Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
solchen Worten heraushören ließ!!
Nicht einmal bei unserer Trauung war er anwesend! schrie es in ihr – schien es aus ihren Augen zu blitzen. Und warum nicht? Fragen Sie ihn doch mal nach dem Grund, Mr. Gerber, bester Advokat von ganz Florida. Fragen Sie doch mal Mr. Danny Vogel, weshalb er nicht zur Hochzeit seines guten Freundes kam, obwohl ihn die Braut dieses guten Freundes – die Frau, die er »weniger gut« kannte – ausdrücklich auf der Gästeliste hatte haben wollen.
»Was für einen Eindruck haben Sie von Victor Cressy?« fragte Ed Gerber.
»In welcher Hinsicht?« wollte der Zeuge wissen. Donna mußte unwillkürlich lächeln. Nun, Mr. Gerber, dachte sie, dann lassen Sie sich mal was Gescheites einfallen. Daß Danny Vogel die Frage präzisiert haben wollte, verstand sie nur allzu gut.
»Ganz allgemein«, wich der Anwalt aus. »Als Mensch, als Freund, als Kollege.«
Donna konnte Danny Vogel buchstäblich ansehen, wie er in seinem Kopf eine Art Liste aufzustellen begann. Genau diese Funktion war in ihn einprogrammiert: die Wünsche eines Kunden »auflisten« und dann ausführen. »Als Mensch«, begann er ein wenig zögernd, »ist Victor Cressy stark, kraftvoll, sogar dynamisch. Er ist intelligent, besitzt eine hervorragende Auffassungsgabe, vergißt kein Detail. Er verlangt, würde ich sagen, anderen eine Menge ab; allerdings niemals mehr, als er auch sich selbst abverlangt. Mir gegenüber war er stets fair, diszipliniert,
absolut beherrscht.« Er schwieg einen Augenblick, schien innerlich den ersten Punkt abzuhaken: erledigt. »Als Freund ist er loyal, aufrichtig – wenn er mit einem ein Hühnchen zu rupfen hat, so läßt er einen darüber nicht im Zweifel. Er sagt einem die Meinung, was natürlich zu Hochs wie zu Tiefs führen kann.«. O ja, natürlich, dachte Donna; aber sagt er einem wirklich, was er denkt, oder glaubt man das nur? »Er ist jemand, der sich einem anderen nicht so leicht anvertraut. Tut er es aber, so weiß man, daß es sich um eine ziemlich ernste Sache handeln muß. Andererseits ist er immer bereit, einem zu helfen, wenn man selber Probleme hat.« Nun gut, Punkt zwei abgehakt: Victor Cressy, der gute Freund, bereit, immer bereit. »Als Kollege – nun, da kann es gar keine Frage geben, er ist der beste Versicherungsmann im ganzen Büro. Ein harter Arbeiter, ein wirklicher Perfektionist.« Danny Vogel blickte sich wie suchend im Gerichtssaal um, als warte er auf eine Eingebung, die ihn jetzt das einzig richtige Wort gebrauchen ließ. »Er ist ganz einfach der Aller beste.«
Ein Superlativ, wie er sich superlativischer schwerlich finden ließ. Punkt drei – Victor Cressy, Kollege – durfte abgehakt werden. Ausgezeichnet, Mr. Vogel.
Und wenn Sie damals nicht zu unserer Hochzeit kamen, so hatte das natürlich seinen Grund, seinen »triftigen« Grund: Victor hatte Ihnen, dem hochgeschätzten Kollegen, noch nicht verziehen, daß Sie ihm bei einem potentiellen Klienten dazwischengekommen waren – ein Frevel, dessen Sie sich seinerzeit überhaupt nicht bewußt waren. Und dann verbrachten Sie fast ein geschlagenes Jahr damit, sich Victor gegenüber zu entschuldigen – intelligenter, fairer Mensch, der er doch ist. Und als er meinte, er habe Sie genug gestraft, da ließ er sich herab, wieder mit Ihnen zu sprechen.
Seither hatten Sie stets das Gefühl, absolut im Unrecht gewesen zu sein, während Victor völlig im Recht war: mit seiner Beschuldigung ebenso wie mit der späteren Behandlung, die er Ihnen
»angedeihen« ließ. Ihr »guter Freund« ist ja auch ein meisterhafter Manipulierer. Sein Genie besteht nicht nur darin, daß er andere fortwährend davon überzeugt, einzig er sei dauernd im Recht – oh, nein. Vor Urzeiten hat er sich selbst eingeredet, er sei praktisch unfehlbar, eine Art Doktrin, mit der er selbst seine lächerlichste Handlungsweise verbrämt. Einfach grandios: Er hat die Schuld, doch schuldig fühlen sich immer nur die andern! Donnas Blick glitt vom Zeugenstand hinüber zu Victor Cressy. Ein solches Talent durfte man wohl getrost eine Gottesgabe nennen.
»Und Ihre Eindrücke betreffs Mrs. Cressy?«
»Bei unseren ersten Begegnungen war ich von ihr stark beeindruckt«, erklärte der Zeuge. »Sie war reizend, schien einen ausgeprägten Sinn für Humor zu haben...«
Wieso spricht er von mir in der Vergangenheit? dachte Donna. War sie plötzlich »heimgegangen«? Und bestand ihre Hölle nicht im Spülen von schmutzigem Geschirr, sondern in diesem Gerichtssaal,
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