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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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die winzige Küche, in der sie sich jetzt befanden. Wenn Victor hier war, kam Donna die Küche immer weitaus kleiner vor. Die ist gar nicht so winzig, wie sie aussieht, hätte sie ihm anfangs am liebsten jedesmal gesagt; doch inzwischen war es zur Gewohnheit geworden, und sie empfand das Bedürfnis längst nicht mehr. Victor seinerseits schien sich immer mehr an die Situation zu gewöhnen. Sie miteingeschlossen. »Hier«, sagte sie und reichte ihm das Glas. Auf dem Boden, dicht bei seinen Füßen, sah sie ein paar feuchte Flecken. Er äußerte sich nicht dazu, doch als sie sich anschickten, die Küche zu verlassen, machte er um die Spritzer einen deutlichen Bogen. »Ich dachte, ich hätte alles aufgewischt«, sagte sie und dachte: Warum nur muß ich mich noch immer vor ihm rechtfertigen? Mel flößte ihr niemals dieses Gefühl ein.
    »Aufwischen, was denn?« fragte Victor.
    »Adam hat etwas Apfelsaft verschüttet«, erwiderte sie, während sie ins Wohnzimmer traten.
    »Hab nichts bemerkt.«
    Er log, soviel stand fest, doch war es ein positives Zeichen. Er hatte augenscheinlich einiges hinzugelernt.
    »Will doch mal nachsehen, wie weit Sharon inzwischen ist.«
Sie wies auf einen der billigen Korbsessel und ging durch den engen Korridor zum Bad, wo Sharon auf einem weißen Plastiktopf hockte, die Knie praktisch am Kinn. Adam saß auf der Toilette; die Shorts baumelten um seine Fußknöchel.
    »Sind beide noch beschäftigt«, sagte Donna, als sie wieder ins Wohnzimmer trat.
    »Keine Eile«, versicherte Victor, während er seinen Drink schlürfte und sich alle Mühe gab, lässig und behaglich zu wirken. Donna, ihm gegenübersitzend, mußte sich zusammennehmen, um ihn nicht anzustarren. Er war ohne jeden Zweifel ein komplizierter Mensch. In Gedanken überflog sie die vergangenen fünf Monate. Ausnahmslos machte er es allen schwer, am meisten sich selbst. Unmittelbar nach der Scheidung hatte sie geglaubt, in dieser Weise würde es zwischen ihnen bis in alle Ewigkeit weitergehen.
    Doch während der letzten Monate war dann allmählich eine Änderung eingetreten. Nach und nach wirkte er weicher, versöhnlicher. Wo er früher die Stirn gerunzelt hatte, krauste er sie nur noch leicht, lächelte sogar. Oder versuchte es jedenfalls. Und wo er früher mit kritischen Bemerkungen rasch zur Hand war, schwieg er jetzt still. Vielleicht würde er sich künftig sogar einmal zu einem Kompliment aufraffen. Und hatte er sie früher häufig genug mit eisigem Schweigen gestraft, so machte er nun höfliche, wenn nicht gar – fast – herzliche Konversation. Die Zeit, so wollte es Donna scheinen, hatte ihn verändert. Womöglich war er nachgiebiger, seit er wußte, daß sie in gar keiner Weise gedachte, ihm seine Kinder vorzuenthalten. Er konnte praktisch jederzeit zu ihnen. Vielleicht war die Scheidung auch für ihn so etwas wie eine Befreiung gewesen. Die letzten Jahre mit ihr hätte wohl kaum ein Mann als reines Zuckerlecken empfunden – und Victor schon gar nicht.
    »Worüber denkst du nach?« fragte er unvermittelt.
    Donna, völlig überrumpelt, erwiderte wahrheitsgemäß:
»Über uns.« Hastig fügte sie hinzu: »Über die letzten paar Monate.«
    Er hatte sein Glas inzwischen geleert; stellte es auf den runden, mit Fingerabdrücken übersäten Glastisch. »Fängt irgendwie an, sich zu entkrampfen, nicht wahr?« fragte er. Sie nickte. »Ich merke es«, fuhr er fort. »Bin wegen der ganzen Sache längst nicht mehr so – so verspannt.«
    Sie blickte vor sich hin. »Das freut mich.«
    »Du kannst mir glauben, ich habe dagegen ankämpfen müssen«, sagte er und sah Donna an. »Am liebsten hätte ich mich weiterhin so richtig als gemeines Schwein aufgeführt.«
    Donna lachte. »Da bin ich aber froh, daß du dich anders besonnen hast.«
    »Nun, man gelangt an einen Punkt, wo man seine eigenen Ratschläge zu befolgen beginnt. Du hast mir ja immer gesagt, ich hätte prachtvolle Theorien, nur richtete ich mich selbst nie danach. Ich habe darüber nachgedacht – ich habe in der Tat über so manches nachgedacht, was du gesagt hast – und gefunden, daß du recht hattest. War ja sinnlos, der Vergangenheit hinterherzujammern. Für mich ging es darum, damit zu leben.« Er hielt inne, sah ihr direkt in die Augen. »Nach wie vor bin ich nicht glücklich über das, was geschehen ist. Aber ich muß mich mit den Tatsachen abfinden. Muß damit leben.«
    »Triffst du hin und wieder irgendwelche Leute?« fragte sie ein wenig scheu.
    Er lächelte. »Sicher.

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