Sag nichts, kuess mich
ihm aus dem Spiegel entgegenblickte, bot ein sehr geschäftsmäßiges Image. Ein seriöser Bankier. Die Eisprinzessin würde zwar nur den aufgeputzten Emporkömmling in ihm sehen, aber …
Aber er war wieder bei Punkt null angekommen – er dachte immer noch an sie.
Selbst wenn er ihr diese „Ich-bin-blaublütig-und-du-bist-ein-Bauer“-Einstellung austreiben könnte … die Lady war nicht sein Typ. Attraktiv? Schon, ja. Nur konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie je einem Mann Vergnügen bereiten würde. Es mochte sexistisch sein, aber … er bevorzugte nachgiebige, anschmiegsame Frauen.
Nicolo atmete tief durch. Er war ein logisch denkender Mann, nur manchmal nutzte alle Logik nichts. Das hier war eine solche Situation. Also zurück zu Plan A. Er würde in das Weingut investieren, wenn nicht für Cesare, dann für sich selbst. Zwei Tage reichten völlig, um sich die Bücher anzusehen, sich mit dem Personal zu treffen, einen Eindruck von dem Anwesen zu bekommen. Er würde einen Verwalter bestimmen, der alles überwachte. Und dann säße er im ersten Flieger zurück nach New York. Sollte er keinen Flug bekommen, würde er den Orsini-Jet kommen lassen.
Das war der geschäftsmäßige Ansatz, und schließlich ging es hier nur ums Geschäft.
Sie wartete am Fuße der Treppe auf ihn.
Die Eisprinzessin von gestern war zurück, diesmal nicht zerzaust.
Eleganter Chignon, weiße Seidenbluse, dunkelgraues Armani-Kostüm, schwarze Pumps. Fast hätte er gelacht, weil ihr Aufzug dem seinen so sehr glich – abgesehen von der Rundung unter der Kostümjacke und den endlos langen Beinen in dem knielangen Rock.
Sie musterte ihn mit einem anerkennenden Blick.
„Der letzte Schrei der Gangstermode in New York“, sagte Nick mit einem dünnen Lächeln.
Wenn er geglaubt hatte, sie in Verlegenheit zu bringen, so hatte er sich geirrt.
„Und so viel attraktiver als tätowierte Herzchen, nicht wahr?“
„Prinzessin, Sie haben mich praktisch nackt gesehen, Sie wissen, dass ich nicht tätowiert bin.“
Sie wurde rot, aber ihre Stimme klang klirrend kalt. „Ich habe Sie nicht nackt gesehen.“
„Aber fast“, meinte er mit einem Schulterzucken.
„Und weiter wird es auch nicht gehen, das versichere ich Ihnen.“
Er machte einen Schritt vor, sie einen zurück. „Ist das eine Herausforderung, Prinzessin?“
„Ich halte lediglich eine Tatsache fest, Mr Orsini.“
Er lächelte. Wenn sie – so wie jetzt – ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht war, hatte sie etwas wirklich Reizvolles an sich. „Eine Herausforderung“, wiederholte er. Und weil es ihm das einzig Richtige in der Situation erschien, beugte er den Kopf und küsste sie.
Ihre Lippen waren warm und weich. Bebten sie nicht auch ein wenig? Es gab nur einen Weg, um das herauszufinden.
Nick hielt ihr Kinn mit einer Hand und vertiefte den Kuss. Ja, ihre Lippen bebten, definitiv. Sie atmete auch schneller, und jetzt hob sie sich auf die Zehenspitzen und lehnte sich gegen ihn …
Sie gab einen kleinen Laut von sich, legte die Hände auf seine Brust, hob die Lider. Er konnte tausend Fragen in ihren blauen Augen lesen, die gleichen Fragen, die auch er hatte. Eine Sekunde lang spielte er mit dem Gedanken, alle Fragen zu beantworten, sich selbst und ihr, indem er sie in seine Arme zog und sie küsste, bis sie ihn anflehte, diese Verrücktheit zwischen ihnen endlich zu Ende zu bringen.
Aber vielleicht war ja nur er verrückt.
„Alessia.“ Seine Stimme klang rau wie Sandpapier. Er nahm ihre beiden Hände in seine, suchte krampfhaft nach etwas Geistreichem, das er sagen könnte, doch nichts fiel ihm ein.
„Nicolo“, wisperte sie.
Das war das zweite Mal, dass sie seinen Namen aussprach. Wie war es möglich, dass es so unendlich sexy klang?
Er ließ sie los, solange er noch konnte, und schaffte Abstand zwischen ihnen. Sie schwankte, er fasste ihren Ellbogen, um sie zu stützen. Dann biss sie sich auf die Unterlippe und ließ damit seine eigenen Knie weich werden.
„Das muss aufhören“, flüsterte sie. „Diese Spannung zwischen uns.“
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. Jede andere Frau hätte in einer solchen Situation allein dem Mann die Schuld zugewiesen. Er wollte sie wieder küssen, aber er hielt sich zurück. Nein, er würde sie nicht noch einmal anrühren, und morgen, so früh wie möglich, hieß es arrivederci !
„Sie haben recht, das muss aufhören“, sagte er brüsk. „In dieser Sekunde hat es auch aufgehört. Kommen Sie,
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