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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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einfach nur rasend, dass man ihm sein Recht verwehrt.
    Ich schließe die Augen und versuche, ihn mir vorzustellen, nicht sein Gesicht, sondern seinen Verstand. Da bist du! Jetzt sehe ich dich! Du bist ein gerissener Dieb, tollkühn und unverschämt; du hast dir zwei halbwüchsige Mädchen geschnappt, die sich praktisch von Geburt an kannten – dasselbe Krankenhaus, dieselbe Grundschule, dieselben Klassen. Du hast das lange im Voraus geplant, zuerst in deiner Fantasie, bevor du es in die Tat umgesetzt hast.
    Aber warum hast du diese Mädchen gewählt? Eine Prostituierte hätte deinen Zwecken sicher genauso gedient. Leichter zu besorgen, anonymer als die meisten anderen Opfer. Prostituierte verschwinden ständig, schaffen es jedoch nur selten in die Schlagzeilen oder versetzen gar eine ganze Nation in helle Aufregung. Verschwundene Schulmädchen werden nicht vergessen. Sie werden geliebt, in Gebete eingeschlossen und zu Hause erwartet.
    Du hast Piper und Natasha ausgewählt, weil sie dir etwas bedeuteten oder jemanden repräsentierten. Besitz und Eigentum, so hat es angefangen, doch irgendwann hat sich der Film verändert. Vielleicht hat der Kitzel nachgelassen. Dir ist langweilig geworden, oder die Mädchen waren nicht so willfährig, wie du es dir gewünscht hast. Die Realität konnte ohnehin nie mit deinen Fantasien mithalten.
    Da hast du eine andere Art von Kontrolle entdeckt. Strafen, das Zufügen von Schmerz. Sieh nur, was du Tash angetan hast. Welche intimere Form der Bestrafung einer Frau kann es geben, als ihr etwas zu nehmen, das sie zur Frau macht? Du hast ihre Klitoris entfernt. Du hast ihr die sexuelle Befriedigung geraubt. Vielleicht konnte sie noch als Sexobjekt dienen, aber sie selbst würde Sex nie wieder so genießen wie vorher.
    Du hast erwartet, über dich selbst entsetzt zu sein … Schuld oder Reue zu empfinden, doch so war es nicht. Stattdessen war es die reinste aller Freuden, weil du noch nie etwas so Intimes, etwas so massiv Eingreifendes und Endgültiges getan hattest. Es war der Moment deines Lebens, der dich am meisten beflügelt und befriedigt hat.
    Jetzt hast du eins deiner Besitztümer verloren. Tash ist es gelungen, zu fliehen und beinahe nach Hause zu kommen. Sie hätte dich entlarvt, dein sorgfältig eingerichtetes, geheimes Leben zerstört.
    Du wirst dich mäßigen. Du wirst eine Weile stillhalten. Wenn Piper noch lebt, ist sie allein und verwundbarer denn je. Je näher wir dir kommen, desto gefährdeter ist sie. Du wirst dich schützen, indem du sie spurlos verschwinden lässt.
    Ich mache mir Stichpunkte in einem Notizbuch.
    – Mitte 30 bis Ende 50
    – Überdurchschnittlich intelligent
    – Lebt allein oder mit einem alten Verwandten oder einer unterwürfigen Ehefrau – jedenfalls in einem häuslichen Arrangement, bei dem niemand seine Abwesenheiten hinterfragt.
    – Hochschulabschluss oder eine Berufsausbildung, die Disziplin und Genauigkeit verlangt.
    – Kenntnis der Gegend. (Die Mädchen sind schnell verschwunden.)
    – Kenntnis der Opfer. (Sie wurden aus einem bestimmten Grund ausgewählt.)
    – Sieht sich selbst nicht als Monster. Er hat das verdient. Es ist seine Belohnung.
    – Anfangs ging es primär um die Interaktion mit den Mädchen, doch inzwischen ist er zum Sadisten geworden.
    – Sehnt sich nach Ordnung in einer unordentlichen Welt, wird jedoch dauernd enttäuscht, weil niemand seinen hohen Erwartungen entspricht.
    – Achtet darauf, keine verwertbaren Spuren zu hinterlassen. Sorgfältig. Routiniert.
    Das Taxi setzt mich vor dem Polizeirevier von Abingdon ab. DCI Drury ist im Kontrollraum für die Überwachungskameras. Er ist nicht zu Hause gewesen. Er hat Schweißflecken unter den Achseln, und sein Körpergeruch folgt ihm wie eine Schadwolke. Hayden McBain und sein Onkel werden in getrennten Zellen festgehalten, wo sie ins Schwitzen kommen oder abkühlen sollen.
    In dem Kontrollraum gibt es sechs Bildschirme und eine Konsole, die aussieht wie aus einer Episode von Raumschiff Enterprise . Alle konzentrieren sich auf einen Bildschirm: vierundvierzig Sekunden körnige Schwarzweißaufnahmen von einem Mann, der Benzin aus einem geparkten Wagen abzapft. Er trägt ein Kapuzensweatshirt und eine Baseballkappe.
    Der Techniker mit der Stachelfrisur versucht, das Bild schärfer zu stellen. »Die Kamera ist nur vier Blocks von dem Haus entfernt.«
    »Ich kann sein Gesicht nicht erkennen«, sagt Drury.
    »Wir haben nicht genug Pixel. Wenn ich es noch größer mache, wird es

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