Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
eine Epidemie. Dem einen Elternteil werden die Kinder zugesprochen, und der andere Elternteil brennt dann mit ihnen durch.« Er schüttelte den Kopf. »Ist das Gemeinste, was man einem antun kann.« Er schwieg einen Augenblick.
»Und es gibt nicht viel, was wir da tun können.«
»Was soll das heißen: Es gibt nicht viel, was Sie da tun können?« wollte Donna wissen.
»Für das, was Ihr Mann getan hat, gibt es eine ganz bestimmte Bezeichnung«, erwiderte Lieutenant Robinson ruhig. »Man nennt es legales Kidnapping. Ein Elternteil kidnappt seine eigenen Kinder. Es ist kein wirkliches Kidnapping, weil es ja ein Elternteil ist, der seine eigenen Kinder entführt. Es gibt keine Forderung nach Lösegeld. Ziel der Aktion ist es auch nicht, dem Kind oder den Kindern irgendwelchen Schaden zuzufügen. Es gibt kein Gesetz dagegen. Zwar heißt es dauernd, daß der Antrag auf ein solches Gesetz eingebracht werden soll, doch...« Er zuckte die Achseln.
»...selbst wenn es ein solches Gesetz einmal geben sollte, es wäre ungeheuer schwierig, ihm Geltung zu verschaffen. Viel Gutes, fürchte ich, käme dabei kaum heraus.«
»Aber er widersetzt sich doch der gerichtlichen Entscheidung«, argumentierte Mel.
»Sicher, stimmt schon. Da hätten wir eine Handhabe. Spüren Sie ihn auf, und wir klatschen ihm eine gerichtliche Verfügung um die Ohren.«
In Donnas Ohren scholl es lauter und lauter, ein unerträgliches Dröhnen. »Sie werden uns also nicht helfen?« fragte sie wie betäubt.
»Wir werden Ihnen helfen, so gut wir können«, sagte der Beamte, »aber ich glaube kaum, daß Ihnen das allzuviel nützt. Denken Sie nur, für wie viele Jahre Patty Hearst verschwunden war. Dabei fahndete man im ganzen Land ungeheuer intensiv nach ihr. Sie sprechen von einem Mann und zwei Kindern, die niemand kennt und die auch niemanden kümmern, von Ihnen mal abgesehen. Der kann sich in jedem Winkel verstecken, auf dem gesamten Globus. Haben die Kinder Pässe?«
»Was?«
»Ich meine, sind die Kinder eingetragen – entweder im Paß Ihres Exmannes oder in Ihrem eigenen?«
Donna warf einen hilfesuchenden Blick zur Zimmerdecke. Dann sah sie wieder zum Lieutenant. »Sie sind in meinen eingetragen«, sagte sie mit einiger Erregung. »Als letztes Jahr mein Paß erneuert wurde, ließ ich sie eintragen – weiß selbst nicht, warum.«
Sie spürte den sachten Druck von Mels Hand, beschwichtigend, anerkennend.
Stan Robinson erhob sich und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. »Nun, dann wissen wir wenigstens, daß er mit ihnen nicht ins Ausland kann.« Donna atmete tief durch. »Bleiben unsere fünfzig Staaten und außerdem Kanada«, fuhr er fort. »Wir
könnten für alle Fälle bei der Einwanderungsbehörde nachfragen, aber ich glaube kaum, daß sich da irgendwas ergeben wird.«
»Was könnten Sie sonst noch tun?« fragte Mel.
»Nun, im Grunde nur noch – Ihnen sagen, was Sie tun können.«
»Nämlich?«
»Sämtliche Luftverkehrsgesellschaften anrufen und sich erkundigen, ob dort kürzlich irgendwelche Flüge für Mr. Cressy und Kinder gebucht wurden. Auch bei den Tampa- und Miami-Flughäfen würde ich anrufen. Ist eine ganz verteufelte Arbeit, wo’s so viele Fluggesellschaften gibt – und praktisch Tausende von Flügen, die er genommen haben könnte. Falls er überhaupt ein Flugzeug genommen hat. Spricht allerdings so manches dafür. Aber dann wird er wohl einen falschen Namen benutzt haben. Auch dürfte ihm, um keine Spuren zu hinterlassen, Barzahlung lieber gewesen sein. Sie könnten bei Mr. Cressys Banken nachfragen, ob er irgendwelche Konten aufgelöst oder aber transferiert hat. Allerdings bezweifle ich, daß man Ihnen dort irgend etwas sagen wird. Fragen Sie bei seiner bisherigen Arbeitsstelle nach. Vielleicht ist er versetzt worden. Rufen Sie Ihren Anwalt an. Rufen Sie alle an, die ihn kannten. Irgendwelche Verwandte. Schicken Sie all Ihren Freunden und deren Familien, die nicht in diesem Staat leben, sämtliche verfügbaren Fotos. Sie könnten auch einen Privatdetektiv engagieren, aber das wird ziemlich teuer. Und für gewöhnlich bringt’s nicht viel – es sei denn, Sie könnten denen konkrete Anhaltspunkte liefern, und das nicht zu knapp. Versuchen Sie mal, sich zu erinnern. Hat er von irgendwelchen Orten gesprochen, wo er gern leben würde? Was treibt er mit Vorliebe? Irgendeine besondere Sportart?« Er lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Vor gar nicht langer Zeit hatten wir hier einen Fall, wo die Kinder der Mutter
Weitere Kostenlose Bücher