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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Ausbalancieren »territorialer Anprüche«. Doch das gab sich schon bald. Sie waren froh, einander wiederzuhaben – zu altvertrauten Umarmungen, zu herzhaftem Lachen.
    Allem Anschein nach war Annie wirklich glücklich darüber, daß Donna und Mel heiraten wollten; und als Donna sie aufgefordert hatte, bei Saks gemeinsam mit ihr ein Kleid für die bevorstehende Verlobungsparty auszusuchen, war das Mädchen sogleich Feuer und Flamme.
    Aber dann hatte sie so etwas wie eine kleine Bombe geworfen: Sie würde mit Donna gern unter vier Augen sprechen, ohne daß ihr Vater dabei war. Zu welchem Zweck? Wollte sie Donna vielleicht mehr oder minder deutlich sagen: Bitte tu, was du willst, aber laß um Gottes willen die Finger von meinem Pa – verschwinde!
    Ehe Donna auf ihre eigene Frage eine plausible Antwort finden konnte, zirpte schon wieder das Telefon; überdies traten noch zwei Leute ein.
     
    »War ein irrer Nachmittag, kann ich dir nur sagen.«
    »Erzähl mal.«
    Donna blickte lächelnd zu dem Mädchen, das ihr in Dohertys Restaurant gegenübersaß und eifrig bemüht war, sich ein komplettes Sandwich auf einmal in den Mund zu schieben. In Annies Augen spiegelte sich die Neugier des Kindes. Und von Tag zu Tag schien sich jene altkluge skeptische Haltung um ein weniges zu verringern. Was Donna betraf, so war sie von Mal zu Mal glücklicher, daß sie diese zweite Chance erhalten hatte. Deutlich bemerkte sie, wieviel es dem Kind bedeutete, von ihr ins Vertrauen
gezogen zu werden. Wenn sie Annie etwas über ihr Alltagsleben mitteilte, so hieß das für das Mädchen, daß sie dieses Leben gleichsam mit Donna teilte – mit ihr teilen durfte. »Also da geht es ganz schön rund«, sagte Donna. »Ich hatte ja nicht die leiseste Ahnung, daß es in diesem Nest so viele Leute gibt, die so tief in der Kreide stecken.«
    »Was heißt das – in der Kreide stecken?«
    »Schulden haben. Sie leihen sich Geld und müssen’s dann zurückzahlen.« Annie nickte; jetzt hatte sie verstanden. »Und dieser Mr. Wendall ist schon eine echte Type. Scheint mir fast, daß er sich ein paar fremde Gehirne ausgeliehen hat, um diesen Posten zu ergattern – und sie dann allzu früh zurückgab.« Annie lachte. »Er ist so langsam – bewegt sich wie eine Schnecke. Mit seinen Terminen gerät er völlig durcheinander. Und so sitzen da Leute und warten stundenlang auf ihn. Natürlich fragen sie mich dauernd, wie lange es denn noch dauern wird. Ich bin diejenige an der Front, und so kriege ich sie ab, die ganze...«
    »Scheiße?«
    »Ja. Das trifft’s. Danke.« Sie lachte.
    Sie bissen beide in ihre Sandwiches, dann fuhr Donna fort: »Heute nachmittag wurde es dann total albern. So etwa zehn Leute warteten auf ihn, darunter auch ein paar, die sich vorher nicht angemeldet hatten. Also versuchte ich dauernd, über die Sprechanlage zu ihm durchzukommen. Keine Antwort. Schließlich stand ich auf und ging in sein Büro. Er ist nicht dort. Niemand ist dort. Ich gehe zu meinem Schreibtisch zurück, und da höre ich plötzlich seine Stimme: »Mrs. Cressy?« Ich bleibe stehen, drehe den Kopf. Niemand. Ich will weitergehen, da höre ich wieder diese Stimme: »Mrs. Cressy?« Also erwidere ich: »Mr. Wendall?« Und die Stimme sagt: »Ja.« Aber er ist nirgends zu sehen. Möchtest du wissen, wo er gesteckt hat?«
    Annie kicherte bereits. »Wo?«
    »Im Schrank. Dort hatte er sich versteckt!« Donna schüttelte
wie fassungslos den Kopf. »Da war eine Frau, die unangemeldet eingedrungen war. Offenbar nicht zum erstenmal. Er hatte sie dauernd auf dem Hals, und sie war schon häufiger in sein Büro gestürmt, um ihn sich dort direkt vorzuknöpfen. Als er sie diesmal kommen sah, verschwand er sofort im Schrank. Eine geschlagene halbe Stunde hatte er dort drin gestanden.«
    »Kam er heraus?«
    »Ja. Und kaum hatte er’s getan, platzte sie auch schon durch die Tür herein und stellte ihn. Es war einfach herrlich. Ich bin schon auf morgen gespannt. Mal sehen, was er da anstellt.«
    Das Kind lachte, doch dann wurde sein Gesicht ernst. »Bist du jetzt glücklich, Donna?«
    Donna betrachtete Annie mit zärtlichem Blick. »Ich komme dem immer näher.«
    »Hast du mich jetzt lieber?«
    »Ich habe mich selbst lieber. Dich habe ich immer lieb gehabt.«
    Annie lächelte. »Fehlen dir Adam und Sharon?«
    »Ja.«
    »Denkst du viel an sie?«
    »Möglichst nicht zu oft. Ich versuch es jedenfalls.«
    Annie blickte auf den Rest ihres Sandwiches, dann zu Donna, dann wieder auf ihren Teller.

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