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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Achselhöhlen gleiten; bis ihr Victor schließlich erklärte, je mehr sie sich wegen des »Transpirierens« sorge, desto mehr werde sie schwitzen. Danach forschten ihre Blicke noch verstohlener, wenn auch kaum weniger häufig. Plötzlich begannen ihre Handrücken zu jucken; Victor sagte zu ihr, sie dürfe auf gar keinen Fall kratzen. Alles nur Nervensache, versicherte er. Nur zu gern hätte sie ihm geantwortet: Mit ihren Nerven sei alles in Ordnung – abgesehen von der Tatsache, daß er ihr auf »selbige« ging.
    Und am liebsten hätte sie zu ihm gesagt: Halt endlich den Mund, und verzieh dich nach Connecticut. Ein Drink wäre jetzt eine wahre Erlösung gewesen. Einer? Wenigstens vier, fünf. Und es wäre herrlich gewesen, in diesem Raum voller Blumen gleichsam Amok zu laufen – zu hausen wie jene sprichwörtlichen Vandalen. Denn von Minute zu Minute schien sich hier alles immer mehr in eine Art Totensaal zu verwandeln, wobei niemand anderer als sie selbst die frischaufgebahrte (und noch schweißbefleckte) Leiche war. Nur zu gern hätte sie sich all dessen entledigt, was sich wie eine Zwangsjacke anfühlte: weg mit den Schuhen, weg mit dem Kleid, weg mit dem Schleier, weg mit dem Blumenbouquet – und dann nichts wie fort, irgendwohin.
    Wie mochte Victor zumute sein? Doch plötzlich läutete es an der Tür. Es war Viertel nach vier, und die Fotografen erschienen, stotterten irgendwelche Entschuldigungen, bauten ihr Gerät auf und »schossen« drauflos, erst die Braut allein, dann Braut und Bräutigam, zunächst förmlich, anschließend ganz »locker«; ein
paar frühzeitig eintreffende Gäste wurden mit auf die Platte gebannt. Nunmehr tauchten, gleichfalls verspätet, jene Service-Leute auf, die sich eben um den ganzen Service kümmern sollten. Selbstverständlich hatten auch sie entsprechende Ausreden parat, und natürlich wünschten sie dem Brautpaar alles Glück der Welt etcetera, etcetera.
    Bald darauf erschien der Friedensrichter mit seinem Schreiber. Er war auf die Minute pünktlich, also keine Entschuldigungen, keine Ausreden. Nur eitel Freude und Lächeln und allerbeste Wünsche.
    Auf einmal trat Stille ein – eine Stille, die ebenso laut wirkte wie der Lärm, den sie ablöste. Der Friedensrichter sprach, und er sagte etwas über den feierlichen Anlaß dieser Zusammenkunft. Er äußerte sich über den freudvollen gemeinsamen Weg, den das Brautpaar zu unternehmen gedächte; und das Stichwort »unternehmen« löste bei Donna die Assoziation »Bestattungsunternehmer« aus, denn genauso wirkte all dies auf sie.
    Was der Friedensrichter im einzelnen sagte, konnte sie nicht verstehen; sie sah nur, wie er seine Lippen bewegte – und ob Trauung oder Begräbnis, das schien so ziemlich einerlei.
    Gleichzeitig spürte sie, wie ihr der Schweiß nicht nur aus den Poren, sondern direkt durchs Kleid quoll und dieses befleckte. Ihre Handrücken begannen wieder zu jucken, und vertraute Stimmen sprachen: Victors und ihre eigene sagten irgend etwas wie »Ja«. Sacht spürte sie den Druck von Victors Lippen an ihrem Mund; ringsum schien man sich vor lauter Jubel zu überstürzen.
    Es war vorüber. Was eigentlich? Was war vorüber, und was fing an?
    Sie blickte zu Victor. Stolz und zufrieden strahlte er sie an. Aber wie war ihm wirklich zumute? dachte sie.
    Später – inzwischen hatte man sich mit etlichen Bissen und Schlucken gestärkt – wandte sie sich direkt an ihn, an Victor (und
in der Tat hatte sie jetzt die erforderlichen vier, wenn nicht gar fünf Drinks intus): »Weißt du, ich habe mich gefragt, wie das wohl so war, damals mit dir – einfach deine Sachen packen und weg aus Connecticut...«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte er. »Wie meinst du das?« Seine Frage klang absolut arglos, er hatte inzwischen selbst etliche Drinks gekippt.
    »Nun, ich meine nur – was passiert, wenn’s mit uns nicht klappt. Packst du dann auch deine Siebensachen und schwirrst einfach ab aus Florida? Würdest du einfach verkünden, ich sei für dich tot, um anschließend mit unbekanntem Ziel zu verreisen?«
    Er lächelte. Sein Gesicht drückte nichts aus als Liebe, und seine Stimme klang so sanft und so zärtlich, daß wohlvertraute Schauer ihren Körper überliefen.
    »Ich würde dich auslöschen«, erwiderte er sacht. Und dann küßte er sie.
    Die neue Mrs. Donna Cressy verbrachte einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Hochzeitsnacht im Bad, wo sie sich erbrach, wieder und wieder.

5
    Donna beobachtete den Mann ganz genau. Weit

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