Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
im Waschen schmutziger Wäsche? Sisyphos wälzt den Felsbrocken hinauf und bricht irgendwann dann doch zusammen, mit dem Ruf: »Ja, ihr habt recht, es ist alles meine Schuld!«
»...sie schien sich zu ändern«, sagte Danny Vogel.
»Wann war das?«
»Schwer zu sagen, denn ich sah sie nur selten, bei irgendwelchen gesellschaftlichen Anlässen; sie machten sich beide immer rarer.« Er legte eine Pause ein. In seinem Mund schien sich eine Menge Speichel angesammelt zu haben, er schluckte. »Als ich Donna kennenlernte, wirkte sie recht – nun ja, weltoffen. Doch über die Jahre hin schien sie sich mehr und mehr zurückzuziehen. Sie empfing keine Gäste mehr im eigenen Haus.«
»Einspruch«, sagte Donnas Anwalt, indem er sich erhob. »Dieser Zeuge kann uns keine begründeten Informationen darüber geben, wer das Haus der Cressys besucht und wer nicht.«
»Stattgegeben.«
Danny Vogel blickte verwirrt um sich.
»Mr. Vogel«, fuhr Ed Gerber fort und nahm den gleichsam baumelnden Faden wieder auf, »wie oft sind Sie – Sie persönlich – von den Cressys eingeladen worden, sei es zum Dinner oder sonst zu irgendeinem gesellschaftlichen Anlaß?«
Danny schwieg, dachte nach. »Nun, während ihrer ersten Ehejahre wohl mehrmals pro Jahr. Nach Adams Geburt vielleicht noch einmal pro Jahr. Nach Sharons Geburt überhaupt nicht mehr.« Wie fragend blickte er zu Ed Gerber. Dieser schien recht genau zu wissen, was der Zeuge sagen wollte. Er gab ihm das Zeichen fortzufahren. »Einmal kam sie, um Victor von der Arbeit abzuholen, und Victor und ich standen wartend auf der Straße – sie hatte sich verspätet. Ich steckte den Kopf ins Auto, um ›Hallo‹ zu sagen, und Victor meinte, Renee und ich könnten doch in der kommenden Woche ihre Gäste sein – irgendwann abends zu einem Barbecue-Dinner. Doch sie erwiderte: Nein, das käme überhaupt nicht in Frage. Victor war das sehr peinlich. Mir auch, wie ich wohl kaum zu betonen brauche.«
»Gab sie irgendeine Erklärung ab?«
»Nein. Mehr sagte sie nicht. Es war sonderbar.«
»Fiel Ihnen sonst irgend etwas >Sonderbares< auf?« wollte Ed Gerber wissen.
Danny Vogel schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Außer – o ja, ihr Haar. Es war knallrot – so karottenrot. Ich hatte sie in der vorhergehenden Woche bei einer Party gesehen, und da war sie noch blond gewesen.«
»Sie hatten also Gelegenheit, Donna Cressy bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen zu sehen?«
»Oh, ja. Wir bewegten uns so ziemlich in denselben Kreisen. In unserem Büro war man recht gesellig. Und dauernd gab irgend jemand eine Party.«
»Über die Jahre hinweg – zeigte sich da, bei solchen Anlässen, in Mrs. Cressys Verhalten irgendeine merkliche Veränderung?«
»Nun, wie ich schon sagte, sie schien sich mehr und mehr zurückzuziehen, in sich selbst. Sie wurde immer weniger gesprächig. Sie lächelte kaum noch. Oft war sie erkältet. Stets schien irgend etwas mit ihr nicht in Ordnung zu sein...
»Einspruch.« Mr. Stamler schlug einen unwirschen Tonfall an. »Stattgegeben«, sagte der Richter. »Was Schlußfolgerungen betrifft, Mr. Vogel, so ist das Gericht durchaus in der Lage, diese selber zu ziehen.«
Danny Vogel wirkte tief bestürzt, daß er dem Richter Anlaß zu einer solchen Schelte gegeben hatte. »Tut mir leid, Euer Ehren«, beteuerte er fast unhörbar und wiederholte dann lauter, weil ihn der Richter in diesem Punkt ja bereits ermahnt hatte.
»Tut mit leid.«
»Hat es solche Partys auch in Ihrem eigenen Haus gegeben, Mr. Vogel?« fragte Ed Gerber, der die Antwort natürlich im voraus kannte.
»Ja, Sir.«
»Und die Cressys wurden eingeladen?«
Erneut eine bejahende Antwort.
»Wann war das?«
»Vor gut zwei Jahren«, erwiderte Danny Vogel. »Mein vierzigster Geburtstag.«
Donna erinnerte sich sehr genau. Fünfundzwanzig Monate war es inzwischen her. Präzise neun Monate vor Sharons Geburt. Jener Abend, oder jene Nacht, da Sharon gezeugt worden war. »Könnten Sie genau schildern, was von dem Zeitpunkt an geschah, als die Cressys auf Ihrer Party erschienen?«
Donna dachte an die Party zurück. Was, um alles in der Welt, konnte Danny Vogel da zu berichten haben?
»Nun, sie hatten sich verspätet. Sie waren die letzten, die eintrafen. Aber Victor war sehr freundlich, sehr herzlich. Donna
hielt sich irgendwie zurück. Sie lächelte nicht, als sie eintrat; schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Ich dachte mir, daß das wieder so eine ihrer Stimmungen
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