Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
der Umgebung.
Dann hört man wieder Drurys Stimme.
» Sie wollen mir also sagen, dass keiner von Ihnen Piper Hadley hat ?«
Schweigen.
» Ich will Straßensperren. Riegelt die Gegend ab. Ich will, dass jedes Fahrzeug angehalten und durchsucht wird. Bauernhäuser, Scheunen, Nebengebäude, Gartenschuppen – ich will, dass alles auf den Kopf gestellt wird .«
Dale Hadley blickt von Gesicht zu Gesicht. »Wir haben sie gehört. Sie hat Scheinwerfer gesehen.«
»Es war keins von unseren Fahrzeugen«, sagt DS Casey.
»Aber Piper hat flackerndes Licht gesehen?«
»Sie hat Licht durch die Bäume flackern sehen«, sage ich, »das ist nicht das Gleiche.«
Dale Hadley steht mit offenem Mund da. Kein Laut dringt über seine Lippen. Er ist in einem wortlosen Zwiegespräch mit sich selbst gefangen. Seine Knie werden weich. Jemand hilft ihm auf einen Stuhl.
»Wo ist Drury jetzt?«, frage ich Casey.
»Auf dem Rückweg hierher.« Er wendet sich an Mr Hadley. »Ich möchte Ihnen versichern, Sir, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um Ihre Tochter zu finden. Wir kennen ihren letzten Aufenthaltsort. Außerdem orten wir das Telefon, von dem aus sie angerufen hat, sowie vorherige Anrufe von demselben Apparat. Wir werden herausfinden, wo sie festgehalten wurde.«
Hohle Worte. Dale Hadley hat die Versicherungen und Garantien schon einmal gehört. Vor nicht einmal zwei Stunden hat er seine Tochter wiedergefunden. Vor zwanzig Minuten dachte er, sie wäre in Sicherheit. Jetzt ist sie ihm wieder weggeschnappt worden, und er wird keine Ausreden und Versprechen mehr akzeptieren.
»Ich werde einen Kollegen bitten, Mr Hadley nach Hause zu fahren«, sagt Casey.
»Nein, ich will bleiben.«
»Wir werden Sie laufend informieren, Sir.«
»Was ist, wenn sie noch mal anruft? Ich sollte hier sein.«
Casey gibt widerwillig nach.
»Sie müssen uns unseren Job machen lassen, Mr Hadley. Es ist wichtig, dass wir rasch handeln.«
»Ruiz kann sich um ihn kümmern«, sage ich. »Er weiß, wie so was läuft.«
DCI Drury kommt allein. Der Rest seines Teams ist vor Ort geblieben, besetzt Straßensperren und sucht die umliegenden Felder ab. Diverse Beamte bringen ihn auf den neuesten Stand. Drury starrt leeren Blickes zu Boden. Irgendwas ist furchtbar schiefgelaufen. Er kann nicht erklären, wie oder warum. Er will den heutigen Tag noch einmal von vorn beginnen oder wenigstens eine zweite Chance bekommen. Er geht in sein Büro und macht mir ein Zeichen, ihm zu folgen.
Dort zieht er die unterste Schublade seines Schreibtischs auf, holt eine Flasche Whisky heraus, bricht das Siegel und gießt einen Schluck in einen Kaffeebecher. Er kippt ihn herunter und kneift die Augen zu, als der Alkohol seine Zunge verbrennt und die Wärme in seinem leeren Magen explodiert.
Er hält die Flasche hoch.
»Nein danke.«
Er gießt sich noch einen Schluck ein, schraubt die Flasche zu und verstaut sie wieder in der Schublade.
»Wie kann das angehen?«, murmelt er. »Es war eine Privatstraße. Da fahren maximal zwanzig Autos am Tag. Wenn es irgendeine Privatperson gewesen wäre, hätte sie mittlerweile angerufen. Also wer hat das Mädchen aufgelesen?«
»Er muss ihr gefolgt sein.«
Drury stützt die Ellbogen auf den Tisch und bohrt sich die Daumen in die Augen.
»Das Handy, von dem Piper angerufen hat, wurde vor achtzehn Monaten in einem Vodafone-Shop im Süden Londons gekauft. Es war registriert auf einen Trevor Bryant, der Deckname eines hiesigen Dealers namens Eddie Marsh. Wir haben vor ein paar Monaten ein paar von Eddies Sachen beschlagnahmt.«
»Wo ist Eddie March jetzt?«
»Er hat gegen die Kautionsauflagen verstoßen. Laut seiner Exfreundin ist er in Marbella.«
»Wurde Marsh je eines Sexualverbrechens beschuldigt?«
»Nein.«
»Gibt es irgendeine Verbindung zu den Männern, die Sie wegen des Angriffs auf Natasha festgenommen haben?«
»Wir überprüfen das.« Drury wechselt abrupt das Thema. »Emily Martinez geht nicht an ihr Telefon, und ihr Vater ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Was können Sie mir über ihn sagen?«
»Er entspricht dem psychologischen Profil.«
»Ich kann eine Festnahme nicht mit einem psychologischen Profil begründen.«
»Er hat den Intellekt, die Erfahrung, das Wissen und ein Motiv.«
»Das ist immer noch kein harter Beweis.«
»Sie werden ihn finden. Sie werden eine Übereinstimmung seiner DNA oder seiner Fingerabdrücke mit den Proben aus dem Bauernhaus feststellen.«
Der DCI sieht mich trübselig an.
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