Sag mir, wo die Mädchen sind
Lebensmitteln dienen. Die LKW -Theorie können wir also abhaken. Und die Taxifahrer werden bei ungeklärten Mordfällen routinemäßig gefragt, ob das Opfer ihr Fahrgast gewesen ist. Auch hier ist das Ergebnis null.»
«Schön, aber es kann ja vorkommen, dass der Taxifahrer selbst der Täter ist», wandte Ursula Honkanen ein.
«Darauf gibt es vorläufig nicht den geringsten Hinweis. Wir setzen heute die Vernehmung der Familie Ezfahani fort, überprüfen aber in einem zweiten Ermittlungsstrang die Möglichkeit, dass der Täter ein Außenstehender ist, dessen Anschlag sich rein zufällig gegen Fräulein Ezfahani gerichtet hat. Puupponen, wie steht es mit Tuomas Soivios Alibi?»
«Seine Eltern und sein Onkel haben es bestätigt, aber man weiß ja, wie Verwandte in so einem Fall reagieren. Soivio war tatsächlich den ganzen Abend intensiv auf Messenger, was aber mit Laptop und Modem praktisch von jedem Standort aus möglich ist. Auf diese Art von Alibi kann man nicht allzu viel geben. In Kuitinmäki ist er am Dienstagabend nicht gesehen worden, am Mittwoch dagegen von mehreren, insofern stimmt seine Darstellung also.»
Ich neigte immer mehr zu der Überzeugung, dass Tuomas Soivio seine Freundin nicht umgebracht hatte, aber trotzdem mehr wusste, als er uns gesagt hatte. Hatte es außer Noors Vetter noch weitere Konkurrenten um die Gunst des Mädchens gegeben? Dann hätte es allerdings in Tuomas’ Interesse gelegen, uns darauf aufmerksam zu machen.
Ruuskanen hatte zur Morgenbesprechung außer seinen eigenen Leuten auch unsere Zelle und einige Kriminaltechniker eingeladen. Nur Puustjärvi fehlte: Ruuskanen hatte ihn zur Obduktion geschickt und ihm aufgetragen, sich telefonisch zu melden, falls es entscheidende Befunde gab. Einen Vertreter zur Obduktion zu schicken, war Ruuskanens persönliche Entscheidung gewesen; die Anwesenheit eines Ermittlers war dort selten nötig, denn die Pathologen verstanden ihr Geschäft auch ohne Polizei. Es wunderte mich gar nicht, dass Ruuskanen der Praxis im Dezernat seinen eigenen Stempel aufdrücken wollte. Anni Kuusimäki, die er vertrat, würde vermutlich nicht aus dem Mutterschaftsurlaub zurückkehren, und er hatte sicherlich die Absicht, sich um ihre Stelle zu bewerben.
«Was hat Hakkarainens Team bisher festgestellt?», fragte Ruuskanen einen der Kriminaltechniker, der sich mit wichtiger Miene räusperte und auf seinem Laptop eine Datei öffnete.
«Wir haben den Fundort der Leiche untersucht, die Schneeschichten abgetragen und diverse Überkreuzvergleiche vorgenommen. Allein schon aufgrund dessen hat es den Anschein, dass das Mädchen nicht am Fundort getötet wurde, wo es keinerlei Kampfspuren gab. Dagegen ist nach dem vorletzten Schneefall ein Auto über den Wanderweg gefahren. Nach dem präzisierten Bericht des Schneeradars des Meteorologischen Instituts fiel der letzte Schneeschauer am Morgen um halb sechs, der davor um drei Uhr. Wir können also davon ausgehen, dass die Leiche zwischen diesen beiden Zeitpunkten an den Fundort gebracht wurde.»
«Ihr habt Reifenabdrücke?»
«Von simplen Gislaved-Reifen, wie sie zum Beispiel bei Biltema zu Tausenden im Sonderangebot verkauft werden. Aufgrund der Abdrücke können wir niemanden überführen. Wir versuchen noch, Druckstellen und Abnutzungen zu analysieren, aber die Reifen sind zweifellos ziemlich neu. Sie werden uns kaum weiterhelfen.»
«Ich hab auch Gislaveds von Biltema», fühlte Puupponen sich veranlasst zu erklären, was ihm einen wütenden Blick von Ruuskanen eintrug. Im selben Moment klingelte dessen Handy. Er meldete sich, legte es auf den Tisch und schaltete den Lautsprecher ein. Sein Gerät war das teuerste Smartphone-Modell und im Polizeibudget mit Sicherheit nicht vorgesehen. Vielleicht war das Luxusding sein Privateigentum. Puustjärvi rief aus der Pathologie an. Der Lautsprecher verzerrte seine bedächtige Stimme ein wenig, machte sie jedoch nicht unkenntlich.
«Die äußere Untersuchung ist jetzt abgeschlossen, als Nächstes werden die inneren Organe entnommen und gewogen. Ich bin zum Telefonieren auf den Flur gegangen, um nicht zu stören», berichtete Puustjärvi. Ursula zwinkerte Puupponen zu, und auch Koivu lächelte. Obduktionen waren notwendig, aber das Zuschauen war selbst für erfahrene Polizisten nicht angenehm.
«Das Mädchen war eins zweiundsechzig groß und wog fünfundfünfzig Kilo. Ihre Muskeln waren gut entwickelt, sie hat mit Sicherheit Sport getrieben. Einige alte Narben, die längste an
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