Sag nichts, kuess mich
wussten von der engen Finanzlage meines Vaters, bevor Sie herkamen. Von einer mehrheitlichen Übernahme war nie die Rede.“
„Ich kam her im Auftrag meines Vaters. Meinem alten Herrn ist völlig egal, wie tief der Karren im Schlamm steckt. Mir nicht.“
„Sie haben die Regeln geändert“, erwiderte sie vorwurfsvoll. „Jetzt wollen Sie Ihr eigenes Geld investieren, nicht das Ihres Vaters. Wieso?“
Gute Frage. Nick hatte schon vorher versucht, eine Antwort darauf zu finden. Bis jetzt hatte er keinen Erfolg gehabt. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass es hier um mehr ging, als auf den ersten Blick zu sehen war, und dass es irgendwie mit dieser Frau zusammenhing. Auch wenn er ein Mann der Logik war … auf seinen Instinkt hatte er sich immer verlassen können. „Ich habe beschlossen, zu investieren, weil es das ist, was ich tue. Ich investiere. Auch wenn es Ihnen vielleicht schwerfällt, das zu glauben.“
„Sicher“, kam es sarkastisch von ihr zurück. „Sie investieren in Winzereien.“
„In verschiedenste Vermögensmasse. Nur nicht in solche, bei denen sich der Einsatz meiner Zeit und meines Geldes nicht lohnt.“
„Bei Antoninni lohnt sich Ihr Einsatz definitiv.“
Ihre Stimme zitterte leicht. In diesem ganzen Wirbel hatte sie fast vergessen, um was es hier wirklich ging – um ihre Mutter. Mama war das einzig Wichtige, weder ihr Ärger, dass sie sich mit diesem Mann abgeben musste, noch das Weingut. Sondern das, was mit ihrer Mutter geschehen würde, wenn Nicolo Orsini ihrem Vater nicht die Millionen überließ.
„Nicolo.“ Sie atmete tief durch und setzte ein, wie sie hoffte, zuversichtliches Lächeln auf. „Reicht es Ihnen denn nicht, in toskanische Erde zu investieren? Müssen Sie sie unbedingt besitzen? Ich meine, Sie stammen doch nicht aus der Toskana …“
Sie schnappte nach Luft, als seine Finger hart ihre Schulter umklammerten. „Nein, ich bin Amerikaner, mit sizilianischem Blut. Ihrer Meinung nach stellt mich das auf eine niedere gesellschaftliche Stufe.“
„Nein, so meinte ich das nicht …“
„Ich bin ein Orsini, Alessia, aber das heißt nicht, dass ich ein Trottel bin. Lügen Sie mich nicht an, Prinzessin. Das ist das Einzige, das ich nicht verzeihen kann.“
„Ich bin keine Lügnerin! Ich versuche nur herauszufinden, warum Sie so unbedingt die Kontrolle über das Weingut meines Vaters übernehmen wollen.“
„Weil ich es so wünsche.“
„Er wird es nicht zulassen. Und wenn Sie sich dann zurückziehen und ihm das Geld nicht leihen …“
„Ja? Was dann?“ Er suchte in ihrem Gesicht nach einer Antwort. „Was ist der wahre Grund, weshalb Ihnen das alles hier so wichtig ist?“
Alessia starrte ihn schweigend an. Er war mächtig, so als hielte er die ganze Welt in Händen. Wie er zu dieser Macht gekommen war, war unerheblich. Er war ein Mann, der alles erreichte, was er sich vornahm, das hatte sie von Anfang an geahnt.
Was, wenn sie ihm alles erzählte? Von der hässlichen Drohung ihres Vaters. Von ihrer Mutter, die nur er, ein Fremder aus einer anderen Welt, retten konnte.
„Sagen Sie mir die Wahrheit, Alessia. Ich weiß, dass da noch mehr ist, als Sie mich sehen lassen wollen.“
Er sprach leise. Seine Finger waren nicht mehr grob, sondern streichelten beruhigend. Sie schaute in sein Gesicht, in seine dunklen Augen. Sie konnte ihm die Wahrheit sagen und …
Ja, und dann?
Er war ein skrupelloser Gauner, sie konnte ihm nicht vertrauen.
„Es gibt nicht mehr als das, was Sie sehen, signore . Ich bin eine toskanische Tochter, die entschlossen ist, alles für ihren Vater zu tun.“
Nick verzog leicht die Lippen, dann ließ er sie los und ging in den Konferenzsaal zurück. Alessia folgte ihm.
„Gentlemen, erzählen Sie mir alles, was ich wissen muss.“
Der Verwalter sprach in schwelgerischen Tönen von den Weinbergen. Der Rebenmeister beschrieb, was er mit den entsprechenden Mitteln und ausreichend Zeit bei den Trauben erreichen konnte, und der Keltermeister berichtete von früheren Lesen und wie man den zukünftigen Jahrgängen der Antoninni-Weine zu alter Glorie verhelfen könne.
Dann herrschte Schweigen. Sogar Alessia hielt den Atem an.
Nick lächelte. „Ich bin beeindruckt, meine Herren. Beeindruckt und erfreut.“ Er schob seinen Stuhl zurück. Alle anderen standen ebenfalls auf. „Sollte ich diese Investition tätigen, möchte ich, dass Sie alle an Bord bleiben, signori .“
Strahlendes Lächeln, kräftiges Händeschütteln. Die Männer verließen
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