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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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sich. Schließlich schob er sie auf Armeslänge zurück und zwang sie, ihm tief in die Augen zu blicken. »Sieh mich an«, forderte er sie auf. »Du läufst Gefahr, völlig der Panik zu erliegen. Versuche, ruhiger zu werden. Bis jetzt wissen wir nicht einmal, ob sich überhaupt etwas Ungewöhnliches abgespielt hat. Schließlich könnte es durchaus sein, daß er praktisch gerade im Begriff ist, die Kinder bei dir abzuliefern. Es ist wirklich Unsinn, sich vorzustellen, daß er ihnen irgend etwas angetan hat. Was für ein Mensch Victor auch sein mag, und was immer er womöglich täte, um dir weh zu tun, in einem Punkt bin ich mir absolut sicher – nie, niemals würde er seinen Kindern etwas Böses tun. Er liebt sie, Donna. Vielleicht ist er nicht immer ein besonders netter Mensch, aber er ist jedenfalls kein Unmensch.«
    Donna, den Kopf an Mels Brust, brach in Tränen aus. »Wein nur, Liebling«, sagte er. »Heul es nur heraus.«
    Nach einigen Minuten hob Donna den Kopf und setzte sich
auf ihrem Sitz wieder zurecht. Mel ließ den Motor an, und sie fuhren weiter. Donna wischte sich mit einem Papiertaschentuch die Augen. »Wenn ich mir vielleicht wirklich alles nur zurechtgesponnen hätte, von A bis Z...!?« Sie begann zu lachen. »Da rege ich mich wegen nichts und wieder nichts auf, völlig ohne Grund – hat Victor immer gesagt, daß ich das täte: mich wegen nichts und wieder nichts aufregen, ohne jeden Grund. Na, und wir kommen dort an, und da ist er mit Adam und Sharon und hat eine ganz simple Erklärung dafür, daß er’s mit den Kleinen nicht zu Annies Geburtstagsparty hat schaffen können, auch wenn sie dadurch um den Film gekommen ist.«
    »Hör auf, dir wegen des Films Gedanken zu machen.«
    »Und er wird dort sein. Und er wird sagen: ›Was ist denn mit deinen Augen? Dein Augen-Make-up ist ja ganz zerlaufen.‹« Sie lachte wieder, ein Lachen der Verzweiflung; hoffte, daß sie mit ihrer neuen Hoffnung recht hatte; betete darum, daß er dort sein möge. Bitte, lieber Gott, gib, daß er dort ist.
    Das Haus war dunkel.
    »Oh, Gott.«
    »Nur mit der Ruhe, Donna. Sie können im hinteren Teil des Hauses sein. Oder aber wir haben sie um ein paar Minuten verfehlt.«
    Gleichzeitig öffneten Donna und Mel ihre Türen. Schon hatten sie sich von den Sicherheitsgurten befreit. Sie schwangen sich aus dem Auto und liefen auf das Haus zu. Verzweifelt rüttelte Donna an der Tür. Sie war verschlossen, und einen Schlüssel besaß Donna nicht mehr. »Gottverdammt«, schrie sie und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür. Während Mel um das Haus lief, um dort nachzusehen, versuchte Donna, durch verschiedene Fenster zu spähen.
    »Hinten ist niemand«, sagte Mel, als er zurückkam.
    »Hier ist auch niemand«, erklärte Donna mit ruhiger Resignation.

    Mel trat zum vorderen Fenster und blickte hinein. »Die Möbel sind offenbar noch alle da.«
    »Das hat nichts zu bedeuten«, sagte Donna. »Er würde sie dalassen.« Reglos stand sie vor der Tür. »Er ist fort. Er hat mir meine Kinder genommen.«
    »Wir werden ihn finden, Donna. Ich verspreche dir, daß wir ihn finden werden.«
    »Donna?« Der Ruf kam so unerwartet, daß beide unwillkürlich herumfuhren. Sie hatten die weibliche Gestalt nicht gesehen, hatten sie auch nicht kommen hören. »Ich habe Sie von meinem Garten aus gesehen und mir gleich gedacht, daß Sie das waren. Obwohl’s mit meinen alten Augen ja nicht mehr weit her ist.« Donna drehte sich hastig um und sah sich Arlene Adilman gegenüber.
    »Wo ist Victor?« fragte Donna, und sie hörte die Panik in ihrer eigenen Stimme.
    »Oh, er ist gestern fort«, erwiderte die Frau eher beiläufig. »Hat für das Haus fünfundachtzigtausend bekommen. Verkauft samt Mobiliar und allem Drum und Dran. An irgend so ein nettes junges Paar. Die ziehen morgen ein. Haben’s wohl schon vor drei Monaten gekauft. Alles bar bezahlt, wenn ich das richtig verstanden habe. Wußte gar nicht, daß er’s zum Verkauf angeboten hatte, bis er herüberkam und mir dies gab.« Sie hielt ein kleines, weißes Kuvert in die Höhe. »Er sagte, daß Sie wahrscheinlich heute abend kommen würden.«
    Donna riß der überraschten Frau den Umschlag aus der Hand. Sekundenlang versuchte sie vergeblich, ihn zu öffnen. Ihre Hände zitterten, ihre Finger flatterten; und sie schien völlig außerstande, ihre Bewegungen unter Kontrolle zu bringen.
    Mel nahm ihr das Kuvert ab, riß es rasch auf und reichte es dann Donna, ohne einen Blick hineinzuwerfen.

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