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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Schwere Körperverletzung.« Der DCI lacht. »Aber keine Sorge, er ist noch zu feucht hinter den Ohren, um gefährlich zu sein.« Er wendet sich mir zu. »Wie gefällt Ihnen mein Einsatzzentrum, Professor?«
    »Es ist unkonventionell.«
    »Ich ermutige meine Leute, sich als Teil eines Teams zu be greifen. Wir trinken zusammen. Wir essen zusammen. Jeder kann frei seine Meinung sagen. Fehler eingestehen. Zweifel äußern. Mein Dezernat hat die beste Aufklärungsrate im Land.«
    Eure Mütter sind bestimmt stolz auf euch, denke ich. Das großspurige und anmaßende Gehabe des DCI ist mir spontan unsympathisch.
    Er zieht einen Zahnstocher aus einem Glas und säubert sich die Zähne.
    »Sie wurden mir empfohlen.«
    »Von wem?«
    »Einer gemeinsamen Bekannten. Man hat mir gesagt, Sie würden vielleicht nicht kommen.«
    »Da hat man Sie gut informiert.«
    Er lächelt. »Ich bitte um Entschuldigung, falls wir einen schlechten Start erwischt haben. Also noch mal ganz von vorn. Ich bin Stephen Drury.«
    Er schüttelt meine Hand und hält sie eine Sekunde länger als nötig fest.
    »Ich habe es mit einem Doppelmord zu tun, sieht aus wie gewaltsames Eindringen. Dem Ehemann wurde der Schädel eingeschlagen, die Frau wurde ans Bett gefesselt, möglicherweise vergewaltigt und dann angezündet.«
    Die letzten Worte hat er geflüstert. Ich werfe einen Blick auf Charlie, die gebratenen Reis auf einen Teller löffelt.
    »Wann?«
    »Vor drei Nächten.«
    Ich gucke zu der Tafel, an der ein Foto von einem weiß gestrichenen Bauernhaus mit leichten Brandspuren hängt. Als die Bilder gemacht wurden, hat es geschneit, was ihnen einen Sepiaton verleiht. Vor dem weißen Himmel über dem Dachfirst steigen klar umrissene Rauchfetzen auf.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich habe einen Verdächtigen festgenommen. Er hat für die Familie gearbeitet. Wir haben seine Fingerabdrücke im Haus gefunden, und er hat Verbrennungen an beiden Händen. Er leugnet, das Ehepaar getötet zu haben, und behauptet, er hätte nur versucht, sie zu retten.«
    »Sie glauben ihm nicht?«
    »Der Verdächtige hat eine Vorgeschichte psychischer Erkrankungen. Er nimmt Neuroleptika. Im Augenblick klettert er die Wände hoch, führt Selbstgespräche und kratzt sich die Arme blutig. Vielleicht sagt er die Wahrheit. Vielleicht lügt er. Ich kann ihn nur noch zweiundzwanzig Stunden festhalten. So viel Zeit habe ich, einen dringenden Tatverdacht zu belegen.«
    »Ich verstehe immer noch nicht …«
    »Wie soll ich ihn behandeln? Wie hart kann ich ihn anfassen? Ich will nicht, dass irgendein Schlaumeieranwalt behauptet, ich hätte dem Burschen die Worte in den Mund gelegt oder ein Geständnis aus ihm herausgeprügelt.«
    »Ein psychologisches Gutachten würde Tage in Anspruch nehmen.«
    »Ich will von Ihnen auch nicht seine Lebensgeschichte hören, sondern nur einen Eindruck.«
    »Wo sind seine Krankenakten?«
    »Wir können nicht darauf zugreifen.«
    »Bei wem ist er in Behandlung?«
    »Dr. Victoria Naparstek.«
    Der Groschen fällt. Ich habe Dr. Naparstek vor anderthalb Jahren bei der Anhörung einer Kommission kennengelernt, bei der es um einen ihrer Patienten ging. Sie nannte mich einen arroganten, herablassenden Frauenhasser, weil ich ihren Patienten so unter Druck gesetzt hatte, dass er seine wahre Persönlichkeit offenbarte. Ich brachte ihn dazu zuzugeben, dass er Fantasien habe, Dr. Naparstek nach Hause zu folgen und sie zu vergewaltigen.
    Habe ich ihn unter Druck gesetzt? Ja. Habe ich Grenzen überschritten? Unbedingt, aber die Kollegin hätte mir dankbar sein sollen. Stattdessen drohte sie, mich bei der British Psychological Society anzuzeigen, die Disziplinarmaßnahmen wegen standeswidrigen Verhaltens einleiten sollte.
    Warum sollte sie mich für diesen Fall empfehlen? Irgendwas ist unlogisch.
    Drury wartet auf meine Entscheidung. Ich gucke zu Charlie und wünschte, sie wäre zu Hause.
    »Okay, ich rede mit Ihrem Verdächtigen, aber vorher will ich mir den Tatort ansehen.«
    »Wozu?«
    »Für den größeren Zusammenhang.«

3
    Der Landrover schlittert und schlingert durch den Schneematsch über einen Feldweg auf ein Wäldchen aus skelettartigen Bäumen zu, die die Hügelkuppe bewachen. Die gepflügten Felder sind in einen eigenartigen gelblichen Glanz getaucht, als ob der Schnee die matten Sonnenstrahlen aufgesogen hätte wie ein fluoreszierendes Zifferblatt, um sie bei gespenstischem Zwielicht zurückzuspiegeln.
    Das Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert scheint sich in den

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