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Sag nichts, kuess mich

Sag nichts, kuess mich

Titel: Sag nichts, kuess mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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begann vor Stolz zu glühen, als Nicolo behauptete, wie sehr er sich freue, den Mann persönlich zu treffen, über den im letzten Monat in einem internationalen Finanzmagazin ein langer Artikel erschienen sei.
    Er gab sich nicht den Anschein, etwas von Wein zu verstehen. „Außer natürlich, dass ich einen guten Jahrgang zu schätzen weiß“, meinte er und brachte damit jeden zum Lachen, sogar die beiden Winzer, die der Welt schlimmste Weinsnobs sein mussten.
    Schließlich sah er sich im Saal um und bewunderte die alten Meister an den Wänden. „Einzigartig“, lautete sein Kommentar, und dann fügte er noch hinzu, dass ihm vor einigen Monaten das Glück hold gewesen sei und er auf einer Auktion bei Sotheby’s eine Donatello-Statue hatte ersteigern können. Zudem habe er seinen Agenten beauftragt, Augen und Ohren offen zu halten, da es in der Kunstwelt Gerüchte gebe, dass bald ein Raffael auf dem Markt erhältlich werden sollte.
    Bis sie sich alle wieder setzten und zum Geschäftlichen kamen, fraßen die Leute ihres Vaters ihm aus der Hand.
    Nun, das würde sich jetzt sicherlich ändern. Sobald die Nettigkeiten abgehandelt waren und aus Orsini, dem Gentleman, wieder Orsini, der Gangster, werden würde.
    Alessia schüttelte unmerklich den Kopf. Nein, das war nicht fair. Ihr saß ein mächtiger, weltgewandter und direkter Mann gegenüber, der es mit jedem hier im Raum aufnehmen konnte. Vermutlich war er sogar intelligenter als alle zusammen. Er verstand etwas von Finanzen.
    Und er verstand, dass er angelogen wurde.
    Ohne eine Regung hörte er sich an, wie Anwalt und Buchhalter seinen direkten Fragen mit vagen Antworten auszuweichen versuchten. Schließlich hob er nach einer halben Stunde die Hand. „Genug davon.“
    Er nannte es pure Fiktion, sicherlich nett verpackt, aber eben nur Fiktion, und schob die Unterlagen vor sich auf dem Tisch zur Seite. Seine dunklen Augen glitzerten wie die Augen eines Hais auf Beutefang.
    „Wenn ich mich entscheiden soll, Geld in diese Operation zu stecken, brauche ich einen guten Grund.“
    „Aber wir gingen davon aus“, der Anwalt sah um Unterstützung heischend zum Buchhalter, „dass Ihr Vater dem Fürsten den Kredit gewährt.“
    „Ich bin der Investor“, meinte Nick knapp. „Und nichts von dem, was ich gesehen und gehört habe, reicht mir als Grund, Ihnen zehn Millionen Euro zu überlassen.“
    „Zehn Millio…“
    „Richtig, zehn Millionen.“ Nick ließ den Blick durch die Runde wandern. „Die Konditionen für den Kredit haben sich ebenfalls geändert. Ich erwartete einundfünfzig Prozent Beteilung.“
    „Nein“, widersprach Alessia sofort. „Wir verkaufen nicht an Sie.“
    „Der Betrieb gehört Ihrem Vater, und wenn er den Kredit von mir haben will, wird er tun, was ich sage.“ Nick wandte sich an den Anwalt und den Buchhalter. „Meine Leute werden sich diese Unterlagen ansehen. Was nun den Zustand der Weinberge angeht …“ Er blickte die anderen drei Männer durchdringend an. „Können Reben und Land noch gerettet werden, oder hat man sie schon zu lange vernachlässigt?“
    „Selbstverständlich sind Land und Reben mit den entsprechenden Maßnahmen zu retten“, versicherte der Rebenmeister eifrig, und die anderen beiden nickten.
    „Gut.“ Nick stand auf. „In diesem Falle, Gentlemen, erwarte ich alle rechtlichen und finanziellen Details bis zum Ende der Woche in meinem New Yorker Büro.“
    Der Anwalt öffnete den Mund, um zu protestieren, überlegte es sich jedoch im letzten Augenblick anders. Der Buchhalter reagierte ähnlich. Beide waren sie abgekanzelt worden wie Schuljungen.
    Alessia schnaubte.
    „Wollten Sie noch etwas sagen, Prinzessin?“
    „Nur das, was ich schon gesagt habe. Mein Vater wird Ihnen niemals die Kontrolle über den Betrieb, der seit Jahrhundert im Besitz der Familie ist, überlassen.“
    Sie konnte sehen, wie er die Lippen zusammenpresste, dann zog er ihren Stuhl ein Stückchen zurück und lächelte den anderen schmal zu. „Entschuldigen Sie uns einen Moment. Alessia? Lassen Sie uns eine Minute unter vier Augen reden.“
    Kaum hatten sie die Tür hinter sich zugezogen, hob leises Stimmengwirr in dem Raum an.
    „Sie sollten besser akzeptieren, Prinzessin, ebenso Ihr Vater“, sagte Nicolo Orsini ruhig. „Ich investiere nicht in ein Weingut, wenn ich nicht sicher sein kann, dass die Investition sich lohnt. Und ich investiere grundsätzlich nicht, wenn ich nicht den Hauptanteil besitze.“
    „Das wird nicht geschehen. Sie

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