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Sag nichts, kuess mich

Sag nichts, kuess mich

Titel: Sag nichts, kuess mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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gehen wir zu dem Meeting. Danach zeigen Sie mir den Betrieb und das Gut, und morgen früh bin ich weg.“
    „Aber Sie sagten doch …“
    „Ich weiß, was ich gesagt habe.“ Großer Gott, wie sehr er sie berühren wollte! Nur einmal über ihre Seiten, ihren Rücken streichen … „Ich habe meine Meinung geändert. Ich werde den Orsini-Jet herbestellen, um mich abholen zu lassen. So geht es auf jeden Fall schneller.“
    „Den Orsini-Jet …“
    „Ja, wir haben eine Privatmaschine.“
    „Natürlich.“ Alessias Augen wurden mit einem Schlag kühl. „Einen Moment lang hatte ich tatsächlich vergessen, wer Sie sind. Mille grazie , dass Sie mich erinnert haben.“
    Sie hätte es nicht unmissverständlicher ausdrücken können, selbst wenn sie ihn geohrfeigt hätte. Es wurde Zeit, ihr zu sagen, wer er war. Dass er und sein alter Herr nichts gemein hatten …
    Doch dann dachte er, zum Teufel damit. Er brauchte sich niemandem zu erklären, auch nicht Alessia Antoninni.
    „Ich verstehe das durchaus, principessa .“ Sein Ton war ebenso eisig wie ihrer. „Lust kann absolut verrückte Blüten treiben.“
    Sie wurde flammend rot und stieß ein Wort aus, das er nicht verstand. Kurz dachte er daran, es umgehend an sie zurückzugeben, überlegte es sich jedoch anders. Er würde sich nicht von ihr zu dem Mann machen lassen, für den sie ihn hielt.
    „Gut möglich“, meinte er also nur mit einem grimmigen Lächeln, dann deutete er mit einer leichten Verbeugung zur Haustür. „Nach Ihnen, Teuerste.“

6. KAPITEL
    Der Chauffeur brachte sie mit dem schwarzen Bentley zu den Büroräumen, die Alessias Vater in Florenz unterhielt.
    Das Gebäude selbst war ein Palast aus dem fünfzehnten Jahrhundert, aus jener Zeit, als die Familie der Medici die Stadt regierte. Die Antoninnis konnten ihren Stammbaum bis zu Cosimo de’ Medici zurückverfolgen, genauer bis zu einem vermuteten illegitimen Sohn Cosimos. Es wurde berichtet, dass Cosimo sich das Schweigen seiner Mätresse, als sie damit drohte, die Affäre und deren Frucht bekannt zu machen, mit der Übereignung der schon damals ertragreichen toskanischen Weinberge erkaufte. Als der illegitime Sohn plötzlich und auf unerklärliche Weise verstarb – wie so viele Angehörige der Medici-Familie –, vererbte die Mätresse das Land an ihre Tochter weiter, welche einen Prinzen aus dem Hause Antoninni ehelichte. Seither wurde das Weingut unter diesem Namen geführt.
    Der Teil der Historie, der die Antoninni-Seite betraf, war belegt. Über die Verbindung zu den Medicis bestanden Zweifel. Aber kein Antoninni hatte es je zu beweisen versucht. Wozu auch? Herauszufinden, dass es sich um eine fantastische Legende handelte, oder noch schlimmer, um eine mörderische Intrige, würde den Namen Antoninni nur in den Schmutz ziehen.
    Alessia hielt die ganze Sache so oder so für albern. Wer hatte heute noch Zeit für Titel und Stammbaum und Intrigen aus dem fünfzehnten Jahrhundert? Außerdem lag das aktuelle Problem der Antoninnis nicht in der DNS, sondern bei den Dollars. Orsini-Dollars, die zu Antoninni-Euros werden sollten. Deshalb hatte sie auch das Treffen in diesen beeindruckenden Räumlichkeiten arrangiert.
    „Eine ausgezeichnete Idee“, hatte ihr Vater gelobt, davon ausgehend, dass sie den ausländischen Gast beeindrucken wollte.
    Alessias Motive waren jedoch ganz andere gewesen.
    Was Macht und Reichtum anbelangte, war Nicolo Orsini eine moderne Version von Cosimo de’ Medici, allerdings mit einem riesigen Unterschied.
    Cosimo war ein wohlerzogener Ehrenmann gewesen. Das war Nicolo nicht.
    Sie musste sich mit ihm abgeben, ihr blieb keine andere Wahl. Dennoch konnte sie ihm immer wieder vor Augen führen, auf welcher Stufe der sozialen Rangordnung er stand. Er gehörte in diesen Palast wie ein Straßenköter in eine Rassehundeausstellung.
    Mit anderen Worten – er sollte sich so unwohl und fehl am Platze vorkommen wie nur möglich.
    Sie gestand sich ein, dass es engstirnig und kleingeistig war. Den Moment des schlechten Gewissens ließ sie nur zu, weil die Befriedigung danach umso intensiver sein würde. Nicolo Orsini mochte eine elegante Fassade zeigen, er mochte polierte Manieren und alles Geld der Welt besitzen, aber … er war kein Gentleman.
    Er war nicht einmal ein ehrlicher Geschäftsmann. Er war nichts anderes als ein Bandit, der sich ohne Rücksicht nahm, was er wollte. Das wusste sie, weil sie es am eigenen Leib erfahren hatte. Er dachte sich nichts dabei, sich einer Frau

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