Sag nichts, kuess mich
aufzudrängen, die nichts mit ihm zu tun haben wollte.
Er hatte sie geküsst. Wenn sie sich den Anschein gegeben hatte, es zuzulassen, wenn sie gar so getan hatte, als würde sie mitmachen, dann nur, weil … weil …
Dio , ja, warum?
Warum hatte sie diesem Mann erlaubt, seinen Mund auf ihren zu pressen? Warum hatte sie den Großteil der Nacht damit zugebracht, sich vorzustellen, wie es sein mochte, wenn dieser feste warme Mund ihre Brüste liebkoste?
„ Principessa ?“
Alessia blinzelte. Der Chauffeur stand neben dem Bentley und hielt die Tür für sie auf. „Oh. Sì , Guillermo, grazie .“
Der Mann verbeugte sich vor ihr, eine Geste, die sie verabscheute. Doch es blieb keine Zeit, eine entsprechende Bemerkung zu machen, nicht, wenn Nicolo schon über den Sitz gerückt war und sie seinen Schenkel an ihrem fühlte.
Hastig stieg sie aus, Nicolo folgte ihr.
„In zwei Stunden fahren wir wieder zur Villa zurück“, teilte sie dem Chauffeur mit, der sich schon wieder verbeugte. „Und lassen Sie das“, sagte sie gereizt. Hinter ihr schnaubte Nicolo, sie schwang zu ihm herum. „Gibt es irgendetwas Amüsantes?“
„Nein, nicht amüsant … verblüffend“, erwiderte er. „Der Mann verhält sich, wie es von ihm erwartet wird, und dafür rügen Sie ihn?“
„Ich habe nie verlangt, dass er sich vor mir verbeugt!“
„Das brauchen Sie auch nicht. Mit jedem Atemzug machen Sie deutlich, dass Sie zum Adel gehören.“
Sie spürte, wie das Blut in ihre Wangen schoss. „Sie wissen nichts über mich, signore , dennoch erlauben Sie sich ein Urteil über mich?“
Das dünne Lächeln auf seinen Lippen erstarb. „Packen Sie sich an die eigene Nase, Alessia. Das ist eine Redewendung, die ich Ihnen gern erkläre, falls Sie den Sinn nicht verstehen.“
Dio , die Unverschämtheit dieses Mannes! Alessia schluckte den Ärger hinunter und schritt durch die hohen goldenen Palasttore.
„Wow! Beeindruckend. Welcher Medici hat den Palast gebaut? Giovanni? Lorenzo?“ Nick betrachtete staunend die vergoldeten Putten an der Fassade. „Ich wette, es war Lorenzo. Er war der mit der Künstlerseele.“
„Sie wissen über die Medicis Bescheid?“
Er sah zu ihr hin und las das Erstaunen auf ihrer Miene. „Ja, ich kenne die Medicis“, erwiderte er kühl. „Überrascht?“
„Nein, wieso?“
Die schöne Lügnerin. Garantiert hatte sie gedacht, er würde glauben, einen Palast aus Disney World vor sich zu haben.
„Sie haben recht“, fuhr sie brüsk fort. „Lorenzo war der Mäzen.“
„Das passt.“
„Aber Cosimo ist einer unserer Vorfahren.“
Hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Ausgehend von der ironisch hochgezogenen Augenbraue ihres Gegenübers, musste sie es wohl gesagt haben. Und er sah in ihrem prahlerischen Einwurf eine ebenso alberne Bemerkung wie sie normalerweise auch.
Noch alberner war die Tatsache, dass sie den Gangsterboss-Investor ihres Vaters hierher eingeladen hatte. Sie würde sich zusammenreißen müssen, um ihm immer einen Schritt voraus sein zu können.
Der im neunzehnten Jahrhundert eingebaute schmiedeeiserne Aufzug brachte sie in den dritten Stock. Der Saal, den Alessia für die Konferenz gewählt hatte, war der prächtigste von allen prächtigen Sälen im Palast.
„Nach Ihnen“, sagte der Mann, den sie einzuschüchtern versuchte, und sie ging ihm voraus.
Dieses Mal gab es kein „Wow“, aber sie hörte, wie er leise nach Luft schnappte, als er sich umsah. Orsini war beeindruckt, und ganz sicher war er sich bewusst, wie fehl am Platze er hier war. Sie mochte ihren Stolz schlucken und sich mit diesem Mann abgeben müssen, aber das war die Sache wert.
Die fünf Männer an dem großen Marmortisch erhoben sich. Der Anwalt und der Finanzbuchhalter ihres Vaters. Der Verwalter des Weinguts. Der Keltermeister. Der Rebenmeister. Alessia sah zu, wie Nicolo jedem die Hand schüttelte. Dann setzte sie sich, lehnte sich zurück und wartete gespannt darauf, wie der Gangster sich bis auf die Knochen blamierte. Ebenfalls eine Redewendung, noch dazu eine höchst passende.
Denn was konnte ein Gangster schon von Recht, Finanzen oder vino verstehen, nicht wahr?
Fünf Minuten später war Alessia klar, wie weit sie danebengelegen hatte.
„Es ist mir eine Ehre“, sagte Nicolo, als er dem Anwalt die Hand schüttelte, „den Mann kennenzulernen, der letztes Jahr in Venedig den Fall Palmieri gegen Shott gewonnen hat.“
Der Anwalt nahm prompt eine etwas aufrechtere Haltung ein. Und der Finanzbuchhalter
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