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Sag mir, wo die Mädchen sind

Sag mir, wo die Mädchen sind

Titel: Sag mir, wo die Mädchen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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ihr gesagt, Männer dürfe man nie überschätzen. Zum Glück bin ich nie von einem Mann abhängig gewesen. Allerdings haben sie auch ihre guten Seiten, wenn man sie nicht allzu oft sieht. Friedrich wohnt in Hamburg, ich fliege morgen für vier Tage hin. So lange ist es immer schön, danach wird die Begegnung zum Alltag.»
    Nachdem ich den Kaffee ausgetrunken hatte, leistete ich meiner Gastgeberin noch etwa fünf Minuten Gesellschaft, dann bedankte ich mich für das Essen und stand auf. Sylvia Sandelin versuchte noch, mich als Rednerin für den Mädchenclub zu gewinnen, doch ich lehnte um Iidas willen ab.
    «Sie möchte nicht, dass ich mich zu sehr in ihre Welt einmische.»
    «Aber sie ist doch deine Tochter, bei euch hast du das Sagen! Meine Mutter war die Vorsitzende des Elternbeirats in unserem Gymnasium und hat bei jeder Sommer- und Weihnachtsfeier die Preise verteilt. Ich war stolz auf sie, weil sie nicht irgendwer war.»
    Ich blieb bei meinem Nein. Frau Sandelin wollte meinen Besuch in die Länge zu ziehen, indem sie sich erkundigte, wie es meiner Schwiegermutter ging, und letzten Endes flüchtete ich mich geradezu in den Flur und zog mich an.
    Auf der Otsolahdentie musste ich einem Radfahrer ausweichen, der mit wehenden Haaren aus der Querstraße hervorschoss und mich fast überfahren hätte. Ich sprang auf die Straße und fluchte, doch der junge Mann sah sich nicht einmal um. Wieder so einer, der sich für unsterblich hielt und natürlich keinen Fahrradhelm aufsetzte. Im Bus schaltete ich mein Handy stumm, las die drei besorgten SMS , die meine Mutter geschickt hatte, und sah dann meine E-Mails durch. Antti hatte mir ein spaßiges Video geschickt, auf dem eine übereifrige Katze in Pappkartons sprang, aber weitaus mehr interessierte mich die englischsprachige Nachricht von Uzuri aus Afghanistan.
    «Hallo Maria, du hast die schlechte Nachricht sicher bekommen. Es stimmt mich traurig, dir berichten zu müssen, dass in unseren Reihen ein Verräter war, einer der Polizeischüler. Da er nicht als religiöser Fanatiker hervorgetreten war, hatten wir keinen Verdacht gegen ihn. Aber er gehört zu Omar Jussufs Lager, höchstwahrscheinlich ist er sogar Jussufs Sohn Issa. Es war kein Selbstmordattentat, er konnte entkommen. Im Anhang findest du eine Liste der Toten. Wir wissen noch nicht, wann die Schule wieder aufgebaut werden kann. Omar Jussuf hat gesagt, er werde die Schule auf jeden Fall zerstören, er habe überall Helfer. Wir bemühen uns, den Mut nicht zu verlieren. Deine Uzuri.
    PS. Der Polizeischüler hat sich sehr für Finnland interessiert und gesagt, dort wohne seine Braut. Ich habe den Namen des Mädchens irgendwann einmal in mein Tagebuch geschrieben, das bei der Explosion unversehrt geblieben ist. Bisher habe ich noch keinem davon erzählt, aber mir kam der Gedanke, dass der Polizeischüler, Issa Omar, den wir hier unter dem Namen Mohammed Salim Hasan kannten, möglicherweise versuchen wird, bei seiner Braut in Finnland Schutz zu suchen, falls sein Vater keine Zuflucht für ihn bereitstellen kann. Das Mädchen heißt Aziza Abdi Hasan, und der Mann, den wir als Mohammed kannten, hat behauptet, sie sei seine Cousine. Aber vielleicht ist die Geschichte von der Braut in Finnland ebenso erlogen wie alles andere, was er uns erzählt hat.»
    Ich las die Nachricht während der Busfahrt dreimal. Der Inhalt blieb derselbe. Es mochte Tausende Aziza Abdi Hasans auf der Welt geben, aber nur eine war in Finnland verschwunden. Und Lauri Vala hatte den Drogenbaron Omar Jussuf ebenfalls erwähnt. Hatte Omar Jussufs Sohn auch den Bombenanschlag auf unseren Konvoi organisiert? Zumindest wäre es für ihn eine Leichtigkeit gewesen, sich Informationen über unseren Zeitplan und unsere Strecke zu verschaffen. Wusste Vala mehr, als er mir erzählt hatte? War ihm womöglich bekannt, dass unsere Zelle nach der verschwundenen Aziza suchte? Es half nichts – so demütigend es auch war, ich musste mich mit Vala in Verbindung setzen.
    Im Präsidium lief mir Koivu entgegen, ein Papier in der Hand.
    «Hallo Maria, wir haben Tommi gefunden.»
    «Welchen Tommi?»
    «Tommi Mäki aus Siuntio. Den angeblichen Freund von Sara Amir. Sara war offenbar nur einen Abend mit ihm zusammen, Tommi wollte keine feste Beziehung, und Sara war wütend auf ihre Freundin, die das Foto von den beiden auf Facebook geladen hat. Da haben Vierzehnjährige eigentlich noch nichts zu suchen! War das Foto vielleicht der Grund, weshalb Sara nach Bosnien geschickt

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