Sag einfah: Ja, ich will
antwortete sie und entwand sich seinem Griff. Sie wankte etwas und sah sich unsicher um, als wüsste sie nicht, wo sie war. „Plötzlich kam das Unwetter und …“
Was sie sonst noch sagte, hörte Adam wegen des Regens und des Donnergrollens nicht. Gina blickte an sicher hinunter und schien überrascht zu sein, wie durchnässt sie war.
Vergebens versuchte Adam, die fast legendäre Ruhe und Selbstbeherrschung zurückzugewinnen, die sonst sein Leben ausmachte. Verdammt, er wäre fast verrückt geworden vor Sorge! Während der vergangenen Stunden hatte er ständig nach ihr Ausschau gehalten. Besorgt hatte er das Unwetter herannahen sehen und gehofft, es möge vorüberziehen. Jetzt fühlte er sich völlig erschöpft.
Unwirsch strich er Gina eine Haarsträhne aus der Stirn. „Gina, man reitet hier nicht einfach los und sagt keinem, wohin man will. Dafür ist die Ranch zu groß. Selbst einem erfahrenen Reiter kann etwas Schlimmes zustoßen.“
„Mir geht’s gut“, murmelte sie und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Und hör auf, mich so anzuschreien.“
„Das war erst der Anfang.“ Er konnte sich immer noch nicht beruhigen. Wusste sie denn nicht, was alles hätte passieren können?
Eine Klapperschlange hätte ihr Pferd zum Scheuen bringen können. Ja, es gab sogar Wildkatzen in der Umgebung. Nicht auszudenken, wenn eines der hungrigen Tiere Gina angefallen hätte! Oder ihr Pferd wäre in ein Loch getreten und hätte sich ein Bein gebrochen. Dann wäre Gina gestürzt und in der Einöde verloren gewesen! Das Herz schlug Adam bis zum Hals. Die ganze Zeit hatte er sich beherrscht und Ruhe bewahrt, während er auf Gina gewartet hatte. Aber jetzt konnte er sich einfach nicht mehr zurückhalten.
„Was zum Teufel war so wichtig, dass du trotz der Sturmwarnung ausreiten musstest?“
Sie sah ihn an, und die Regentropfen liefen ihr wie Tränen über die Wangen. „Lass es gut sein. Du würdest es sowieso nicht verstehen.“
Diese Antwort traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Aber bitte, das war in Ordnung. Sie wollte nicht darüber reden? Das akzeptierte Adam, schließlich ging es ihm oft ähnlich. Doch auf keinen Fall würde er weiterhin im Regen stehen bleiben. „Komm jetzt mit.“ Er nahm ihre Hand und wollte Gina notfalls zum Haus ziehen.
„Adam, ich muss mich um Shadow kümmern.“
„Ach, jetzt machst du dir über das Pferd Sorgen?“ Er schüttelte den Kopf. „Einer meiner Leute wird sich um die Stute kümmern.“
„Lässt du mich gefälligst los, Adam?“, rief sie, nachdem sie ein paar Schritte getan hatten. „Ich kann alleine gehen, und ich kann mich gut allein um mich kümmern. Genauso wie um mein Pferd.“
„Ach ja?“ Er musterte sie eingehend. „Tatsächlich, das gelingt dir prima, Gina.“ Dann warf er einen Blick über die Schulter. „Siehst du, Sam kümmert sich schon um Shadow. Er wird sie trocken rubbeln und ihr Futter geben. Zufrieden?“
Gina sah, wie Sam die Stute in den warmen, trockenen Stall führte. Plötzlich schienen alle Kräfte Gina zu verlassen. Sie schwankte, und Adam hielt sie fest. Was war nur mit dieser Frau los? Sie hatte sein Leben in das reinste Chaos verwandelt. Sie hatte ihn sogar dazu gebracht, sie anzuschreien – dabei tat er so etwas nie.
„Komm jetzt“, murmelte er sanfter und führte sie zum Haupthaus. Nachdem Adam die Tür geöffnet hatte, wischte er sich schnell den gröbsten Schlamm von den Stiefeln. Dann trat er ein. „Esperanza!“
Die Haushälterin eilte in den Flur. Als sie Gina sah, stürzte sie sofort auf sie zu. „ Dios mio, was ist denn passiert? Miss Gina, ist alles in Ordnung?“
„Es geht mir gut“, antwortete Gina und versuchte, sich aus Adams festem Griff zu befreien. Dann blickte sie auf den Schmutz, den sie auf dem eben noch strahlend sauberen Fußboden hinterlassen hatte. „Tut mir leid wegen der Fußabdrücke.“
„Das macht nichts, Miss Gina, gar nicht schlimm.“ Esperanza warf Adam einen tadelnden Blick zu. „Was haben Sie mit ihr gemacht?“
„ Ich?“
„Nein, nein“, sagte Gina hastig. „Adam hat gar keine Schuld. Ich bin in das Unwetter geraten.“
Trotz dieser Erklärung sah Esperanza Adam strafend an.
Sie hätten gefälligst aufpassen müssen, dass so etwas nicht passiert. Auch wenn seine Haushälterin die Worte nicht laut aussprach, wusste er, dass sie genau das dachte. Aber es war Adam in diesem Moment gleichgültig. Wer war er denn, dass er sich vor seinem Hauspersonal rechtfertigen sollte,
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