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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ihm. »Thomas Fryer.«
    »Ah ja, Fryer. Dem hab ich auf dem Rugby-Feld mal eine verpasst. Er ist wieder aufgestanden, das muss man ihm lassen.«
    »Er sagt, wenn ich Hilfe brauche, setzt er dich als Consultant auf die Gehaltsliste.«
    »Er glaubt, ich bin käuflich.«
    »Ich könnte deine Hilfe wirklich gut brauchen.«
    »Die Spur ist seit drei Jahren kalt.«
    »Betrachte es als Herausforderung.«
    Er öffnet den Mund. Es könnte eine Grimasse sein oder ein Lächeln. Ich kann den Unterschied nicht erkennen. Der Ruhestand ist Ruiz nie leichtgefallen. Er ist wie ein altes Rennpferd auf der Weide: Wenn die anderen Pferde rennen, will er mitlaufen.
    Hinter ihm taucht Charlie im Türrahmen auf, leichenblass und mit schweren Lidern. Sie trägt eins von Ruiz’ alten Hemden.
    »Wenn du kotzen musst, bitte nicht auf meinen Fußboden, Prinzessin«, sagt er.
    Sie wirft ihm einen mürrischen Blick zu, lässt sich auf einen Stuhl am Tisch fallen und stützt den Kopf in die Hände.
    »Wie geht es dir?«, frage ich.
    »Beschissen.«
    Ruiz reißt auf der Suche nach einem Glas Marmelade Schranktüren auf. Sein Bademantel ist zu kurz. Charlie sieht kurz seinen nackten Hintern.
    »Jetzt wird mir wirklich schlecht.«
    »Sei nicht so frech«, sagt Ruiz und zieht den Bademantel tiefer.
    Charlie blinzelt mich an und seufzt. »Okay, bringen wir es hinter uns: die Predigt. Komm, los: ›Hab ich es dir nicht gesagt‹ und ›Was hast du dir dabei gedacht?‹ und ›Du hast Hausarrest bis du achtzehn bist.‹«
    »Achtundzwanzig«, sagt Ruiz, sichtlich amüsiert.
    Charlie wirft ihm einen Blick zu.
    »Aber nicht die Schweigebehandlung. Mum macht das. Sie sieht mich mit ihren großen traurigen Augen an, als hätte ich gerade einen Wurf junger Kätzchen in einem Sack ertränkt.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Nichts. Ich hab Mist gebaut, okay? Ich hab gelogen. Ich hab gegen die Spielregeln verstoßen. Ich hab nicht gehört …«
    »Und?«
    »Ich trinke nie wieder Alkohol.«
    Ruiz gießt ihr ein Glas Orangensaft ein. Charlie nippt daran und bekommt Schluckauf. »Und außerdem ist es nicht nur meine Schuld. Wenn du nicht so stur gewesen wärst und mir manchmal auch was erlaubt hättest.«
    »Du bist fünfzehn.«
    »Fast sechzehn.«
    »Zu jung, um dich allein in London herumzutreiben.«
    »Willst du mich einsperren wie eine Prinzessin in einem Turm?«
    »Wann habe ich dich je eingesperrt?«
    »Bildlich gesprochen.«
    Ruiz lacht. »Bildlich siehst du nicht gerade prinzessinnenhaft aus. Es sei denn, du meinst Prinzessin Fiona – jedenfalls habt ihr dieselbe grüne Gesichtsfarbe.«
    »Leck mich.«
    »Gesprochen wie eine wahre Prinzessin.«
    Ich ermahne sie, auf ihre Wortwahl achten. Charlie schmollt kurz, dann steht sie auf und schlingt die Arme um Ruiz’ Hüfte.
    »Danke.«
    »Wofür?«, fragt er.
    »Dass du mich abgeholt hast.« Sie wendet sich mir zu. »Es tut mir leid, was passiert ist.«
    »Ich weiß.«
    »Was meinst du, wie lange es dauert, bis ich meine Lektion gelernt habe?«
    »Bis irgendwann kurz vor dem nächsten Jahrzehnt.«
    Am späten Vormittag fahre ich sie zurück nach Wellow. Die meiste Zeit schläft sie, den Kopf an die Rückenlehne gelehnt. Hin und wieder schaue ich zu ihr rüber und betrachte ihr Gesicht. Ihre Nase hat einen Hubbel auf dem Rücken und eine Handvoll Sommersprossen.
    Ich beobachte, wie sie die Stirn runzelt und den Mund leicht öffnet, und frage mich, wie viel von ihrem heutigen Verhalten die Folge dessen ist, was sie erlitten hat – die Entführung und Gefangenschaft. Gideon Tyler hat ihr einen Teil ihrer Kindheit gestohlen, als er sie von ihrem Fahrrad gestoßen und in seinen Wagen gezerrt hat.
    Eine Psyche lässt sich nicht so leicht verarzten wie eine körperliche Wunde. Trotz all meiner Ausbildung und Erfahrung repariere ich keine beschädigten Seelen. Im günstigsten Fall kann ich den Menschen helfen, sich selbst zu helfen.
    Kurz vor Bath machen wir eine Rast und essen zu Mittag. In dem Pub gibt es einen offenen Kamin, unechte Holzbalken und verrauchte gelbe Wände, die mit Messinggeschirr und Fuchsjagd-Drucken geschmückt sind. Der Wirt ist ein großer träger Mann, der ein Pint-Glas poliert und stirnrunzelnd ins Leere starrt, als versuche er, sich an etwas Wichtiges zu erinnern.
    Unser Essen kommt – Cottage Pie und Ploughman’s Lunch. Charlie nippt an ihrer Limo.
    »Wirst du je wieder heiraten?«, fragt sie aus heiterem Himmel.
    »Ich bin schon verheiratet.«
    »Sie nimmt dich nicht zurück,

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