Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
Kopf gegen die Backsteine prallt. Ohne mein Haar loszulassen, schlägt er meinen Kopf mit jeder Silbe gegen die Wand, als wollte er mir die Worte einhämmern.
»IHR … HAL … TET … EUCH … WOHL … FÜR… SCHEISS … CLE … VER!«
Ich breche auf dem Boden zusammen und versuche wegzukriechen, doch er packt mein Bein und schleift mich über den Beton. Ich spüre, wie die Haut an meinen Knien und Ellbogen abschürft.
Sein Unterarm legt sich um meinen Hals. Er zieht mich an seine Brust und gräbt seine Faust in mein Haar.
»Es tut mir leid. Es tut mir leid.«
»Was tut dir leid?«
»Bitte tun Sie mir nicht weh.«
»Sag mir, was dir leidtut.«
»Ich weiß nicht.«
Er hält die Klinge seines Messers unter mein linkes Auge und bohrt die Spitze in die Haut.
»Erinnerst du dich daran, wie ich sie geschnitten habe? Willst du, dass dir das Gleiche passiert?«
Ich schüttele den Kopf.
»Wann wirst du es endlich lernen?«
»Bald. Bestimmt.«
»Ich versuche, dich zu retten«, beschwört er mich nun geradezu, während er seinen Arm enger um meinen Hals legt. »Ich versuche, dich vor dir selbst zu retten.«
Ich versuche zu nicken, doch ich kann meinen Kopf nicht bewegen.
»Du stinkst!«, sagt er und stößt mich weg. »Wäschst du dich nie?«
»Es tut mir leid.«
»Das sagst du dauernd. Glaubst du, ich bin blöd?«
»Nein.«
»Du glaubst, du bist clever, weil du ihr bei der Flucht geholfen hast. Aber sie kommt nicht zurück. Sie ist tot. Du hast sie umgebracht. Es ist deine Schuld.«
Ich glaube ihm nicht. Er lügt.
Ich liege auf dem Boden. Er tritt zu, bevor ich mich zusammenrollen kann. Ich schaffe es trotzdem noch, den Kopf mit meinen Händen zu schützen.
Ich höre, wie er sich bewegt, doch ich blicke nicht auf. Er lässt Wasser in den Metalleimer. Dann steht er über mir und gießt mir das Wasser langsam über Kopf, Arme und Beine. Die Kälte raubt mir den Atem. Er füllt den Eimer erneut. Ich rühre mich nicht.
Da kommt er wieder. Er tritt mich.
»Auf den Rücken! Beine spreizen!«
Ich drehe mich um. Er kippt mir das Wasser in den Schoß und wirft mir eine Bürste mit harten Borsten zu.
»Wasch dich.«
Ich verstehe nicht.
Er tritt mich noch einmal. »Ich habe gesagt, wasch dich.«
Ich schrubbe mit der Bürste über meine Arme.
»Nicht da! Da!«
Er zeigt mit dem Finger. Ich schiebe die Bürste zwischen meine Schenkel.
»Schrubben!«
Ich zögere.
»Entweder du machst es, oder ich mach es für dich. So ist gut. Fester! Fester!«
Mein Blick ist tränenblind, und ich kann ihn kaum noch hören.
Als er zufrieden ist, nimmt er mir die Bürste ab. Dann packt er die verbliebenen Lebensmittel in eine Plastiktüte, meine letzte Dose Bohnen. Er steigt die Leiter hinauf und macht das Licht aus.
»Wenn es dir wirklich leidtut, reden wir weiter. Und wenn du dann sehr nett zu mir bist, mache ich vielleicht das Licht wieder an.«
Die Falltür wird geschlossen. Die Dunkelheit erwacht zum Leben, atmet, flüstert und seufzt in meine Ohren.
Auf allen vieren krieche ich zum Waschbecken. Das Erbrochene, das aus mir herausquillt, ist nur bitteres Wasser. Meine Kleidung ist klatschnass. Die Pritschen. Das Bettzeug. Ich habe noch Gas im Brenner.
Ich mache mir eine Tasse Tee und taste mich durch den Keller. Dann hocke ich über den Nachttopf gebeugt und will mich noch einmal übergeben. Vor der Dunkelheit habe ich keine Angst mehr. Früher war sie wie der Tod, jetzt ist sie eher wie ein Mutterleib.
Er hat mir erzählt, dass mich keiner wollte. Er hat mir erzählt, sie hätten aufgehört zu suchen, weil ich allen egal wäre. Er hat gesagt, Tash wäre tot. Ich werde seine Lügen nicht glauben.
Ich rüttele an der Leiter. »Ich brauche eine trockene Decke«, rufe ich zu der Falltür hoch.
Niemand kommt.
»Ich brauche eine trockene Decke.«
Nach wie vor nichts.
»Es tut mir leid.«
17
Es ist noch früh, als ich bei Ruiz in Fulham eintreffe. Nebel hängt über der Themse und lässt die kahlen Bäume am anderen Ufer verschwimmen. Ruderer tauchen aus dem Schleier und gleiten mit choreographierten Zügen ins Blickfeld wie ein Ballett auf dem Wasser.
Ruiz öffnet mir in einem kurzen Bademantel die Tür. Er hat nackte Beine und trägt Ugg Boots.
Ich blicke auf seine Füße. »Du trägst tote Schafe.«
»Sehr gut beobachtet. Kein Wunder, dass du Psychologe bist. Ein Geschenk von Miranda. Sie sind so hässlich, dass ich sie ins Herz geschlossen habe.« Er wackelt mit den Zehen. »Ich überlege, ob ich ihnen
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