Und trotzdem bekam es allmählich den Anschein von etwas Dauerhaftem. Gina merkte, dass Adam nicht zurückwinkte. Sofort wandte sie sich wieder dem Jungen zu.
„Die kann gut mit Kindern, wie?“
Überrascht drehte Adam sich um. Tony kam auf ihn zugeschlendert. Adam hatte gar nicht gewusst, dass Ginas Bruder auf der Ranch war.
Tony zog seinen Hut tiefer, weil die Sonne ihn blendete. Dann stellte er sich neben Adam und blickte zu seiner Schwester hinüber. „Mama schickt mich. Ich sollte euch was von ihrem selbst gebackenen Brot bringen, da hab’ ich gedacht, ich schaue meiner Schwester noch ein bisschen bei der Arbeit zu.“ Er warf Adam einen kurzen Blick zu. „Und da scheine ich nicht der Einzige zu sein.“
Adam musterte ihn feindselig. „Worauf willst du denn eigentlich hinaus?“
Er grinste. „Och, auf gar nichts. Ich habe nur deinen Blick gesehen und mir so gedacht: Na, vielleicht entwickelt sich aus diesem geschäftlichen Abkommen ja doch noch was anderes.“
„Da liegst du falsch!“ Falscher konnte er gar nicht liegen. Gerade jetzt, nachdem Adam sie mit dem Kind gesehen hatte, wurde es ihm noch klarer: Gina musste bald wieder aus seinem Leben verschwinden. Je eher, desto besser. Er wollte sein altes Einsiedlerdasein zurück.
„Ich glaube eigentlich nicht, dass ich mich so sehr irre.“ Tony trat aus dem prallen Sonnenschein und ging in den Schatten des Schuppens. Nachdenklich verschränkte Tony die Arme. „Ich muss zugeben: Zuerst war ich ganz auf Mamas Seite, was eure Ehe betrifft. Es schien mir anfangs eine ganz, ganz schlechte Idee zu sein.“ Er blickte kurz zu seiner Schwester hinüber und fuhr dann fort: „Aber Gina fühlt sich wohl hier. Und ich glaube, du fühlst dich wieder wohler in deiner Haut, seit sie hier ist. Sie ist glücklich, und du auch.“
Adam fixierte Tony mit Blicken, nur um der Versuchung zu entgehen, Gina weiter zu beobachten. „Schon wieder völlig daneben, Tony. Ich dachte, du kennst mich. Der Begriff ‚glücklich‘ ist bekanntlich aus meinem Wörterbuch gestrichen.“
„Das war früher aber mal anders.“
„Früher war alles anders. Früher war’s draußen auch länger hell.“ Mit diesen Worten wandte Adam dem ungebetenen Besucher – und Gina – den Rücken zu und ging zurück in die Scheune.
Tony folgte ihm. „Du musst unbedingt den miesen Dreckskerl spielen, was, Adam?“
„Man sollte immer das machen, worin man am besten ist“, entgegnete Adam streng, ohne stehen zu bleiben oder sich umzudrehen. Er hatte keine Lust, sich mit Ginas Angehörigen zu befreunden. Genauso wenig wollte er weiterhin dieses unbezähmbare Verlangen verspüren, wenn er Gina nur ansah. Er wollte, dass sein Leben wie früher war. Bevor Gina sich hineingeschlichen hatte.
Festen Schrittes ging er bis zum Ende der Scheune, wo sich der improvisierte Büroraum befand. Adam trat ein und machte eine Kopfbewegung, die sein Vorarbeiter sofort richtig deutete. Sam sprang von seinem Stuhl auf, nickte Tony
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