Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Ungeheuer dumm. Eine andere Erklärung dafür gibt’s einfach nicht.« Er saß jetzt neben ihr. »Ich bin es wohl einfach nicht gewohnt, Fehler zu machen, und wenn mir welche unterlaufen, scheue ich zurück, sie zuzugeben.«
Sie sah ihm in die Augen, und seine Tränen erschienen ihr als
eine Art Parodie ihrer eigenen. »Aber wieso denn? Fehler, Irrtümer – sie machen dich doch nur menschlicher.«
»Bin ich in deinen Augen denn nicht menschlich?« fragte er. »Oh, Gott, ich liebe dich so sehr.«
Schluchzend lagen sie einander in den Armen. Und in Donna herrschte ein furchtbarer Wirrwarr: Gefühle, Instinkte, Gedanken, alles wie Kraut und Rüben durcheinander. Sie wußte kaum noch, wer sie war oder wo sie war.
»Bitte, sag mir, daß du mich liebst«, flehte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich liebe dich«, sagte sie unter Tränen. »Ich liebe dich.« Sie löste sich von ihm. »Ich weiß nur nicht, ob wir nicht...«
»...ob wir nicht was?«
»...ob wir uns mit allem nicht ein bißchen Zeit lassen sollten«, erklärte Donna.
»Wozu? Entweder liebst du mich, oder du liebst mich nicht.« »Vielleicht ist Liebe nicht genug.«
»Was gäbe es denn sonst noch?«
»Vertrauen«, sagte sie nur.
Sofort fühlte sie, wie er sich von ihr zurückzog. Wo waren seine Arme? Wo blieben die sanften, beschwichtigenden Worte? Sie brauchte doch beides, Zärtlichkeit und Trost. Und die Versicherung, daß es ihm leid tat, daß er bedauerte – aufrichtig bedauerte.
Er öffnete den Mund, und voll innerer Anspannung wartete sie, hoffte.
Doch seine Stimme klang kalt, distanziert. »Da kann ich nichts weiter tun«, erklärte er. »Ich habe alles, so gut ich irgend konnte, dargelegt. Ich habe mich entschuldigt. Mehr kann ich nicht tun. Mehr werde ich nicht tun. Entweder du akzeptierst meine Entschuldigung, oder du akzeptierst sie nicht. Ich liebe dich. Ich möchte dich heiraten. Aber wenn du das Gefühl hast, daß du mir nicht länger vertrauen kannst, dann bin ich machtlos. Vertrauen
– das braucht seine Zeit. Mehr noch. Es gehört von vornherein ein Stück blindes Vertrauen dazu. Entweder hat man’s, oder man hat’s nicht. Ich kann dir sagen, daß ich dich liebe. Daß ich von nun an all deine Fragen so offen und aufrichtig beantworten werde, wie nur möglich. Ich kann dir versichern, daß ich nie im Zorn die Hand gegen dich erheben werde. Auch werde ich dich nie betrügen. Niemals. Das kann ich schwören. Doch beweisen kann ich es nicht. Du mußt mir vertrauen. Du mußt bereit sein, immer hundert Prozent zu geben.«
»Ich dachte, in einer Ehe sei es fünfzig-fünfzig«, sagte sie ruhig. »Wer hat dir das erzählt?« fragte er und versuchte ein Lächeln. Seine Stimme klang wieder sehr sanft. »Gewiß niemand mit genügend Grips.« Er berührte ihr Gesicht. »Bei einer Ehe kann man nicht ›halbe-halbe‹ machen, sonst wird nur eine halbe Sache daraus.« Sie lachte leise, unter Tränen. »Es wäre buchstäblich ein Stehenbleiben auf halbem Wege. Ist das wirklich der beste Treffpunkt? Kaum. Geh dem andern so weit entgegen, wie nur möglich. Geh ihm ganz entgegen. Nimm ihn in die Arme und sage ihm, daß du ihn liebst. Selbst wenn er sich im Recht glaubt und meint, du seist im Unrecht; selbst wenn du sicher bist, daß er sich mies verhält – zögere nicht. Denn es mag sehr wohl sein, daß er genau weiß, wie falsch und wie mies sein Verhalten ist – und daß er nur nicht die Kraft hat, sich das in dem betreffenden Augenblick auch selbst einzugestehen.« Er schwieg einen Moment. »Gib mir diesen Extra-Bonus, Donna«, bat er. »Vertrau mir. Ich weiß, daß bei mir einiges mies ist. Aber ich liebe dich. Bitte, schieb unsere Hochzeit nicht auf. Geh vorwärts, nicht rückwärts.« Er nahm ihren Kopf zwischen seine beiden Hände. »Werde meine Frau.«
Die Fotografen traten um Viertel nach vier ein. Donna wartete bereits seit einer Dreiviertelstunde, vollangekleidet. Und trotz der Klimaanlage begann sie, sich genau so zu fühlen, wie Victor
es vorhergesagt hatte: verwelkt. Immer wieder prüfte sie ihr Abbild im Spiegel, strich ein paar widerspenstige Strähnen nach dieser, nach jener Seite. Immer wieder sagte Victor zu ihr, sie möge doch ihr Haar in Ruhe lassen, dadurch werde ja alles nur noch schlimmer. Und als sie ihre Frisur endlich in Ordnung gebracht zu haben glaubte, starrte er sie an und fragte: »Warum hast du das gemacht? Vorher hat’s mir viel besser gefallen.«
Verstohlen ließ sie ihre Blicke unablässig über ihre
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